Jeden Tag erscheinen neue Anwendungsfälle von Künstlicher Intelligenz – im Kundenservice, in der Medizintechnik und in nahezu jeder anderen Branche. KI scheint endlich greifbar, machbar und bereit zum Einsatz. Doch ist ein noch so smarter Use Case auch ein guter Business Case? Schafft der KI-Einsatz wirklich Mehrwert für Unternehmen? Im Folgenden stelle ich dar, wie sich in kurzer Zeit und mit überschaubarem Einsatz eine Antwort auf diese Fragen finden lässt.
Pragmatisches Vorgehen gewinnt
Der erste Schritt zum Business Case besteht in iterativem Vorgehen zwischen Unternehmensführung und Fachbereichen. Alle beteiligten Entscheider müssen über einen homogenen Kenntnisstand verfügen, etwa darüber, wie kognitive Systeme grundsätzlich funktionieren, was sie leisten können und was nicht, und wie diese Systeme im Kontext der Digitalisierung zu bewerten sind. Die Parteien im Unternehmen sprechen miteinander, finden gemeinsam Optimierungspotenziale.
Um potenzielle Einsatzmöglichkeiten zu finden, sollten sich Entscheider zunächst fragen, in welchen Unternehmensbereichen KI sinnvoll einzusetzen ist – wo also Automatisierung und Mustererkennung Vorteile versprechen – und wo man KI einsetzen will, insofern der Einsatz mit den Zielen und der Strategie eines Unternehmens einhergeht.
Sodann sind die möglichen Auswirkungen zu prüfen: „Sollten wir KI einsetzen?“ Wenn etwa ein Unternehmen sich die persönliche Kundenbetreuung vor Ort oder Nahbarkeit auf die Fahnen geschrieben hat, sollte es den Einsatz von KI im direkten Kundenkontakt kritisch hinterfragen. Zuletzt geht es in dieser ersten Phase darum, einen Bewertungsrahmen festzulegen: Welche Fehlertoleranz sollte für diesen KI-Einsatz gelten? Welche Kosten sind veranschlagt und wo liegt der Break-Even?
Betriebsrat und Datenschutzbeauftragte früh einbinden
Neben Fachbereichen, IT und Unternehmensführung ist es bereits in dieser frühen Phase ratsam, Betriebsrat und Datenschutzbeauftragte zu involvieren. So lassen sich spätere Überraschungen bei der Einführung des Projekts bestmöglich vermeiden. Insbesondere in Bezug auf die Datenschutzgrundverordnung müssen von Anfang an Rahmenbedingungen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten berücksichtigt werden, sofern diese für die Einsatzszenarien relevant sind.
Ein starker Indikator für die Auswahl eines Use Case stellt das vorhandene Daten-Fundament dar. Stehen ausreichend Informationen in entsprechender Güte zur Verfügung oder müssen Diese noch ermittelt werden. Ebenso sollte der auszuwählende Use Case einen echten Mehrwert für ein Unternehmen bieten und „machbar“ sein. Durch ein agiles Projektvorgehen wird frühzeitig die Machbarkeit geprüft und im gegebenen Fall ein „Fail Fast“ sichergestellt.