Bis vor kurzem herrschte bei vielen Unternehmen noch die klare Ansicht vor, Cloud Computing komme für sie nicht in Frage. Mittlerweile jedoch sehen immer mehr Firmen die möglichen Vorteile, die sich ihnen durch Cloud Computing bieten. Dazu zählen eine schnellere Inbetriebnahme, flexible Kostenstrukturen (Gebühren statt Investitionen und Bezahlung nach Nutzung) sowie ein geringerer Administrationsaufwand, den ja der Cloud-Dienstleister übernimmt. Die grundsätzliche Einstellung zur Cloud ändert sich nicht zuletzt auch durch jene Anbieter, die lokale Rechenzentren in Deutschland errichten und betreiben, in erster Linie um dem Thema Datenschutz Rechnung zu tragen. Langsam setzt sich auch die Erkenntnis bei vielen, gerade kleinen und mittelgroßen Unternehmen durch, dass die Datensicherheit bei einem Cloud-Anbieter tendenziell besser gewährleistet werden kann, als im eigenen Unternehmen.
Dennoch hat der BARC BI Trend Monitor 2016 gezeigt, dass gerade im deutschsprachigen Raum die Wichtigkeit von Cloud BI als Trend von Anwenderseite deutlich geringer eingeschätzt wird, als in allen anderen Ländern und Regionen weltweit. Weiterhin zeigten sich auch starke Unterschiede in den Branchen und Unternehmensgrößen. Insgesamt halten Softwareanbieter und Berater den Trend Cloud BI für deutlich wichtiger als die Anwender dies tun.
Gemäß der Marktzahlen für Deutschland umfasst der Markt für die Public Cloud über drei Milliarden Euro. Dies klingt zunächst nicht besonders eindrucksvoll, gerade wenn man die Zahl mit dem Volumen des gesamten deutschen IT-Markts in Relation setzt, das der Bitkom für 2016 auf über 160 Milliarden Euro taxiert. Aufmerken lässt hingegen das Wachstum: In den nächsten Jahren wird der Markt für Public-Cloud-Services im Schnitt um mehr als 28 Prozent zulegen. Mit der Public Cloud sind über eine Cloud-Architektur vom Provider bereitgestellte IT-Ressourcen gemeint, die verschiedene Kunden im "One-to-Many"-Prinzip via Internet nutzen. Dies unterscheidet sich von den ebenfalls in den Analysen berücksichtigten Ansätzen für die Private Cloud. Ferner sind in Sachen Cloud die unterschiedlichen Ebenen zu unterscheiden, die tatsächlich vom Cloud-Betreiber bezogen werden:
Infrastructure as a Service (IaaS), was Hardware-Ressourcen wie etwa Storage, CPU und Netzwerk, sowie teilweise auch fundamentale Software-Komponenten wie etwa das Betriebssystem umfasst.
Platform as a Service(SaaS), über die in der Regel eine Entwicklungsumgebung zur Verfügung gestellt wird, in der Softwarelösungen auf Basis einer meist standardisierten Plattform entwickelt und zum Ablauf gebracht werden können.
Software as a Service (SaaS) stellt eine fertige Anwendung zur Verfügung, was im Normalfall auch die Datenhaltung der Anwendung mit einschliesst.
Ein - wenn auch noch sehr kleiner - Teil dieses Marktes umfasst Business Intelligence aus der Cloud. Hierbei kann grundsätzlich der Aufbau von Data Warehouses oder anderen Datenspeichern (IaaS, PaaS) für entscheidungsunterstützende Zwecke auf Cloud Plattformen sowie die Nutzung von Business-Intelligence-Systemen (PaaS, SaaS) unterschieden werden. Viele Anbieter bieten bereits vorkonfigurierte thematische Applikationen speziell für BI- und Planungsszenarien an (SaaS).
Vom gesamten Business-Intelligence Anwenderwerkzeugmarkt nutzen nach Daten des BARC BI Surveys elf Prozent der Nutzer Cloud-basierte Lösungen. Ein stärkeres Wachstum ist hier zu erwarten, sobald mehr operative/transaktionale Daten auch direkt in Cloud-basierten Applikationen erzeugt werden. Denn eine Auswertung von Cloud-basierten Daten durch Cloud-basierte BI-Systeme ist deutlich eher vorstellbar, als eine Verlagerung von Daten aus den eigenen on-premise betriebenen Systemen in die Cloud. Ein weiterer Faktor für stärkeres Wachstum von Cloud BI sind das verfügbare Angebot und der Aspekt, wie gut es auf die Anforderungen der Nutzer passt. Neben insgesamt breiterer und ausgereifterer Funktionalität spielt hier auch die üblicherweise erst seit Kurzem verfügbare "hybride" Datenhaltungsoption eine Rolle (mit Cloud-BI Werkzeugen können sowohl Daten in Datenbanken des Unternehmens als auch in der Datenbank des Cloud BI-Anbieters ausgewertet werden).
Anbietermarkt für Cloud BI ist sehr dynamisch
Der Markt für Cloud BI entwickelt sich sehr dynamisch. Neue Anbieter treten in den Markt und bieten den Kunden an, Reports und Analysen als Service zu beziehen. Die etablierten BI-Softwareanbieter sind aber auch nicht untätig geblieben, sondern legen ihrerseits entsprechende Angebote auf. Das ist allerdings nicht ganz trivial, denn eine etablierte und lange entwickelte Softwarelösung in eine sinnvolle Cloud-Lösung umzuwandeln, bedarf einigen Aufwands. Typische Veränderungen, die Anbieter dabei berücksichtigen müssen, sind:
Unterstützung von Linux als Betriebssystem,
Umschreiben der Lösung auf eine "Micro-Service Architektur". Micro-Services sind kleine gekapselte Ausführungsbausteine in einer Lösung. Nur durch diese Granularität lassen sich die Skalierbarkeit (zum Beispiel durch Parallelisierung von Ausführungsschritten) und die Performance einer Cloud-Plattform tatsächlich nutzen. Außerdem sorgt sie für eine hohe Ausfallsicherheit, da bei einem Fehler in einem Service nur dieser nicht funktioniert, der Rest der Lösung aber weiter nutzbar bleibt.
Umstellung der Entwicklungsprozesse auf kurzfristige Releases, um die Chance von Cloud-Lösungen hinsichtlich einer zentralen Bereitstellung und Nutzung immer der aktuellsten Version einer Software auch zu nutzen. Hierzu müssen Anbieter, die traditionell eher alle 12-18 Monate ein neues Release ihrer Lösung herausgebracht haben, jetzt neue agile Entwicklungsmethoden implementieren um zum Beispiel auf einen dreimonatigen Releasezyklus umzuschwenken. Auch die Kunden müssen sich umstellen. Denn herkömmliche ausführliche Testverfahren für neue Lösungen lassen sich in diesen kurzen Release-Zyklen kaum einhalten. Insofern entscheiden sich Kunden, ob sie dem Anbieter und der von ihm gelieferten Softwarequalität vertrauen und so die Releases kurzfristig ohne hohen eigenen Testaufwand mitgehen, oder lieber bei einem längerfristigen Update-Zyklus bleiben.
Grundsätzlich sind drei wesentliche Kategorien in der Anbieterlandschaft von Cloud BI zu unterscheiden:
Reine Cloud-BI-Angebote: Dieses Segment umfasst Produkte, die gezielt für den Betrieb in der Cloud entwickelt wurden. Hierzu zählen neben vielen weiteren nicht nur relativ neue BI-Anbieter wie Adaptive Insights, Anaplan, BIRST, Domo, GoodData oder Host Analytics, sondern auch namhafte BI-Hersteller, die neue Lösungen für die Cloud entwickelt haben. Beispiele dafür sind IBM mit "IBM Watson Analytics", Microsoft mit "Power BI" beziehungsweise der gesamten "Cortana Analytics Suite", Oracle mit "Data Visualization Cloud Service" oder SAP mit "SAP Cloud for Analytics".
On-Premise-Produkte mit Cloud-Option: Das sind klassische BI-Lösungen, die als Platform-as-a-Service angeboten werden. Bekannte BI-Anbieter wie zum Beispiel IBM, Information Builders, Jedox, MicroStrategy, Oracle, Qlik, SAS Institute, SAP, Tableau oder Tibco Spotfire stellen ihre bestehenden Produkte ihren Kunden als Service aus der Cloud bereit. Wegen der oben genannten Umstellungsaufwände von On-Premise zu Cloud-Versionen sind die Hersteller hier unterschiedlich weit hinsichtlich der tatsächlichen Ausnutzung der Vorteile von Cloud-Plattformen für Ihre Lösungen.
BI-Services der Cloud-Plattformanbieter: Namhafte Vertreter dieser Gattung sind Internet-Firmen die ihr Portfolio um BI-Angebote erweitert haben. Amazon Web Services (AWS) stellt beispielsweise eine Cloud-Plattform mit eigenen Diensten bereit. Das BI-Produkt "QuickSight" ist momentan noch in der Beta-Version. Zudem nutzen BI-Hersteller die AWS-Dienste als Grundlage für die eigenen Cloud-BI-Angebote. Salesforce.com liefert mit "Wave Analytics" eine BI-Komponente für die eigene Cloud-basierte CRM-Plattform. Damit erweitert das Unternehmen seine bislang bereitgestellten operativen Auswertungs- und Analysemöglichkeiten. Google verfolgt mit seiner "Google Cloud Platform" ein ähnliches Konzept wie AWS und stellt Kunden eine Cloud-Plattform mit diversen Diensten und Services inklusive Frontends für beispielsweise Verarbeitung und Visualisierung von "Big Data" zur Verfügung. Kürzlich hat Google auch mit "Data Studio 360" ein Dashboard-Produkt als Teil seiner "Analytics 360 Suite" angekündigt. Ähnlich zu Salesforce scheint es zunächst auf die Aufbereitung der Daten aus den eigenen Applikationen beschränkt zu sein, aber dies muss ja nicht langfristig so bleiben.