Interview mit CEBIT-Vorstand Oliver Frese

CEBIT 2018 - nichts bleibt wie es war

10.01.2018
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.

Kein Partnerland, kein Leitthema

Sie hatten früher ein Partnerland und ein Leitthema. Wird es das noch geben?

Oliver Frese: Wir werden in diesem Jahr kein explizites Topthema ausrufen, die digitale Innovation wird überall im Mittelpunkt der CEBIT stehen. Künstliche Intelligenz kristallisiert sich aber gerade als Treiber der Innovation heraus. Insgesamt wird sich das Thema aber aus dem Setup der Veranstaltung ergeben, wir werden es nicht explizit ausrufen.

Auch die Frage nach dem Partnerland haben wir intensiv diskutiert und entschieden, dass es nicht mehr recht zur neuen CEBIT passt. Aber wir werden Repräsentanten aus vielen Ländern in Hannover begrüßen, gerne dann auch in Begleitung der Bundeskanzlerin oder des Bundeskanzlers und der Minister bei ihren möglichen CEBIT-Rundgängen.

Wie sieht das Geschäftsmodell der CeBIT 2018 aus? Auf welche Kosten müssen sich Aussteller und Besucher einstellen?

Oliver Frese: Wir haben alles angefasst und verändert, sogar das Logo, das nun in frischen Farben daherkommt: Das "e" in CEBIT wird jetzt großgeschrieben - und steht für Erfolg. Das Preissystem für die Aussteller ist viel einfacher geworden. Bislang gab es bisher bis zu 50 verschiedene Preisbestandteile, heute gibt es nur noch fünf. Wir nehmen 250 Euro für den Quadratmeter, da ist dann aber auch alles drin. Die Unternehmen goutieren das, es ist einfach und überschaubar.

Das Preissystem für den Besucher haben wir auch angepasst. Es gibt keine Tagestickets mehr, außer am Freitag. Wir werden Wochentickets haben in unterschiedlichen Preisstufen. Die sind zeitlich gestaffelt, wir sind mit einem 25-Euro-Ticket gestartet, dann in eine 50-Euro-Phase übergegangen und jetzt in der 100-Euro-Phase angekommen. Zwei Wochen vor der Veranstaltung wird das Wochenticket dann 200 Euro kosten. Da ist dann aber auch alles drin: Abendveranstaltung, Talk-Formate etc. Wir denken auch über ein besonderes Ticket für den Abend nach.

Und abends fällt dann das Hannoveraner Partyvolk ein, um Jan Delay zu hören?

Oliver Frese: Wir werden das über den Kartenverkauf steuern. Der Campus ist zwar riesig, aber von der Kapazität her dann doch irgendwann endlich. Vor der Bühne gehen wir aktuell von einem Platz für etwa 7500 bis 8000 Personen aus.

Diese Powerpoint-Folie mit dem Hallenplan 2018 warf Oliver Frese im vergangenen Jahr auf einer Pressekonferenz an die Wand.
Diese Powerpoint-Folie mit dem Hallenplan 2018 warf Oliver Frese im vergangenen Jahr auf einer Pressekonferenz an die Wand.
Foto: Hannover Messe

Mit welchen Größenordnungen bei Ausstellern und Zuschauern rechnen Sie 2018?

Oliver Frese: Aktuell können wir dazu noch nichts sagen, da die Veranstaltung wirklich ein komplett neues Setup erhalten hat. Wir haben aber so geplant, dass die neue CEBIT eine Kapazität im Gelände erhält wie die 2017er Veranstaltung. Wir sind auf einem sehr guten Weg.

Gibt es Widerstände bei Ausstellern, die diese Veränderungen nicht mittragen wollen?

Oliver Frese: Die neue CEBIT ist erst einmal erklärungsbedürftig. Wir müssen immer wieder deutlich machen, dass der alte Business-Kern der Veranstaltung erhalten bleibt und wir ihn sogar noch stärken werden. Aber wir wollen eben auch neue Elemente hinzufügen, die diesen Business-Festival-Charakter ausmachen. Es geht doch nicht darum, nur Party machen auf dem Gelände. Wir verbreitern mit der neuen CEBIT die Kontaktfläche zwischen Aussteller und Besucher - mit dem klaren Ziel der Geschäftsanbahnung. Wir holen derzeit jeden einzelnen Aussteller ab und sind in einem zeitintensiven Dialog.

Wie soll der erste Tag der CEBIT, der Montag, aussehen?

Oliver Frese: Das wird ein reiner Konferenztag, die Messe ist dann noch nicht eröffnet.

Bei Ihrem angedachten Konferenzkonzept müssten die Besucher dann durch Baustellen klettern, um die dezentralen Bühnen zu erreichen …

Oliver Frese: Nein! Der Tag wird vorwiegend in den Hallen 19 und 20 stattfinden, in einem zentralen Konferenzbereich, und zwar ab 10.30 Uhr. Dort werden wir klassische Veranstaltungen in großen Sälen, aber auch Breakout-Sessions haben. Wir planen das gemeinsam mit den Verbänden und Partnern, darunter BDI und Bitkom. Das wird ähnlich wie das Vorprogramm eines IT-Gipfels. Der CEBIT-Montag wird dann am Abend mit der Welcome Night auf dem Messegelände abgerundet.

Aber auch in den CEBIT-Montag wollen wir junge Formate integrieren: Barcamps und Hackathons beispielsweise, weil wir von Anfang an auch hier das Signal des Aufbruchs setzen möchten. Aktuell arbeiten wir an diesen jungen Formaten. Deshalb wird sich sicher auch das Erscheinungsbild auf der neuen CEBIT verändern.

Tagsüber arbeiten, abends feiern

Ich kann also meinen Anzug in diesem Jahr zuhause lassen?

Oliver Frese: Jeder sollte generell das tragen, was er für angemessen hält. Sicher wird sich aber das Gros der Veranstaltung anders anfühlen als bisher und auch anders aussehen. Aber eines ist mir noch einmal wichtig: Bei der CEBIT geht es ums Business. Wir wollen aus der digitalen Agenda eine Bewegung machen - auch weil wir überzeugt sind, dass Wirtschaft und Gesellschaft in der digitalen Transformation Impulse und Orientierung brauchen. Und dafür muss es einen Ort geben, an dem die Akteure zusammenkommen. Das Feierelement geht in den Abend, tagsüber ist das eine Business-Veranstaltung, auch wenn es auf dem Campus etwas lockerer zugehen wird.

Ich habe den Eindruck, dass 2017 für Sie ein ziemlich anstrengendes Jahr war…

Oliver Frese: Es war in der Tat anspruchsvoll, aber heute, nachdem sich alles konkretisiert hat, gucken wir sehr optimistisch auf dieses vielleicht spannendste Projekt im internationalen Messewesen. Wir nutzen diese CEBIT auch, um uns als Unternehmen Deutsche Messe zu transformieren und neue Formen der Zusammenarbeit zu testen.

So haben wir interdisziplinäre Teams gebildet, in denen wir - ohne Rücksicht auf Hierarchien - eng und agil zusammenarbeiten. Gruppen finden sich kurzfristig zusammen und gehen nach Lösung der spezifischen Aufgabe wieder auseinander, es wird anders, schneller und unkomplizierter kommuniziert, viel mehr Chat, weniger E-Mail. Wir wollen schnell sein, keinesfalls bürokratisch.

Hannovers Kreativ- und Club-Szene ist mit im CEBIT-Boot

Zieht das Hannoveraner Umfeld bei der Neuposoitionierung der CEBIT mit?

Oliver Frese: Tatsächlich erleben wir gerade, wie durch das neue Konzept und die Verlegung in den Sommer die Kreativität hier in Hannover ganz neue Kräfte freisetzt. Wir sind in ganz unterschiedlichen Arbeitsgruppen unterwegs: städtische Einrichtungen, der Kreativ- und der Club-Szene. Wir reden auch mit den Agenturen, der City-Gemeinschaft, in der die Händler organisiert sind, Hannover Marketing, dem Gastgewerbe, mit den Taxifahrern.

Alle wollen, dass Hannover in der CEBIT-Woche abhebt! Nicht nur auf dem Messegelände, überall. Wenn der Besucher ankommt, muss er spüren, dass CEBIT ist. Ein durchgängiges Erlebnis. Diese Zusammenarbeit hat es in dieser Form bisher auch noch nicht gegeben. Aber jetzt haben alle Lust darauf, das CEBIT-Feeling neu zu beleben. Und das macht viel Spaß.