Die Netzwerkerin
Soziale Netze hat Vivian Pein schon immer geliebt. Offene Veranstaltungsformen wie Barcamps. Darin ist sie gern und oft unterwegs. Sie hat das Wordcamp in Hamburg mitorganisiert, später das Artcamp und das Community Camp in Berlin. Irgendwann, als sie der Wirtschaftsinformatik an der Hochschule enttäuscht den Rücken zuwandte ("zu viel Frontalvorlesung"), packte sie in Vaters Gärtnerei mit an, programmierte den Internet-Auftritt der Firma, entwarf einen Gutscheinshop für eine Werbeagentur, surfte für einen Headhunter im Netz nach interessanten Profilen und studierte nebenher an der Fernuniversität Hagen Betriebswirtschaft. Dass sie einmal bei Deutschlands größtem Business-Netzwerk Xing landen würde, hätte Vivian Pein nicht gedacht. Die 28-jährige lacht. "Dabei ist so ein bunter Lebenslauf recht typisch für Social-Media-Manager."
Als die Community-Managerin von Xing auf die umtriebige Online-Netzwerkerin aufmerksam wurde und vor gut einem Jahr bei Vivian Pein anklopfte, schlug die gleich ein: "Es passte einfach perfekt." Zu dem Zeitpunkt hatte Pein längst berufliche Erfahrungen mit Social-Community-Management gesammelt. Als Projektleiterin baute sie in der Hamburger Personalberatung Gemini Executive Search eine soziale Plattform auf, motivierte die Mitarbeiter zum Mitmachen, gab Schulungen im kleinen Einmaleins des Web 2.0: richtig anmelden, Bilder hochladen, mit Wikis arbeiten, sich am internen Blog beteiligen. Als die virtuelle Gemeinschaft bei Gemini in Bewegung gekommen war, sollte sie wieder in die Abteilung Personalsuche. "Aber ich erkannte, dass meine Leidenschaft woanders liegt." Da kam der Anruf der Hamburger Business-Netzwerker.
Gut findet Pein an ihrem Job bei Xing, dass es so etwas wie Alltag gar nicht gibt: "Jeder Tag ist anders." Mehr als 30.000 Gruppen treffen sich auf der Plattform zu virtuellen Debatten, moderiert von Moderatoren, die eingewiesen werden müssen in die Möglichkeiten der Online-Community. Pein berät und betreut die Moderatoren: Wie können sie am besten eine Gruppe aufbauen? Welche Themenformulierungen ziehen? Ist es für die Gruppe sinnvoll, auf Google sichtbar zu sein, oder nicht? Sie vernetzt die Diskussionsleiter untereinander, ist Ansprechpartnerin bei Fragen und Konflikten, klärt über Rechte, Pflichten und Regeln der Gemeinschaft auf. Manchmal muss sie auch Streitigkeiten in Foren schlichten oder einschreiten, wenn aus hitzigen Debatten beleidigende Tiraden werden. Um den Mitgliedern näher zu sein, greift Pein auch mal zum Hörer. "Die Mitglieder sind ganz überrascht, wenn sich Xing auf eine Frage persönlich meldet - und freuen sich. Der direkte Kontakt ist eben ebenso wichtig in der virtuellen Welt wie im normalen Leben. Wer das nicht begreift, hat die Online-Welt nicht verstanden." Deshalb trifft sich die Social-Media-Managerin gern "auf einen Kaffee" mit den Moderatoren. Über Twitter oder im Xing-Blog kündigt sie an, wenn sie auf Messen oder Kongressen ist. Wer will, kann einen Termin machen. Und ab und an gibt es Moderatorentreffen mit der Community-Managerin in Bars, Restaurants oder auch mal auf dem Weihnachtsmarkt - so persönlich wie möglich. "Wenn sich die Leute einmal kennen gelernt haben, läuft die Kommunikation im Netz ganz anders."
Vivian Pein lacht. "Ohne Leidenschaft geht so ein Job nicht." Was man dafür braucht? Das Wissen, wie die sozialen Medien ticken; Menschenkenntnis und Kommunikationsfähigkeit, ein gerüttelt Maß Stressresistenz, Geduld und Ruhe; und die Lust, auch nach Dienstschluss um 18 Uhr und am Wochenende regelmäßig reinzuklicken und zu schauen: "Hey Folks, alles okay?"
- Kontaktpflege à la Xing
Im Social Network Xing können nicht nur das berufliche Profil wie Lebenslauf oder Interessen hinterlegt, sondern auch Geschäftskontakte gepflegt werden. Acht Tipps zur Kontaktpflege à la Xing hat Kommunikationsberater Klaus Eck: - 1. Laden Sie Kontakte ein!
Nach Ihrer Registrierung bei Xing können Sie direkt Ihre Kontakte einladen. Dazu müssen Sie zunächst auf "Kontakte einladen" gehen. - 2. So laden Sie per E-Mail ein.
Anschließend können Sie einige Ihrer E-Mail-Adressen individuell eingeben, was jedoch sehr zeitaufwendig sein dürfte, oder Sie integrieren Ihren persönlichen Einladungslink in Ihrer E-Mail-Signatur und laden somit all Ihre Kontakte nebenbei ein. Automatisch hinzugefügt werden die Kontakte dabei nur, wenn Sie dieses wollen. - 3. Adressen importieren
Alternativ können Sie außerdem all Ihre Kontakte aus Outlook oder einem anderen digitalen Adressbuch importieren und einige Geschäftspartner zu Xing einzeln oder gesammelt einladen. Das macht vor allem beim Start des Social Networkings Sinn, weil Sie auf diese Weise sehr schnell Ihr Netzwerk auf Xing übertragen können. - 4. Kontakte abgleichen
Zudem lassen sich Ihre importierten Adressen mit den Xing-Mitgliedern abgleichen, so dass Sie Ihre Kontakte auf Xing vervollständigen können. - 5. Wen man auswählt
Wählen Sie nur die Kontakte aus, die Sie auch wirklich persönlich kennen, damit Sie nicht den Überblick verlieren und noch mit Ihrem Netzwerk arbeiten können. Andererseits sollten Sie den Kreis nicht zu eng anlegen, damit Sie wirklich vom Social Networking auf Xing profitieren können. - 6. Wen man ablehnt
Für Kontaktanfragen sollten Sie eine kleine Guideline für sich entwickeln und nicht allen zustimmen. Jemand völlig Fremden hinzuzufügen macht nur Sinn, wenn das Anliegen für Sie tatsächlich von konkretem Interesse ist. - 8. Für Suchmaschinen erreichbar sein
Achten Sie darauf, dass Ihr Account für die Suchmaschinen erreichbar ist. Dazu müssen Sie in Ihren Privatsphäre-Einstellungen Ihr Profi auch für Nichtmitglieder zugänglich machen und der Auffindbarkeit in Suchmaschinen zustimmen. - 7. Benchmark: 100 Kontakte und mehr
Zu viele Kontakte können Sie eigentlich nie haben, aber es stellt sich immer die Frage des Nutzens. Letztlich hängt die richtige Zahl der Kontakte von Ihren konkreten beruflichen Aktivitäten ab. Weniger als 100 sollten es bei einem Angestellten mit einer gewissen beruflichen Erfahrung jedoch nicht sein. Wer weniger hat, schöpft bei Weitem sein persönliches Potenzial nicht aus. - Klaus Eck: Karrierefalle Internet
Weitere Tipps zum Thema Xing, Twittern und wie man seine Online-Reputation managt gibt Klaus Eck in seinem Buch "Karrierefalle Internet" (Hanser Verlag, 19,90 Euro).