Stimmung im Systemhausmarkt 2012

Zwischen Zweifel und Zuversicht

10.09.2012
Von 
Regina Böckle durchforstet den Markt nach Themen, die für Systemhäuser und Service Provider relevant sind - oder es werden könnten - und entwickelt dazu passende Event-Formate.
Die deutschen Systemhäuser rechnen 2012 mit soliden Geschäften. Ihren Optimismus aus dem Vorjahr haben sie indes verloren.
Das Sorgen-Barometer zeigt: Der Fachkräftemangel treibt die Branche um.
Das Sorgen-Barometer zeigt: Der Fachkräftemangel treibt die Branche um.
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Die Stimmung in der Systemhauslandschaft changiert zwischen Gelassenheit und vorsichtigem Blick nach vorn, so das Ergebnis der jüngsten Umfrage der ChannelPartner unter den großen Systemhäusern in Deutschland. Nur rund ein Drittel (33,9 Prozent) der Systemhäuser rechnet damit, dass sich das Investitionsklima in den kommenden Monaten verbessern wird. Das war im Vorjahr anders, damals sprühte die Branche vor Optimismus. Fast drei Viertel der Befragten (71,9 Prozent) sahen den kommenden Geschäften zuversichtlich entgegen. Trübsal blasen die Systemhäuser aber auch heute nicht. Nur eine kleine Minderheit (6,7 Prozent) geht von einer verschlechterten Lage aus. Die meisten Unternehmen (59,4 Prozent) haben sich auf eine unverändert stabile Nachfrage eingestellt.

Umsatzerwartungen in den nächsten 12 Monaten

Diese Einschätzung spiegelt sich auch in der Umsatzplanung wider: Zwar rechnet keiner der befragten Anbieter mit schrumpfenden Einnahmen, doch die Zahl derer, die stürmisches Wachstum erwarten, ist leicht gesunken. Die Hälfte der Systemhäuser (54,3 Prozent) plant 2012 schneller als der Markt zu wachsen, 2011 lag dieser Anteil noch bei 65,4 Prozent.

Sogar deutlich schneller als der Markt glaubt ein Viertel zulegen zu können - etwa so viele wie im Vorjahr. Und 20,3 Prozent der in diesem Jahr Befragten gehen davon aus, sich mit ihren Wachstumsquoten auf dem Niveau des Branchendurchschnitts einpendeln zu können.

An Selbstbewusstsein mangelt es der Branche also weiter nicht, und einen Konjunktureinbruch erwartet eigentlich niemand. Dennoch haben Euro- und Finanzkrise sowie die Warnungen vor einem bevorstehenden Konjunktureinbruch, beispielsweise durch die aktuellen Frühindikatoren des Ifo Instituts, ihre Spuren hinterlassen.

Möglicherweise werfen aber auch schon die beginnenden Cloud-Geschäfte ihre Schatten voraus: Immerhin knapp 85 Prozent der Befragten betreiben bereits entsprechende Dienste. Die Investitionen, um in diesem Geschäft Fuß zu fassen, sind hoch, Umsätze und Erträge in den ersten Jahren dagegen gering, so dass die Investitionen in die Zukunft die Ergebnisse vorerst belasten.

Fachkräftemangel und Skepsis

Die Frage nach den größten Problemen der Systemhäuser belegt die derzeit widersprüchliche Stimmungslage zwischen erfreulicher Gegenwart und unsicherer Zukunft: Einerseits suchen sie händeringend Mitarbeiter, andererseits sorgen sie sich um die wirtschaftliche Entwicklung. 2011 bereitete den Häusern das Investitionsklima beispielweise noch kein Kopfzerbrechen, das Thema bildete mit einem Wert von 1,8 Prozent das Schlusslicht der Problemliste.

Dieses Jahr rangiert es mit 20,4 Prozent bereits auf Platz fünf. Die Sorge über sinkende Margen und steigende Kosten (37,4 Prozent) hat sogar die Furcht vor dem Direktvertrieb der Hersteller (28,9 Prozent) überflügelt. Der anhaltende Preisrückgang für Hard- und Software sowie die Nachfrageeinbrüche in angestammten Kernsegmenten - allen vor-an Desktops und Server - begleiten die Branche schon seit Jahren, sind aber immer wieder häufig genannte Gründe dafür, dass die Anbieter ihre Ertragslage gefährdet sehen.

Die größte Gefahr sehen die Systemhäuser aber im anhaltenden Fachkräftemangel (90,1 Prozent). Viele Anbieter hatten bereits im vergangenen Jahr gestiegenen Bedarf an IT-Profis, und die meisten (88,3 Prozent) wollen auch 2012 weitere Mitarbeiter einstellen, wenn sie denn genügend qualifiziertes Personal finden.

Erhebungen des Bitkom zufolge hat der Expertenmangel bereits im ersten Quartal 2012 dazu geführt, dass Aufträge abgelehnt wurden oder nicht abgeschlossen werden konnten. Im Durchschnitt verlieren die Unternehmen 8,5 Prozent ihres möglichen Umsatzes, schätzt der Branchenverband. Die Sorgen um Einnahmeausfälle infolge fehlender Mitarbeiter, verbunden mit den offensiven Personalplanungen der Unternehmen, zeugen immerhin von einer guten Auslastung.