Geht es nach dem Willen vieler Juristen und mindestens ebenso vieler Politiker gerade aus dem rechten Spektrum in Deutschland, so ist "ein Recht auf anonyme Internet-Nutzung nicht anzuerkennen". Aber auch bei Politikern gibt es andere Auffassungen. Die Landesbeauftragte für den Datenschutz in Niedersachsen fasst es auf ihrer Web-Seite prägnant zusammen: "Das Recht auf Anonymität ist an sich so selbstverständlich, dass man darüber nicht schreiben oder sprechen müsste".
In der Praxis klafft jedoch eine große Lücke zwischen dem Bestreben übereifriger Politiker und Staatsschützer, jeden noch so kleinen Schritt alle Bürger im Internet zu überwachen und dem Anspruch vieler Internet-Aktivisten, allen Menschen völlig Freiheit im Netz zu gewähren. Ein Blick auf die Technik zeigt folgende aktuelle Situation:
Jede Online-Aktion hinterlässt Spuren;
Eine Online-Aktion gleich welcher Art hinterlässt in der Regel sowohl auf dem eigenen Endgerät (PC, Tablet, Smartphone) als auch auf allen "dazwischen geschalteten" Ressource wie Web- und Proxy-Servern unterschiedliche Spuren;
Das Löschen aller Spuren ist nur sehr schwer möglich beziehungsweise unmöglich. Wie bei allen "forensischen" Operationen bleibt einzig die Frage, welchen Aufwand es kostet, bestimmte Information zu finden beziehungsweise wiederherzustellen;
Mit den richtigen Software-Tools ist es möglich, einen Grad der Anonymität zu erreichen, der für die alltäglichen Bedürfnisse (nicht für geheimdienstliche Tätigkeiten) ausreicht.
Wir geben in diesem Beitrag einen Überblick darüber, wie Sie feststellen, welche Daten Sie und Ihr Browser beim Surfen preisgeben und welche Tools Ihnen dabei helfen können, dies zu verhindern.
Informationen zuerst: Welche Daten verrät mein Browser?
Zunächst einmal ist es gut zu wissen, um welche Daten es geht: Welche Informationen gibt ein Browser preis, wenn beispielsweise eine Web-Seite aufgerufen wird? Den meisten Anwendern dürfte bekannt sein, dass alle Browser die besuchten Seiten in einer Liste aufbewahren, die sich auch im Nachhinein anschauen und untersuchen lässt. Dagegen hilft ein manuelles Löschen dieses Verlaufs, der in einigen Browsern auch Chronik heißt. Die Alternative stellt ein so genannter "InPrivate"- oder auch Inkognito-Modus dar, durch den der Browser nach Abschluss der Sitzung den Verlauf sowie eventuell gespeicherte Cookies und den Cache löscht. Auch Passwörter und zuvor eingegebene Benutzerkennungen sowie Daten, die in Formularfelder eingegeben wurden, werden gelöscht. Es lässt sich zwar verhindern, dass andere Benutzer des gleichen Systems herausbekommen, auf welchen Seiten gesurft wurde - aber schon im internen Netzwerk bieten sich für einen Administrator oder auch einen Angreifer genügend Möglichkeiten, die von einem Browser übermittelten Daten abzufangen und zu analysieren. Was die Anonymität im Internet angeht, bieten diese Maßnahmen keinen Schutz.
Web-Seiten zum Testen der Anonymität
Es existieren einige Web-Seiten, die anzeigen, welche Informationen der eigene Browser preisgibt. Eine schöne Übersicht bietet die Seite Dein-Ip-Check.de. Auf ihr finden sich nicht nur allgemeine Information wie IP-Adresse, Host- und Providername, sondern auch geographische Informationen zum eigenen Standort. Informationen zum verwendeten Browser, die bis zu den verwendeten Plugins und der Verfügbarkeit von Java reichen, runden das Angebot ab. Da diese Details aber via JavaScript ausgelesen werden, kann ein Ausschalten der JavaScript-Unterstützung im Browser oder noch besser der Einsatz eines Script-Blockers wie NoScript sehr wirksam verhindern, dass viele Informationen über den Browser weitergegeben werden. Die beiden Browser-Fenster (einmal mit Script-Blocker und einmal ohne), die das Bild 4 unserer Bildstrecke zeigt, demonstrieren diesen Unterschied sehr schön.
Eine weitere Seite, die einen solchen Test vornimmt, wird vom JonDonym-Projekt zur Verfügung gestellt. Die dort angebotene Testseite "ip-check.info" zeigt nicht nur sehr ausführlich, wo der Browser gefährlich Schwachstellen offenbart, sondern gibt auch fast immer Tipps, wie diese beseitigt werden können. Wir haben diese Seite auch dazu verwendet, die Wirksamkeit der Tools zu überprüfen, die wir im Rahmen dieses Berichts vorstellen.
- Dein-IP-Check.de
Online-Aktivitäten hinterlassen Spuren: Der erste Schritt zum anonymen Surfen führt deshalb zu einer Web-Seite, die zeigen kann, was der Browser preisgibt! - Edge und Chrome "ganz privat"
Klingt gut, bietet aber wenig Sicherheit: Der InPrivate-Modus beim Browser Edge verhindert ebenso wie bei Chrome nur, dass die besuchten Web-Seiten auf dem eigenen PC abgespeichert werden. Deshalb geben Microsoft und Google hier auch entsprechende Hinweise. - Ich weiß, wo du surfst
Wer es ganz genau wissen will, kann schon einen gehörigen Schrecken bekommen, wenn er wie hier sieht, was der Browser alles über seinen Rechner, seine Standort und so weiter „ausplaudert“. - Script-Blocker
Der Script-Blocker macht schon den Unterschied: Ein eingeschalteter Script-Blocker, wie er beim linken Browser-Fenster zum Einsatz kommt, kann die Weitergabe einer Reihe von Informationen verhindern kann. - CyberGhost Free Proxy
Die Firma CyberGhost hat sich zwar auf eine VPN-Lösung spezialisiert, bietet aber auch einen Web-Proxy an, der während unserer Testphase in der freien Version gut funktionierte. - Vtunnel
Wie man es nicht machen sollte: Die Seite für den Web-Proxy-Zugriffe von Vtunnel überhäuft den Anwender nicht nur mit Popup-Fenstern, sondern belästigt ihn auch unablässig mit Audiospots und "Gewinnspielen" – das kann ein kostenloser Zugriff auch nicht ausgleichen. - JAP/AN.ON
Ein großer Nachteil bei der ansonsten sehr guten JAP/AN.ON-Lösung: Damit sie funktioniert, muss auf dem System Java mit all seinen Sicherheitsproblemen installiert und eingesetzt werden. - Einfach für alle
Vorbildlich: Auch IT-Laien können mit Hilfe der umfangreichen Erläuterungen und Beispiele mit Hilfe von JAP ihren Rechner so konfigurieren, dass sie anonym surfen. - Viele Möglichkeiten
Gut strukturierte Einstellmöglichkeiten zeigen dem Anwender bei JAP, wie es um seine Anonymität bestellt ist und auch, welche Server-Kaskaden (sowohl freie als auch kommerziell betriebene) ihm aktuell zur Verfügung stehen. - Das anonyme Netzwerk Tor
Die Web-Seiten sind zum großen Teil noch in englischer Sprache: Wer jedoch die aktuelle Version von Tor herunterlädt, bekommt ein Installationprogramm und eine Oberfläche, die in deutscher Sprache gehalten ist. - Tor Installation und Einstellung
Die Einstellungen des Tor-Browsers erlauben es in der aktuellen Version auch weniger erfahrenen Nutzern, die Software in schwierigen Situationen zu installieren. - CyberGhost Windows-App
Mit der aktuellen Version 6 bietet CyberGhost nun eine sogenannte Windows-App an, die sich auf dem Desktop im Windows-10-Design präsentiert. - Free oder Premium?
Das VPN wurde eingerichtet und die Verbindung ist aufgebaut: Natürlich versucht der Anbieter auch hier, seine Premiumdienste anzupreisen. Für einen ersten Test kann aber sehr gut die Free-Verbindung verwendet werden. - anonymoX
Die Erweiterung „anonymoX“ wird für den Firefox-Browser angeboten: Sie steht in einer freien Version auch in deutscher Sprache bereit. - IP-Adresse geschützt
Auch wenn die Testseite von "JonDonym" hier die IP-Adresse erkennt: Die Tatsache, dass Pfaffenhofen an der Ilm und nicht in den Niederlanden liegt, zeigt, dass die Erweiterung "anonymoX hier korrekt arbeitet und schützt. - Proxy SwitchyOmega
Wie fast alle Erweiterungen für den Google Chrome Browser, muss auch das Werkzeug "Proxy SwitchyOmega" über den "Chrome Web Store" installiert werden. Es bleibt die Frage, warum es Zugriff auf alle Daten der besuchten Websites benötigt. - Mehr finden im Web
Grundsätzlich steht eine große Auswahl an freien Web-Proxy-Servern im Internet bereit: Seiten wie diese (Proxy-listen.de) helfen dabei, solche zu finden und zu bewerten. - Dein-IP-Check.de
Online-Aktivitäten hinterlassen Spuren: Der erste Schritt zum anonymen Surfen führt deshalb zu einer Web-Seite, die zeigen kann, was der Browser preisgibt! - Edge und Chrome "ganz privat"
Klingt gut, bietet aber wenig Sicherheit: Der InPrivate-Modus beim Browser Edge verhindert ebenso wie bei Chrome nur, dass die besuchten Web-Seiten auf dem eigenen PC abgespeichert werden. Deshalb geben Microsoft und Google hier auch entsprechende Hinweise. - Ich weiß, wo du surfst
Wer es ganz genau wissen will, kann schon einen gehörigen Schrecken bekommen, wenn er wie hier sieht, was der Browser alles über seinen Rechner, seine Standort und so weiter „ausplaudert“. - Script-Blocker
Der Script-Blocker macht schon den Unterschied: Ein eingeschalteter Script-Blocker, wie er beim linken Browser-Fenster zum Einsatz kommt, kann die Weitergabe einer Reihe von Informationen verhindern kann. - CyberGhost Free Proxy
Die Firma CyberGhost hat sich zwar auf eine VPN-Lösung spezialisiert, bietet aber auch einen Web-Proxy an, der während unserer Testphase in der freien Version gut funktionierte. - Vtunnel
Wie man es nicht machen sollte: Die Seite für den Web-Proxy-Zugriffe von Vtunnel überhäuft den Anwender nicht nur mit Popup-Fenstern, sondern belästigt ihn auch unablässig mit Audiospots und "Gewinnspielen" – das kann ein kostenloser Zugriff auch nicht ausgleichen. - JAP/AN.ON
Ein großer Nachteil bei der ansonsten sehr guten JAP/AN.ON-Lösung: Damit sie funktioniert, muss auf dem System Java mit all seinen Sicherheitsproblemen installiert und eingesetzt werden. - Einfach für alle
Vorbildlich: Auch IT-Laien können mit Hilfe der umfangreichen Erläuterungen und Beispiele mit Hilfe von JAP ihren Rechner so konfigurieren, dass sie anonym surfen. - Viele Möglichkeiten
Gut strukturierte Einstellmöglichkeiten zeigen dem Anwender bei JAP, wie es um seine Anonymität bestellt ist und auch, welche Server-Kaskaden (sowohl freie als auch kommerziell betriebene) ihm aktuell zur Verfügung stehen. - Das anonyme Netzwerk Tor
Die Web-Seiten sind zum großen Teil noch in englischer Sprache: Wer jedoch die aktuelle Version von Tor herunterlädt, bekommt ein Installationprogramm und eine Oberfläche, die in deutscher Sprache gehalten ist. - Tor Installation und Einstellung
Die Einstellungen des Tor-Browsers erlauben es in der aktuellen Version auch weniger erfahrenen Nutzern, die Software in schwierigen Situationen zu installieren. - CyberGhost Windows-App
Mit der aktuellen Version 6 bietet CyberGhost nun eine sogenannte Windows-App an, die sich auf dem Desktop im Windows-10-Design präsentiert. - Free oder Premium?
Das VPN wurde eingerichtet und die Verbindung ist aufgebaut: Natürlich versucht der Anbieter auch hier, seine Premiumdienste anzupreisen. Für einen ersten Test kann aber sehr gut die Free-Verbindung verwendet werden. - anonymoX
Die Erweiterung „anonymoX“ wird für den Firefox-Browser angeboten: Sie steht in einer freien Version auch in deutscher Sprache bereit. - IP-Adresse geschützt
Auch wenn die Testseite von "JonDonym" hier die IP-Adresse erkennt: Die Tatsache, dass Pfaffenhofen an der Ilm und nicht in den Niederlanden liegt, zeigt, dass die Erweiterung "anonymoX hier korrekt arbeitet und schützt. - Proxy SwitchyOmega
Wie fast alle Erweiterungen für den Google Chrome Browser, muss auch das Werkzeug "Proxy SwitchyOmega" über den "Chrome Web Store" installiert werden. Es bleibt die Frage, warum es Zugriff auf alle Daten der besuchten Websites benötigt. - Mehr finden im Web
Grundsätzlich steht eine große Auswahl an freien Web-Proxy-Servern im Internet bereit: Seiten wie diese (Proxy-listen.de) helfen dabei, solche zu finden und zu bewerten.
Einfach und ohne Installation: Web-Proxy über den Browser
Wer möglichst unerkannt im Netz surfen will, wird dazu in der Regel einen so genannten Proxy-Server einsetzen: Dabei laufen alle Aufrufe von Web-Seiten und auch die entsprechenden Rückmeldungen zunächst über diesen dazwischen geschalteten "Stellvertreter". Wer solch einen Server im eigenen Netzwerk installiert, kann aber auch bestimmte Seiten filtern und besitzt zudem eine wirksame Kontrollinstanz, der das Surfverhalten der Anwender aufzeichnet. Im Internet existiert eine große Zahl von anonymen Servern, die als Proxy-Server fungieren und damit einen Teil der Information über den Nutzer und seinen Browser vor dem Ziel-Server verbergen. Wer keine zusätzliche Software zur Anonymisierung auf seinem Rechner installieren kann oder will, sollte auf einer dieser Lösungen zurückgreifen, von denen wir hier einige exemplarisch vorstellen.
CyberGhost
CyberGhost: Eine Web-Seite, die neben dem freien Web-Proxy auch eine eigene Software (in einer freien und in verschiedenen kommerziellen Versionen) anbietet:
Freier Web-Proxy, der mit guter Geschwindigkeit und einer großen Auswahl an Servern aufwarten kann;
Seite und Software vollständig in Deutsch und in weiteren Sprachen lokalisiert;
Bei den von uns verwendeten Testseiten blieb die Anonymität gewahrt.
Fazit: Diese Web-Seite eignet sich in der aktuellen Konfiguration gut dazu, ohne großen Aufwand anonym zu surfen. Die Firma bietet auch ein entsprechendes Programm zur Installation eines VPN-Tunnels an, das wir im weiteren Verlauf des Artikels noch genauer vorstellen.
Vtunnel
Ähnlich wie bei anderen Web-Proxys genügt auch bei Vtunnel der Aufruf der Seite und das Eingeben der Web-Adresse, die der Anwender anonym besuchen will. Allerdings haben wir während der gesamten Testphase keine andere Seite gefunden, die derart mit Werbung überfrachtet ist. Zwar anonymisiert die Web-Seite die Aufrufe zuverlässig, was uns auch durch Aufruf der Testseiten bestätigt wurde. Der Nutzer wird aber bereits beim Start mit Pop-Up-Fenstern regelrecht bombardiert. Selbst auf der eigentlichen Testseite stören Musik und Audio-Spots das Surfen. Durch einen Script-Blocker lassen sich die meisten dieser nervenden Einblendungen zwar abschalten, dann funktionierte die Seite aber nicht immer richtig.
Fazit: Ein Paradebeispiel dafür, wie eine kostenfreie Lösung nicht aussehen sollte.