Expertendebatte zu Managed Services

Cloud 2.0 fordert neue Anwender-Lernkurve

09.07.2019
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Gerhard Holzwart begann 1990 als Redakteur der COMPUTERWOCHE und leitete dort ab 1996 das Ressort Unternehmen & Märkte.  Ab 2005 verantwortete er den Bereich Kongresse und Fachveranstaltungen der IDG Business Media GmbH und baute „IDG Events“ mit jährlich rund 80 Konferenzen zu einem der führenden Anbieter von ITK-Fachveranstaltungen in Deutschland aus. Seit 2010 ist Gerhard Holzwart geschäftsführender Gesellschafter der h&g Editors GmbH und ist in dieser Funktion als Event Producer, Direktmarketingspezialist und ITK-Fachredakteur tätig.        

Die Nutzung von Managed Services sind für deutsche Anwender kein Neuland mehr. Doch zur Bereitschaft und Fähigkeit, auf der Klaviatur einer Multi-Cloud-Umgebung zu spielen, ist es für das Gros der hiesigen Unternehmen noch ein längerer Weg.

IT-Sicherheit, die Digitalisierung und grundsätzlich mehr Agilität und Flexibilität: Die aktuellen Herausforderungen für die IT-Organisationen in Unternehmen sind gleichzeitig auch die Treiber für Managed Services und Cloud-Dienste. Im Rahmen einer Round-Table-Diskussion nahmen Branchenvertreter die Ergebnisse der aktuellen COMPUTERWOCHE-Studie "Managed Services 2019" zum Anlass, auch über die notwendige künftige Ausrichtung eines internen IT-Shops zu sprechen.

"Häufig gibt es bei den Unternehmen noch keine konkreten Geschäftsmodelle für die Cloud. Man geht in die Cloud, ohne sich groß Gedanken zu machen. Der Grund ist entweder der Wunsch nach einem technologischen Leuchtturmprojekt, oder es sind reine Kostenargumente", fasst Andre Fenchel, Account Manager bei Rackspace Germany, den Ist-Zustand in vielen Firmen zusammen. Der Cloud-Spezialist relativiert damit ein wenig die Tatsache, dass der Untersuchung zufolge rund 67 Prozent der hiesigen Unternehmen bereits in der Cloud sind und weit über 40 Prozent in den nächsten zwölf Monaten die Wolke noch intensiver als bisher als Bezugsquelle für IT-Services nutzen möchten. Denn die tägliche Praxis zeige, dass die deutschen Anwender zwar längst die Scheu vor dem Mythos Cloud verloren haben, aber mit Blick auf "Cloud-Readiness" größtenteils noch weit von einem strategischen Ansatz entfernt seien.

Weit verbreitet: Software as a Service

Oft, so scheint es, sind Unternehmen eher schleichend von einem klassischen Managed Service zur Cloud-Spielart Software-as-a-Service (SaaS) gewechselt, etwa in den Bereichen Security, E-Mail oder SAP, wo sich zwar Hosting und Delivery technologisch verändert haben, das grundsätzliche Beziehungsgeflecht zum Provider aber weitgehend unverändert geblieben ist. Nicht umsonst ist SaaS derzeit die mit großem Abstand beliebteste Cloud-Variante. Und nicht umsonst feiern derzeit laut Studie auch nahezu sämtliche Spielarten von Managed Services Hochkonjunktur.

Die Nutzung von Managed Services hat durch den Siegeszug der Cloud in den vergangenen Jahren noch einmal spürbar zugenommen.
Die Nutzung von Managed Services hat durch den Siegeszug der Cloud in den vergangenen Jahren noch einmal spürbar zugenommen.
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Das ist nicht mehr so sehr getrieben von dem Motiv, Kosten zu sparen, sondern eher davon, schneller und agiler zu werden - und sich Freiräume zu schaffen für Innovationsprojekte. Sei es, dass man diese selbst innerhalb der IT-Organisation in Angriff nimmt oder indem man digitale Kompetenz und Ressourcen sowie entsprechendes Prozess-Know-how vom Dienstleister einkauft. "Innovation hat nicht zwingend originär etwas mit IT zu tun, sondern bedeutet primär Produkt- und Geschäftsprozessinnovation. Überall dort, wo ein Managed Service oder eine Cloud-Lösung den nötigen Wettbewerbsvorteil oder mehr Agilität eröffnet, liegt die Entscheidung auf der Hand", erläutert Carsten Grunert, BU Manager Sales Bayern bei Axians IT Solutions.

Ausgehend von diesem Szenario wird die Cloud also zunehmend Commodity. Bahnbrechend als originäre Cloud-Applikationen sind neben der gehosteten CRM-Lösung Salesforce Marktbeobachtern zufolge derzeit vor allen Dingen Office 365 und einschlägige Collaboration-Tools wie Microsoft Teams. Mit der Nutzung solcher Cloud-Dienste können sich jedenfalls auch sehr viele Mittelständler und Kleinunternehmen anfreunden. Den Handlungsdruck, IT-Betrieb und Ausstattung von Arbeitsplätzen zukunftssicher zu gestalten, spüren also offenbar längst nicht nur die großen Unternehmen.

Multi-Cloud im Kommen

Interessant wird es da, wo sich derzeit bei den Anwendern noch große Unterschiede zeigen: bei der Zusammenarbeit mit den großen Hyperscalern und der Initiierung umfassender strategischer Cloud-Projekte. Nicht jedes Cloud-Projekt hat naturgemäß die Dimension des unlängst publicityträchtig angekündigten Deals des Volkswagen-Konzerns mit Amazon Web Services, aber am Beispiel des Autobauers in Wolfsburg lässt sich veranschaulichen, worum es bei der Nutzung von (Managed) Cloud Services in einer nächsten Ausbaustufe geht: die Orchestrierung von Hybrid- und Multi-Cloud-Umgebungen.

Schert man die allgemeine Unternehmenslandschaft in Deutschland über einen Kamm, gibt es aktuell - jedenfalls darin sind sich Branchenkenner einig - nur wenige Firmen, die über eine ausgefeilte Muli-Cloud-Strategie verfügen. Man bezieht zwar inzwischen viele dedizierte Cloud-Services, ist aber allenfalls in Gesprächen mit einem der großen Hyperscaler in Sachen Auslagerung größerer strategischer Infrastrukturprojekte. Zu viele Legacy-Applikationen, die noch nicht abgeschaltet werden können, zu viel "altes Mindset" in den Organisationen, noch zu wenig Erfahrung mit der Cloud, Restriktionen durch branchenspezifische Regulierung - so lauten vielfach die Argumente. Neue Management-Suites zur Steuerung von Multi-Cloud-Umgebungen wie zum Beispiel die kürzlich von Google vorgestellte Plattform "Anthos" scheinen insofern für das Gros der Anwender hierzulande überwiegend noch nicht relevant zu sein.

Agil ist Trumpf

Stichwort Multi-Cloud-Management: Voraussetzung für eben dieses ist in jedem Fall die Fähigkeit zum allgemeinen Provider-Management. Auch wenn nach Ansicht der im COMPUTERWOCHE-Round-Table vertretenen Experten die Tatsache, dass man einen externen IT-Dienstleister steuern, Verträge aushandeln und die Einhaltung von Service Level Agreements (SLAs) überwachen kann, vielfach schon mit dem Skillset einer Retained Organisation gleichgesetzt wird, werden den Anwendern in diesem Punkt doch rundweg gute Noten erteilt. Man hat es gelernt, mit einem externen Provider zu arbeiten. Oft war beziehungsweise ist dabei womöglich der erste Schritt in die Cloud auch einer Art Flucht nach vorne. Markus Merk, Geschäftsführer und Partner bei Rödl & Partner, meint jedenfalls: "Des Öfteren ist bei der durch die Vorstände und Geschäftsführung getriebenen Digitalisierung die Antwort der IT: Lasst uns in die Cloud gehen, dann machen wir als IT nichts falsch."

Fazit: Es bleibt spannend

Anwender werden sich also mit Hybrid-Cloud- und Multi-Cloud-Szenarien zunehmend in die nächste Dimension flexibler IT-Bezugsmodelle wagen. Gleiches gilt für neue Anwendungsszenarien wie Edge Computing, Machine Learning/Künstliche Intelligenz oder Data-as-a-Service. Letzteres übrigens ist, wie immer häufiger zu hören ist, auch ein weiterer Katalysator für die Cloud. Immer mehr Unternehmen geben ihre Datensilos, derer sie nicht mehr Herr werden, in die Hände eines externen Dienstleisters, der daraus häufig "quick & dirty" schlanke und auf nutzungs-abhängigen Abrechnungsmodellen basierende Geschäftsprozesse entwickelt. Carsten Grunert hat hier eine einfache Erklärung parat: "Vielfach kommt der Impuls auch aus der IT, die praktikable Alternativen benötigt, um das explosionsartig gestiegene Datenvolumen im Unternehmen zu bewältigen."

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