WLAN versus Mobilfunk

10 Gigabit/s auf dem Handy - wer macht das Rennen?

04.11.2014
Von 
Dr. Harald Karcher ist freier Autor in München. Er testet mobile Geräte vom Handy bis zum Laptop und mobile Netze von WLAN bis zu LTE.

WLAN-AC-Wave-1: Brutto bis zu 1.300 Mbit/s

Stellt der kommende 5G-Mobilfunk den jahrelangen Speed-King WLAN alias WiFi bald in den Schatten? Wohl kaum: Gerade rechtzeitig zur weiteren Datenexplosion hat nämlich auch die WLAN-Technik einen großen Sprung gemacht: Der jüngste Standard IEEE 802.11ac schafft per Sommer 2014 Brutto-Datenraten von bis zu 1.300 MBit/s. Allerdings nur, wenn beide WLAN-Kommunikations-Partner jeweils drei WLAN-Antennen unter der Haube haben (3x3 MIMO) und auch tatsächlich drei Datenströme alias Spatial Streams (3SS) gleichzeitig fließen können. Dazu müssen aber mindestens 80 MHz Bandbreite in der lokalen Luft verfügbar sein. Da 11ac nicht im überfüllten 2,4 GHz-WLAN-Bluetooth-Band, sondern nur im relativ sauberen 5GHz-Band funkt, kann man die benötigten 80 MHz auch meist bekommen.

Sieht nicht nur schnell aus: Der Wireless-AC-Router Linksys WRT1900AC verspricht brutto 1.300 MBit/s bei 5 GHz und 600 MBit/s bei 2,4 GHz.
Sieht nicht nur schnell aus: Der Wireless-AC-Router Linksys WRT1900AC verspricht brutto 1.300 MBit/s bei 5 GHz und 600 MBit/s bei 2,4 GHz.
Foto: Linksys

WLAN-AC-Wave-2: Brutto bis 3.500 Mbit/s

Die künftigen 11AC-Wave-2-Produkte (zweite Welle) schaffen bis zu 3.470 Mbit/s brutto. Dazu müssen aber beide WLAN-Partner 4 Antennen (4x4-MIMO) haben, vier Spatial Streams (4SS) durch die Luft funken, und 160 MHz freien Platz im 5GHz-Band ungehindert nutzen können. Chipsets für 11AC-Wave-2 werden bis Ende 2014 erwartet, finale Produkte anno 2015. Wave-2 soll rückwärts-kompatibel zu Wave-1 und älteren WiFi-Normen bleiben. Das heißt: Wave-2-Produkte beherrschen u.a. auch die langsameren Funkmodi von Wave-1.

Aktuelle WLAN-AC-Wave-1-Produkte bringen maximal 1300 MBit/s Brutto-Durchsatz. Das kommende WiFi-11AC-Wave-2 nutzt bis zu 4 Antennen pro Gerät (4x4-MIMO) und schafft bei 160 MHz Bandbreite bis zu 3.470 Megabit brutto, also fast 3,5 Gigabit pro Sekunde.
Aktuelle WLAN-AC-Wave-1-Produkte bringen maximal 1300 MBit/s Brutto-Durchsatz. Das kommende WiFi-11AC-Wave-2 nutzt bis zu 4 Antennen pro Gerät (4x4-MIMO) und schafft bei 160 MHz Bandbreite bis zu 3.470 Megabit brutto, also fast 3,5 Gigabit pro Sekunde.
Foto: Harald Karcher

In einer dritten AC-Innovations-Welle sind 11ac-Geräte auch mit einem 8x8-MIMO-8SS-Design vorstellbar. Der WLAN-Bruttospeed könnte sich dann, rein rechnerisch, nochmals auf circa sieben Gbit/s verdoppeln.

Interworking zwischen WLAN und Mobilfunk

Unterm Strich bewegen sich also WLAN-Technik wie auch Mobilfunk in Richtung 10 Gbit/s-Speed. Wer von Beiden das Ziel nun schneller erreicht, hängt auch davon ab, wie viele MIMO-Antennen die Hersteller in den Geräten verstauen können und wie viel Bandbreite sie in der Luft verbraten dürfen. Letzteres ist keine Frage der Technik, sondern der weiteren Frequenz-Politik. Am Ende wird man für die weitere Datenexplosion sowohl das schnelle 5G-WiFi wie auch den schnellen 5G-Mobilfunk benötigen. Ziel sollte keine Konkurrenz der ursprünglich sehr unterschiedlichen Netzwerktypen sein, sondern die Möglichkeit des gegenseitigen Traffic-Offloads, wenn etwa ein Netz schon zu viel Traffic und das andere noch preiswerte Reserven hat. Mit 802.11u hat das IEEE-Gremium auch schon das technische Konzept für ein solches "Interworking with External Networks" entworfen.

Genau wie der 5G-Mobilfunk ist auch die WLAN-Technik im Labor schon auf dem Weg zum 10-Gigabit-Speed-Level.
Genau wie der 5G-Mobilfunk ist auch die WLAN-Technik im Labor schon auf dem Weg zum 10-Gigabit-Speed-Level.
Foto: Cisco

Der deutsche WLAN-Spezialist Lancom hat 802.11u schon mal präventiv in die ersten WLAN-Router eingebaut. Am Ende soll der Smartphone-User damit ruckzuck zwischen LTE und WLAN wechseln können, ohne dass er sich selber händisch in einen WLAN-Hotspot einloggen muss. Das regelt dann der Mobilfunk-Provider mit Hilfe von 802.11u im Hintergrund vollautomatisch für den User. Allerdings dürfte sich 802.11u nur dann in voller Konsequenz verbreiten, wenn die Mobilfunk-Provider das auch politisch wollen. (mb)