Heimarbeit und Homeschooling

3 Learnings aus der Zeit im Homeoffice

10.07.2020
Von   IDG ExpertenNetzwerk


Rahild Neuburger ist Dozentin an der Forschungsstelle für Information, Organisation und Management an der LMU München (Fakultät für Betriebswirtschaft) und Geschäftsführerin vom MÜNCHNER KREIS.

Dass es gelingen kann, zeigen nicht zuletzt auch Beispiele aus anderen Ländern wie England, Italien oder Finnland: Schülerinnen und Schüler haben mehrere Stunden strukturierten Online-Unterricht, in dem zum Beispiel vorher verteilte Arbeitsblätter gemeinsam bearbeitet werden oder - im Sport- oder auch Mathematikunterricht - die Übungen per Video zum Nachmachen und Nachvollziehen gezeigt werden.

Potenziale der Digitalisierung nutzen

Leider wissen wir momentan noch nicht, wie es nach den Sommerferien weitergehen wird: Können wir auf unseren gewohnten physischen Schulalltag hoffen oder müssen wir uns auch weiterhin auf hybrides Schooling einstellen; das heißt auf einen ständigen Wechsel zwischen physischem Präsenz-Unterricht und digitalem Home Schooling?

Vielleicht ist dies aber gar nicht so sehr die entscheidende Frage. Vielleicht sollten wir uns vielmehr überlegen, wie wir "digitales Schooling" zukünftig generell stärker in den Unterricht integrieren können - unabhängig davon, ob dieser zu Hause oder in der Schule stattfindet. Wir können und sollten - wie im Arbeitsleben auch - die Potenziale der Digitalisierung auch unabhängig von der Notwendigkeit eines digitalen Home Schooling nutzen.

Aus unseren mehr als zehnwöchigen Home-Office-Zeit können wir dabei vor allem drei Punkte lernen:

(1) Home Office hat funktioniert, da alle mussten und der übergreifende Konsens vorhanden war, dass alle von zu Hause arbeiten dürfen und sollen. Denselben Konsens brauchen wir für Schulen: digitale Bildung ist Bestandteil zukünftiger Schulbildung - egal ob im Home Schooling oder im physischen Präsenzunterricht.

(2) In der Umstellung auf Home Office wurde experimentiert, wurden Fehler gemacht. Wir haben uns darüber amüsiert und daraus gelernt. Und wir haben mitunter auch eines der vielen angebotenen Webinare besucht, um zu lernen und mit der neuen Situation noch besser zurecht zu kommen. Diese Lern- und Experimentierkultur brauchen wir auch für digitale Schule: gemeinsam mit Schülern können wir Konzepte, Formate, Medien und Tools ausprobieren und damit die digitale Lehre schrittweise verbessern und weiterentwickeln. Das Angebot kurzer, themenbezogener Webinare wie auch digitaler Räume, in denen sich Lehrkräfte vernetzen und schulübergreifend wie auch standortübergreifend austauschen, ist zu unterstützen.

(3) Die Zeit im Home Office lässt sich auch als Test zukünftig digital-vernetzter Arbeitswelten verstehen. Diskutiert wurden diese virtuelle Formen der Arbeit schon lange; tatsächlich umgesetzt aber nur zum Teil. Für eine neue Normalzeit nach oder mit Corona sind sich viele Umfragen jetzt schon einig: Home Office und virtuelle Arbeitsformen bleiben neben klassischen Büroarbeitsplätzen etablierte Arbeitsmodelle. In Konsequenz werden Kompetenzen für virtuelles Arbeiten wie digitale Medienkompetenzen, virtuelle Kommunikationskompetenzen aber auch Meta-Kompetenzen wie Selbstorganisation und Selbstmanagement immer wichtiger.

Genau diese Kompetenzen vermittelt digitales Schooling quasi automatisch. Dann sehen Schüler nicht nur, wie ihre Eltern im Home Office arbeiten, sie erleben es selbst und lernen es. Gleichzeitig merken sie: virtuelle Medien lassen sich auch in ihrem Alltag sinnvoll integrieren - nicht nur abends im virtuellen Chat mit ihren Freunden. (rs)