Cloud Sustainability

5 Wege zu mehr IT-Nachhaltigkeit

10.10.2023
Von   IDG ExpertenNetzwerk
Olav Strand ist seit über 25 Jahren in verschiedenen Führungspositionen im IT-Sektor unterwegs. Derzeit ist er als RVP DACH bei Flexera tätig.Zuvor war er bei Splunk, Oracle, BMC Software, Tanium, Fusion und IPsoft tätig und Board Member im Artificial Intelligence Council von Bitkom.

4. Re-Harvesting von Lizenzen

In der Theorie ist Recycling ein alter Hut. Die Mülltrennung gibt es in Deutschland immerhin schon seit Ende der 1970er-Jahre. In der Praxis ist jedoch noch sehr viel Luft nach oben. Der Aktionsplan der EU zur Kreislaufwirtschaft im Frühjahr 2023 fand klare Worte: Um die gesetzten Ziele in Sachen Ressourceneffizienz und nachhaltige Nutzung von Materialien zu erreichen, ist ein Tempowechsel auf Seiten der Unternehmen dringend notwendig.

Die IT ist hier auf zweifacher Weise gefordert - sowohl bei der Hardware auch als bei der Software. Ansätze rund um die Reparatur, das Recycling und das Refurbishing von elektronischen Geräten gewinnen an Bedeutung (IT Asset Disposition, ITAD) und entwickeln sich zum festen Aufgabengebiet innerhalb des IT-Asset-Managements. Doch auch das End-of-Life-Management von Anwendungen lässt sich aus der Perspektive einer Green IT neu denken. Erreicht eine Software ihr EOL/EOS (End-of-Life/End-of-Service) können IT-Verantwortliche bewusst nach nachhaltigeren Alternativen suchen oder im Sinne des Rightsizing die Anwendung aus dem Portfolio entfernen.

Eine weitere Möglichkeit ist das Re-Harvesting. Damit ist so etwas wie eine "Zweifachverwertung" im IT-Haushalt gemeint. Lizenzen werden hinsichtlich ihrer Nutzung überprüft und wenn möglich, an andere Teams und Mitarbeitende neu vergeben. Grundvoraussetzung für diese flexible Bereitstellung von Anwendungen ist die Anbindung an ein smartes Deployment-System, durchgehende IT-Visibility über IT-Assets sowie klare Richtlinien, die transparent kommunizieren, wann und warum die Lizenz einer Anwendung umverteilt wird.

5. Eine einfache Rechnung - CO2 Footprint kalkulieren

Nachhaltigkeit fängt im Kleinen an. Durchschnittlich erzeugt jeder Mensch in Deutschland 8,56 Tonnen CO2 im Jahr. Wie hoch der Fußabdruck ausfällt, hängt vom Energieverbrauch im Haushalt, des Verkehrsmittels der Wahl, der Ernährung und des Konsumverhaltens ab. Schraubstellen, um aktiv Nachhaltigkeit zu leben, gibt es also viele. Wer den Selbstversuch wagen möchte, kann seinen persönlichen CO2-Bilanz mittlerweile sehr einfach über unterschiedliche Tools im Internet berechnen, zum Beispiel mit dem UBA-CO2-Rechner des Umwelt Bundesamt.

Auch das Messen und Monitoring des CO2-Fußabdrucks von IT-Assets ist dank automatisierter ITAM-Lösungen im täglichen IT-Betrieb mittlerweile ohne größeren Aufwand möglich. Im Rahmen von FinOps wird bereits der ROI von Anwendungen, Instanzen und Geräten evaluiert. Das Lizenzmanagement kümmert sich um die Compliance. Und diverse Sicherheits-Tools halten nach potentiellen Schwachstellen Ausschau. Warum also nicht den Energieverbrauch als weiteres Kriterium ins IT-Management mitaufnehmen?

Die großen Cloud-Hyperscaler wie Amazon, Microsoft und Google bieten Kunden darüber hinaus einen detaillierten Einblick in ihren jeweiligen Cloud Carbon Footprint (CCF). Das Carbon Footprint-Tool von AWS zeigt zum Beispiel die Umweltauswirkungen von Workloads pro AWS-Konto. Auch Azure Enterprise-Kunden können über den Microsoft Sustainability Calculator den CO2-Fußabdruck jedes Azure-Abonnements einsehen.

Nachhaltigkeit im Unternehmens-IT-Haushalt ist sicher komplexer als Nachhaltigkeit in den eigenen vier Wänden. Die Grundmechanismen sind sich jedoch überraschend ähnlich. Tools und Technologien zum Monitoring und zur Optimierung des CO2-Fußabdrucks stehen auf jeden Fall bereit. (mb)