Die IT-Abteilung steht in der Regel für Bestandswahrung, Sicherung des Status Quo und die Vermeidung von Ausfällen. Lange Release-Zyklen sind die Folge. Sie dienen zwar auch dem Anwender, da sie eine stabile Produktivumgebung garantieren, können jedoch die heutigen Anforderungen nicht mehr erfüllen. Das Ziel von Fachbereichen und Produktmanagement liegt in Anwendungsaktualität und Innovation. Dieses Spannungsfeld zwischen den Fachbereichen und der IT-Abteilung ist seit jeher ein Grund für Diskussionen.
Dieser Artikel zeigt, welche Punkte für eine erfolgreiche Bereitstellung mehrerer Deployment-Geschwindigkeiten notwendig sind. Wir betrachten die Schwerpunkte Organisation, Technologie und Prozess, die alle miteinander verzahnt sind und diverse Maßnahmen enthalten. Anhand von Beispielen zeigen wir, wie die IT mehrere Geschwindigkeiten beherrschen kann.
Agile Transformation ist notwendig
Auf dem Weg zu einer neuen IT, die den Anspruch an Innovation und Wertschöpfung erfüllt, ist eine ganzheitliche Transformation der ausschlaggebende Erfolgsfaktor. Das volle Potenzial an Wertschöpfung durch die agile Transformation wird nur dann gehoben, wenn alle Disziplinen im Unternehmen, vom Fachbereich über die Entwicklung bis zum Betrieb, die Transformation vollziehen.
Wie hilft bimodale IT?
Von Barry Boehm bis Jeff Sutherland haben sich Generationen von Software-Ingenieuren an der Effizienz- und Geschwindigkeitssteigerung von IT versucht. Die IT muss schnell auf Anforderungen reagieren können. Trotzdem sollen die positiven Eigenschaften der klassischen IT bestehen bleiben, wie Verfügbarkeit und Effizienz.
Einfach gesagt, muss die IT agil und flexibel sein sowie die Fähigkeit haben, alle Schnittstellen zu ihren Partnern den Anforderungen entsprechend bedienen zu können. Auf dem Weg dorthin lassen sich manche Systeme schnell transformieren, andere benötigen dafür mehr Zeit. Somit hat man in einer Übergangszeit mehrere Geschwindigkeiten in der IT-Bereitstellung. Dies kann über einen revolutionären oder einen evolutionären Ansatz gewährleistet werden. Welches der richtige Weg ist, muss von Fall zu Fall entschieden werden. Gartner gibt der bimodalen IT, die beide Aspekte gewährleisten soll, eine relevante strategische Position. Forrester hält dagegen, dass die bimodale IT keinen Mehrwert bietet, sondern nur als Feigenblatt für eine halbherzige Transformation dient. Für Accenture ist dagegen die sogenannte Multispeed IT relevant auf dem Weg der Transformation.
Praxisbeispiel: Robaso (Rollenbasierte Oberflächen)
Das Projekt "Rollenbasierte Oberflächen" (Robaso) bildet Geschäftsprozesse ab und bietet den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bundesagentur für Arbeit (BA) eine einheitliche Oberfläche für die Aufgaben, die sie bisher über eine Vielzahl an einzelnen IT-Verfahren durchführen mussten. Über eine Service Orientierte Architektur (SOA) verbindet Robaso die diversen IT-Verfahren miteinander und bietet Anwenderinnen und Anwendern somit eine medienbruchfreie Oberfläche mit genau den Informationen und Inhalten, die für die jeweiligen Aufgaben und Rollen notwendig sind. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Aufgrund von Gesetzesänderungen, Regularien oder anderen Anforderungen müssen die Geschäftsprozesse auch in der größten Behörde Deutschlands häufig und schnell angepasst werden können. Gleichzeitig müssen IT-Verfahren, die den Geschäftsprozessen zugrunde liegen, kontinuierlich stabil zur Verfügung stehen. Für das Projekt Robaso ist die Fähigkeit der IT, mehrere Geschwindigkeiten zu beherrschen, eine Voraussetzung.