Apple pflegt seine Hardware, das muss man dem Hersteller trotz der neuerdings noch exorbitanteren Preisgestaltung zugestehen. Selbst alte Geräte bekommen noch viele Jahre Updates: So durfte sich das Ende 2014 erstmals erschienene iPad Air 2 noch bis 2022 über Updates freuen - erst mit iPadOS 16 ist es aus dem Update-Zyklus geflogen.
Ähnlich ergeht es vielen älteren iPhones: Selbst das inzwischen in jeder Hinsicht altbackene iPhone SE der ersten Generation oder sein technischer Zwilling, das iPhone 6S, durften sich ab Erstverkaufstag rund sieben Jahre lang über Updates freuen. Der Update-König ist aber das erste iPad Pro von 2015, das sich noch über das iPadOS-16-Update freuen darf - und damit volle acht Jahre auf dem Buckel hat, bis es im kommenden Jahr (voraussichtlich) kein neues iPadOS mehr erhält.
Ursächlich dafür sind drei Faktoren: Apple-Geräte sind sehr leistungsfähig, Apple setzt auf langjährige Software-Updates - und nicht zuletzt werden manche ehemals teuren Geräte noch viele Jahre als Einsteiger-Version verkauft. Für den Nutzer hat das im Grunde nur Vorteile, doch irgendwann geht der Support-Zeitraum jedes Gerätes zu Ende.
Ist Apple der Ansicht, dass ein iPad oder iPhone nicht mehr leistungsfähig genug ist, werden Features gestrichen oder es fliegt ganz aus der Liste der unterstützten Geräte. Und genau an diesem Punkt stellt sich dann vielen Usern die Frage, was sie mit einem solchen Gerät anstellen sollen: Niemand kauft sie mehr zu einem sinnvollen Preis an, für die Entsorgung sind sie aber eigentlich auch zu schade. Was also tun mit solcher Vintage-Hardware, die eigentlich noch wunderbar funktioniert?
Die gute Nachricht: Der Wertstoffhof kann warten
Zunächst eine gute Nachricht: Nur, weil ein iDevice keine Updates mehr bekommt, ist es noch lange kein altes Eisen. Zwar können iPhone, iPad und iPod Touch - anders als Macs - nicht einfach mit einem alternativen Betriebssystem wie Linux weiterbetrieben werden. Dafür erhalten sie aber zumindest auch Jahre später noch wichtige Sicherheitsupdates, können also zumindest anfangs noch bedenkenlos als "Surfbrett" verwendet werden. Obendrein lässt sich jedes iOS- und iPadOS-Device auch nach Jahrzehnten (!) noch mit dem Mac-Finder beziehungsweise iTunes für Windows verbinden.
Selbst der erste iPod von 2001 wird auf diese Weise noch unterstützt: Findet sich ein passendes USB-Firewire-Kabel, ist er im Handumdrehen mit einem aktuellen Mac verbunden und kann verwendet werden. Dieser Weg eignet sich, um zum Beispiel Musik aufzuspielen: Selbst uralte iPhones, iPads oder der iPods können so problemlos für alle Zeiten (oder bis sich Apple entschließt, diese Politik zu ändern) als MP3-Jukebox verwendet werden. Das ist schon insofern praktisch, als viele Stereoanlagen, Autoradios und dedizierte Zubehörteile von damals noch den klassischen 40-poligen Stecker unterstützen.
Weitere Verwendung: Die iOS-Version entscheidet
Grundsätzlich ist zunächst einmal egal, ob es sich bei Ihrem Altgerät um ein iPhone, iPad oder einen iPod Touch handelt: Alle drei Geräteklassen besitzen bis auf kleine Unterschiede ähnliche Hard- und Software. Mehr als die Geräteklasse entscheidet die iOS- bzw. iPadOS-Version darüber, wofür die Altgeräte noch geeignet sind, weshalb der erste Blick auf die installierte iOS-Version wandern sollte.
Uralt-iPhones und -iPads oder die iPod Touches der ersten Generationen sind sicherlich heutzutage kaum zu mehr zu gebrauchen, als Musik abzuspielen: Für das Altsystem passende Apps gibt es auf normalem Wege nicht mehr, das Betriebssystem selbst ist hoffnungslos veraltet und nicht selten schafft es der installierte Safari-Browser nicht einmal mehr, aktuelle Websites zu öffnen.
Eine Besonderheit bei iPhones mit 3G-Netz, die alle Geräte bis zum iPhone 5 (2012) betrifft, ist zudem, dass das 3G-Netz in Deutschland 2021 abgeschaltet wurde. Erschwerend hinzu kommt, dass Geräte, die nicht mindestens iOS 10.3.3 installiert haben, keine Aktivierung per WLAN unterstützen - stattdessen gibt es einen lästigen SIM-Karten-Zwang. Das bedeutet: Wer ein iPhone oder iPad der Generationen eins bis 4S besitzt, sollte dieses nicht mehr zurücksetzen, da es sonst nur noch sehr umständlich zu aktivieren ist.
Bei iPads der vierten und iPhones der fünften Generation ist das in Teilen der Fall. Zum Glück lässt sich hier aber via iTunes/Finder das nötige Update notfalls einspielen, auch bei nicht aktivierten Geräten über die "Wiederherstellen"-Knopf am Computer. Falls es keine passende Firmware mehr bei Apple gibt, hilft die kuratierte Firmware-Sammlung der Website ipsw.me.
Jailbreak kann bei alten Geräten sinnvoll sein
Bei älteren Geräten bietet sich ohnehin ein Jailbreak an: Dieser erlaubt nicht nur die Installation von Drittanbieter-Software, sondern über zahlreiche im Netz verfügbare App-Kataloge auch das Einspielen älterer, nicht mehr im App Store erhältlicher älterer App-Versionen für das alte iOS-System.
Ein Jailbreak ist inzwischen je nach Gerät und iOS-Version dank Sideloading - etwa mit AltStore oder Sideloadly - oder über klassische Jailbreak-Tools wie unc0ver an Mac und PC relativ einfach zu bewerkstelligen: Die Website Pangu8, die selbst früher ein Jailbreak-Tool bereitstellte, sammelt Methoden für viele iOS-Versionen. Per Sideloading direkt aus dem Netz installierbare Apploader wie ftios oder PandaHelper ermöglichen gegebenenfalls das Einspielen eines Jailbreaks direkt auf dem Gerät und ohne Verbindung zu Mac oder PC.
Leider sind Jailbreaks für ältere iOS-Versionen nicht immer leicht aufzuspüren - hier hilft oft nur eine Google-Suche oder der Einsatz des Windows-Tools 3UTools, das mehrere Jailbreak-Methoden unter einer Oberfläche vereinigt.
Keine Sicherheitsprobleme
Da das Altgerät meist kaum noch Wert besitzt und natürlich auch keinerlei Gewährleistung oder Garantie, geschweige denn eine sinnvolle Alltagsverwendung vorhanden ist, können Sie hier frei nach Lust und Laune experimentieren: Alle Jailbreak-Methoden sind gut dokumentiert, für halbwegs technisch versierte Nutzer leicht umsetzbar - und auf jeden Fall eine gute Alternative zur Wertstoff-Sammelstelle.
Achtung: Beim Sideloading oder der Verwendung von Jailbreak-Tools wird möglicherweise aus technischen Gründen die Apple-ID abgefragt - hier ist es sinnvoll, sich sicherheitshalber zu diesem Zweck eine "leere" Apple-ID anzulegen.
Altes iPhone oder iPad weiterverwenden
Doch egal, ob mit oder ohne Jailbreak: Alte iPhones und iPads müssen noch lange nicht aufs Abstellgleis. Hier stellen wir einige Möglichkeiten vor, sie weiterhin zu benutzen und so die Produktlebensdauer weit über Apples Planung hinaus zu verlängern:
1. Altes iPhone, iPad oder iPod Touch als Jukebox weiterverwenden
Der Klassiker unter den Weiterverwendungsmöglichkeiten für alte iOS-Geräte (und iPods) mit 40-Pin-Dock-Anschluss ist natürlich der Einsatz als Musikspeicher und digitale Jukebox, etwa im Partykeller oder Kinderzimmer: Brauchbare ältere Kompakt- und Stereoanlagen oder auch Lautsprecher mit Dock-Anschluss wie Apples iPod Hifi, die Yamaha TSX-Reihe, das Bose SoundDock sind ebenso wie das Universal-Dock mit Klinkenstecker für kleines Geld im Gebrauchtmarkt erhältlich. Letzteres erlaubt natürlich auch den Betrieb an modernen Stereoanlagen. Auch für ältere iPhones und iPads mit Lightning-Anschluss gibt es inzwischen eine Reihe vergleichbarer Stereoanlagen.
Alternativ nehmen auch alte iPhones, iPads und iPods einfach direkt per Klinkenstecker oder Bluetooth Verbindung zur Stereoanlage auf. Und wer noch ein Airport Express besitzt, kann diese natürlich für Airplay-Streaming einsetzen - allerdings nur, wenn es sich mindestens um die zweite Generation mit WPA-Verschlüsselung im WLAN handelt!
Ist iOS 5 oder höher installiert, besteht natürlich auch die Möglichkeit, das iDevice komfortabel per WLAN mit iTunes zu synchronisieren und sich auf diese Weise lästiges Umstecken zu ersparen.
Was leider nicht zwingend geht, ist Streaming per Spotify und Co.: Zwar erkennt der App Store automatisch, wenn ein älteres iOS verwendet wird und bietet in solchen Fällen, sofern vorhanden, einfach eine ältere Version der App an. Ob die dann funktioniert, muss natürlich im Einzelfall geprüft werden. Immerhin erlaubt Apple die Verwendung von Apple Music bereits unter iOS 8 und neuer, womit sich Geräte bis hinunter zum iPhone 4S (2011) für den Einsatz eignen. Falls es der Browser des iDevices noch schafft, die Website des Streamingdienstes zu öffnen, können Sie aber gegebenenfalls auch ohne App über den Browser streamen.