Bekanntlich ist jedes Unternehmen so besonders, wie jeder Mitarbeiter einzigartig ist. Doch wie soll man als Bewerber diesen faszinierenden Umstand in Worte fassen? - Schlag nach bei Kafka! Die Wirtschaft liebt ihn! (Anmerkung der Redaktion: Alle kursiven Textpassagen sind Originalzitate aus Bewerbungen.)
"Eine besondere Karriere beginnt in einem besonderen Unternehmen - und Franz Kafka wusste schon zu sagen: 'Wege entstehen dadurch, dass man sie geht'.”
Glatteis entsteht dadurch, dass man sich darauf begibt. Folgern Sie jetzt nicht, Anschreiben entstünden dadurch, dass man sie schreibt. Gerade als Erstbewerber weiß man von der Pflicht, die manchmal kümmerliche Wurst der eigenen Neigung in den höheren Senf des Berufsberaters zu stippen:
"Ich habe mich umfassend über den Beruf des Industriekaufmannes informiert. Er entspricht meinen Neigungen und Fähigkeiten und befriedigt das vorhandene Interesse an Industrie und Wirtschaft."
So schön es ist, sich selbst zu befriedigen, es ist für Jobsuchende allemal weit ergiebiger, die Fantasie eines Arbeitgebers zu erregen:
"Als Studentin der Wirtschaftspsychologie kann ich die Personalarbeit Ihres Unternehmens mit psychologischem Know-how bereichern! Kennen Sie beispielsweise die vielfältigen Möglichkeiten, um das Lernpotenzial Ihrer Mitarbeiter zu fördern?"
Alte Praktikanten in Human Resources wissen: Die wirtschaftspsychologische Wirklichkeit ist stets das beste Beispiel für die Möglichkeit der Personalarbeit. Seine Unverwüstlichkeit zeigte in diesem Jahr wieder das alte Anreiz-Antwort-Modell: Attention! Interest! Desire in Action! Ein wenig Leidenschaft des Herzens erwarten Personaler ja schon. Der strebsame Absolvent gibt sich deshalb als ein in der Wolle seines Fachs gefärbtes Temperament:
"Im Hinblick auf ein späteres Volontariat bei Ihnen bewerbe ich mich somit aus voller Leidenschaft, da ich sehr gerne zum Erfolg eines der erfolgreichsten Verlage beitragen möchte.”