Arbeitsplatz der Zukunft

Bosch-Mitarbeiter arbeiten kollaborativ

12.08.2015
Von 
Peter Ilg ist freier Journalist in Aalen.
Wenn Mitarbeiter vernetzt sind, hat jeder die Chance, seinen Beitrag zum Gelingen eines Projektes beizutragen. Kollaboratives Arbeiten, also die Zusammenarbeit über Distanzen, setzt Technik voraus. Nur wenn die akzeptiert wird, machen viele mit. Was auch der Sinn des Teilens von Wissen ist. Bosch wagt das Experiment mit seinem Projekt Next Generation Workplace.
  • Das Projekt "Next Generation Workplace" soll die Kommunikation zwischen Bosch-Mitarbeitern vereinfachen
  • Auch mittelständische Unternehmen sollten kollaboratives Arbeiten in Betracht ziehen

Bosch stattet seine weltweit rund 240.000 Bildschirmarbeitsplätze mit neuen Büroanwendungen aus. "Wir sind ein globales Unternehmen und wollen unsere Mitarbeiter weltweit vernetzen, um über Grenzen hinweg eine noch bessere Zusammenarbeit zu erreichen", sagt Volker Deutschmann. Der Ingenieur der technischen Informatik ist der technische Projektleiter von "Next Generation Workplace".

Durch einheitliche und nutzerfreundliche Software baut das Stuttgarter Technologie- und Dienstleistungsunternehmen seine agile Arbeitsorganisation aus. Angelehnt an die gewohnte Social-Media-Nutzung der Mitarbeiter im privaten Umfeld kommen neue Kommunikations-Tools wie Videotelefonie oder Online-Chats am Arbeitsplatz zum Einsatz. Diese werden mit verschiedenen Endgeräten wie Notebooks oder Smartphones im Büro, von unterwegs oder von zu Hause aus nutzbar sein. Bis zum Jahresende 2015 verfügen etwa 100.000 Arbeitsplätze über die neue Software. 2016 werden die anderen folgen. Es sind vor allem Büroarbeitsplätze, aber auch Bildschirmarbeitsplätze in der Fertigung. In dieses Projekt Next Generation Workplace investiert das Unternehmen immerhin rund 800 Millionen Euro.

Auch das soll künftig selbstverständlich werden: der weltweite Austausch mit den Kollegen via Videokonferenz.
Auch das soll künftig selbstverständlich werden: der weltweite Austausch mit den Kollegen via Videokonferenz.
Foto: Bosch

Es soll künftig weniger E-Mails geben

Bosch-Mitarbeiter sollen von jedem Standort der Welt aus einfach zusammenarbeiten können - innerhalb und außerhalb des Büros - so das große Versprechen. Basis dafür ist eine nahtlos integrierte Umgebung. Die Mitarbeiter können künftig mit Notebooks oder Smartphones Telefonate, Videokonferenzen und Online-Chats aus einem Programm heraus starten. Auch Dokumente sollen sich dann mit wenigen Mausklicks anlegen, gemeinsam bearbeiten und verwalten lassen. In Kombination mit der bestehenden Social-Business-Plattform Bosch Connected erwartet das Unternehmen einen weiteren Rückgang des E-Mail-Aufkommens und eine einfachere Kommunikation zwischen den Mitarbeitern.

Wesentliche Teile des neuen Softwarepakets sind die Büro-Software Office 2013, Sharepoint, die Kommunikationssoftware Skype für Business und die Notizerfassungssoftware OneNote. Diese Software nutzt den Computer als eine Art Notizbuch und ermöglicht das einfache Erfassen und Verwalten von Informationen.

Weit verbreitet sind solche Lösungen bislang nicht - oder sie werden nicht genutzt, wie eine aktuelle Studie zum Thema Wissens-Management (siehe Kasten) zeigt. Sie besagt nämlich, dass nur jeder fünfte Beschäftigte in Deutschland Collaboration Tools nutzt, um sich mit Kollegen auszutauschen. Von den etwa 360.000 Bosch-Mitarbeitern werden Ende nächsten Jahres zwei Drittel mit kollaborativer Software ausgestattet sein. Maßgeblich für den Projekterfolg ist nach Angaben von Stefan Asenkerschbaumer, stellvertretender Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung und verantwortlich für die Informationsverarbeitung, die Akzeptanz der neuen IT-Lösungen und der zusätzlichen Kommunikationsmöglichkeiten. "Deshalb haben wir unsere Mitarbeiter sehr früh eingebunden und ermittelt, welche Anforderungen, Erwartungen und Wünsche sie an ihren Computer-Arbeitsplatz der Zukunft haben."

"Die Arbeit macht jetzt mehr Spaß"

Ee Von Lim vom Bosch-Standort Singapur sagt: "Ich bin es gewohnt, privat mit Freunden und der Familie zu chatten und über unterschiedliche soziale Medien zu kommunizieren. Genauso intuitiv kann ich jetzt auch mit Kollegen in aller Welt zusammenarbeiten. Ich bin produktiver und die Arbeit macht mehr Spaß."

Die Accounting-Managerin hat mehrere Wochen als Pilotanwenderin an dem Projekt teilgenommen. Die Bosch-Verantwortlichen sind davon überzeugt, dass die neuen mobilen Arbeitsplätze die Zusammenarbeit der Belegschaft stärken werden, und die neue IT-Infrastruktur soll wesentlich zur Agilität des Unternehmens beitragen.