Appstore gegen Google Play

Business-Software für Tablets

20.05.2012
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Alternative Exchange-Clients

Oder es wird alternativ die "Exchange Suite" eines Drittherstellers wie Nitrodesk, Moxier oder Dataviz angeschafft. Hier schlägt der Administrator zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen muss er sich nicht mehr mit den unterschiedlichen Implementierungen der Hersteller herumärgern, zum anderen achten diese spezialisierten Anbieter im Gegensatz zu Samsung und Co. darauf, dass ihre Produkte mit den aktuellen Exchange-ActiveSync-Varianten reibungslos zusammenspielen. Ferner warten die Tools schon mit rudimentären Mobile-Device-Management-Funktionen auf sowie mit zahlreichen Einstellmöglichkeiten für die persönliche Arbeit mit Exchange.

In verschiedenen Tests kristallisierte sich "Touchdown" von Nitrodesk als unser Favorit heraus. Für Touchdown sprach die sehr stark am Desktop-Outlook orientierte Bedienung und optische Aufmachung der Benutzeroberfläche. Auf Platz zwei folgt Moxier Mail, das in unseren Augen zwar mit Touchdown generell mithalten kann, aber in den meisten Punkten ein wenig abfällt. Sicher sind hier aber auch die Geschmäcker unterschiedlich, weshalb es sich empfiehlt, die im Google-Play-Store erhältlichen Testversionen ausgiebig zu untersuchen. Wenig Begeisterung rief bei uns "RoadSync" von Dataviz hervor. Das Tool war im Vergleich zu den beiden Konkurrenten zu langsam (Synchronisation vieler Kalendereinträge oder Mails) und bei der Bedienung eher zäh.

Geht es um den Einsatz von Exchange auf dem Tablet, spricht insgesamt wenig für Android- und eine Menge für Apple-Geräte. Wer out of the Box eine sorgenfreie Exchange-Anbindung sucht, ist hier richtig. Zwar bieten Touchdown oder "Moxier Mail" auf den Android-Tablets jede Menge Funktionalität, doch die erkauft sich der Anwender mit zusätzlichen Kosten und einigem Installationsaufwand.

Office-Dateien bearbeiten

Unentschieden - um es gleich vorwegzu- nehmen - fällt dagegen der Vergleich in unserer nächsten Disziplin aus. Weder auf Android- noch auf iOS-Tablets lassen sich Office-Dokumente vernünftig und verlustfrei verarbeiten. Wer das tun möchte, kommt auf Geschäftsreisen um das Notebook nicht herum. Selbst das richtige Präsentieren von fertigen Dokumenten stellt die eine oder andere App vor Riesenprobleme: So fehlen in Powerpoint-Präsentationen auf den Tablets plötzlich Bilder, Bullet Points in Aufzählungen werden falsch gesetzt, und Überblend-Effekte zwischen Folien verschwinden.

Auch bei anderen Office-Produkten stellten sich Probleme ein. So stimmte etwa in Word-Dokumenten mit eingebetteten Fotos und Stilelementen wie Überschriften und Zwischenüberschriften das Seitenlayout nicht mehr, und Formatierungen fehlten. Excel-Dateien vergaßen Dropdown-Listen und teilweise berechnende Verknüpfungen zwischen den Zellen einer Tabelle. Für viel Ärger sorgten zudem unsere Makros, die auf den Tablets meist nicht funktionierten.

Externe Tastatur unerlässlich

Foto: Apple

Zudem sollte eine Grundvoraussetzung nicht vergessen werden: Für das produktive Arbeiten mit den Office-Apps ist eine externe Tastatur unerlässlich. Ferner sollten iPad-Benutzer auf einen Online-Speicher wie etwa Apples iCloud zugreifen können, um den störrischen Datenaustausch über das von vielen ungeliebte iTunes zu umgehen.

Eine klare Empfehlung für die eine oder andere Office-Suite auszusprechen fällt schwer. Egal ob "Office2HD" von Byte Squared, "Documents To Go Premium" von Dataviz, "Quickoffice Pro HD" oder "Pages", "Numbers" und "Keynote" von Apple - alle haben ihre spezifischen Vor- und Nachteile. Die Office-Apps von Apple sind am besten zu bedienen, dafür fehlt es ihnen aber an Office-Kompatibilität und Cloud-Support - nur iCloud ist möglich. Bei den anderen getesteten Apps verhält es sich umgekehrt. Viele Cloud-Features lassen sich kaum nutzen. Letztendlich muss sich eine Entscheidung an den eigenen Prioritäten orientieren. Wer auf Bedienbarkeit Wert legt, liegt bei den Apple-Apps Pages, Numbers und Keynote richtig. Wer auf möglichst große Office-Kompatibilität oder Cloud-Unterstützung angewiesen ist, fährt beispielsweise mit Office2HD besser.