Der Android-Slider im Praxistest

Blackberry PRIV – Das Beste aus zwei Welten?

30.12.2015
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

Pure Android mit Schwarzbeer-Aroma

Blackberry hat die Android-Oberfläche nur behutsam verändert.
Blackberry hat die Android-Oberfläche nur behutsam verändert.

Nachdem es Blackberry trotz zahlreicher Versuche nicht gelungen ist, einer großen Anwenderschar die vielfältigen Vorzüge von Blackberry 10 näherzubringen, portiert der Hersteller nun diverse Features wie die Nachrichtenzentrale Blackberry Hub, den Kalender oder den Blackberry Messenger (BBM) durch die Hintertür als Apps auf Android. Zumindest beim Blackberry Hub ist dies nicht so schön gelöst wie bei Blackberry 10, unter anderem, weil die Mail-Konten nicht automatisch übernommen werden. Das links am Rand angebrachte Productivity Tap (siehe oben) dagegen hält, was es der Name verspricht.

Ansonsten hat Blackberry zumindest die grafische Bedienoberfläche von Android 5.1 mit Samthandschuhen angefasst. So wurde etwa der Android Launcher nur wenig modifiziert und erhielt drei statt zwei wählbare Streichverknüpfungen. Per Default sind dies Blackberry-Gerätesuche, Google Now und der Blackberry Hub, die beiden von Blackberry stammenden Verknüpfungen lassen sich jedoch in den Einstellungen verändern.

Ein nettes Feature sind auch die für viele Apps definierbaren Popup-Widgets: Ein kurzer Strich von oben nach unten über das App-Icon und man wird über die Neuigkeiten informiert, ohne die App selbst im Vollbildschirm öffnen zu müssen.

Fazit: Too little, too late?

Mit dem Blackberry PRIV ist es den Kanadiern durchaus gelungen, wesentliche Elemente und Funktionen ihrer BB10-Geräte auf Android zu übertragen, ohne Tugenden wie Sicherheit, Produktivität, Akkulaufzeit oder die Bedienung via physischer Tastastur aufzugeben. Trotz zusätzlicher Perlen wie DTEK oder die Popup-Widgets wurde die Transformation aber nicht konsequent zu Ende geführt. Dies gilt insbesondere für das traditionell sehr Blackberry-affine Enterprise-Umfeld: Für Unternehmen, die einen Ersatz für ihre alten Blackberrys (oder zu teuren iPhones) suchen, stellt das PRIV leider weder preislich noch technisch eine wirkliche Alternative dar.

Ob das Gerät im Endkundenbereich ein Erfolg wird, bleibt ebenfalls abzuwarten. Obwohl das PRIV durchaus punkten kann, ist die Konkurrenz im Smartphone-Lager gerade bei Android stärker und günstiger wie nie. Immerhin: Eine physische Volltastatur kann derzeit kein anderer Gerätehersteller bieten und sollte dazu führen, den einen oder anderen sentimentalen Ex-Blackberry-Nutzer zurückzugewinnen. Eine andere Fan-Gemeinde dürfte den Kanadiern indes sicher sein: Die begeisterten BB10-Nutzer, falls das PRIV auch für diese Plattform bereitgestellt wird.