In vorangegangenen Teilen dieser Serie habe den Vorreiter wikifolio.com bereits eingehend beschrieben (Investment Clubs 2.0 sowie Performance zum Wohle des Schwarms). Doch es gibt noch andere am Markt bereits etablierte Anbieter Auf dem deutschen Social Trading-Portal Ayondo etwa folgen private Anleger den Strategien anderer, mutmaßlich erfolgreicher privater Trader.
Das Motto: Handeln wie ein Hedge Fonds-Spezialist, hier auf Grundlage von hoch riskanten CFD-Produkten. Die erfolgreichen Trader können ihre Handelssignale in Echtzeit an Privatanleger verkaufen und sich so ein lukratives Zusatzgeschäft aufbauen. Vor einigen Monaten hat die Plattform ihre Software noch einmal runderneuert.
Der Börsenamateur wiederum, der bei Ayondo weiß, worauf er sich einlässt, kann im Idealfall den Vorteil genießen, sein Broker-Konto nicht mehr selbst zu verwalten, sondern diese Aufgabe an einen höher qualifizierten, "professionelleren" Händler zu delegieren - so zumindest stellt es der Anbieter in Aussicht. Den passenden Trader kann sich der Kunde in Ranglisten aussuchen, um dort die bisherigen Erfolge seines "Tippgebers" transparent einzusehen.
Dass die innovative Fidor Bank mit Ayondo eine Kooperation eingegangen ist, lässt sich als weiteres Indiz für das aufstrebende neue Finanzbiotop werten. Allerdings darf dabei nicht übersehen werden, dass der Markt für hochspekulative CFD-Produkte deutlich begrenzter und auch mit höheren Risiken proportioniert ausfällt, als dies beim in dieser Hinsicht kaum vergleichbaren Modell von wikifolio.comausfällt.
Alle Signale auf Grün
Thomas Winkler, Geschäftsführer von Ayondo, sieht grundsätzlich zwei Marktmodelle beim Social Trading am aufstrebenden informellen Anlegermarkt: Die eine Variante sei das sogenannte Copy Trading, hier als direkte Verbindung zwischen Trader und Anlegern. Anleger, die nicht selbst aktiv an den Finanzmärkten traden wollen, könnten demnach über Social Trading an der Performance von Top-Trader partizipieren. Die Handelssignale ließen sich entweder manuell oder aber automatisch in das eigene Handelskonto übertragen.
So vollzieht der eine Anleger genau die gleichen Trades nach, die der Top Trader macht, skizziert der Mitgründer des Schweizer Wagniskapitalunternehmens next generation finance invest (NGFI). Kurz: Der Anleger folgt dem Signalgeber, als so genannter Follower seines ausgewählten Trader. Als zweiten Aspekt sieht Winkler die Nutzung des Social Web hin zum Traden und Investieren - und somit der Austausch der Anleger und Trader direkt miteinander. Dort drehe sich alles um das Vorstellen und Bewerten von Ideen oder Strategien beim Investieren.
Zwei weitere Kandidaten, die in Deutschland nach vorne streben, sind Investtor und Moneymeets. Letzteres Unternehmen aggregiert Wertpapierdepots und Konten. Weitere Versicherungs- und Beteiligungsprodukte sollen den Kunden ansprechen, eine konsolidierte Vermögens- und Wertentwicklungsübersicht über alle angeschlossenen Banken soll so auf Knopfdruck erhältlich sein. Das Motto der Plattform beschreiben die Macher so: Empfehlungen von Kunden für Kunden, Austausch mit Profis und Produzenten, absolute Transparenz über alle Provisionen und über mehrere Banken hinweg sei das Ziel.
Nicht wenige Anbieter setzen dabei auf die Anbindung an etablierte Finanzhäuser als Teil der Strategie. Und schließlich wirbt der Investtor Mitmachfonds mit dem Gütezeichen, Deutschlands erster Mitmach-Fonds zu sein, bei dem die Anleger aus einem definierten Anlageuniversum heraus mitbestimmen, welche Aktien in den Fonds investiert werden. Mehrere hunderttausend Nutzer haben laut Angaben des Betreibers seit der Gründung vor gut 3 Jahren ihr Votum für das ausschließlich aus Blue Chips bestehende Aktienuniversum abgegeben.
So oder so, mit Hilfe von Social Trading-Plattformen dürfte der private Investor kaum über Nacht reich werden. Dazu ist nicht nur harte Arbeit erforderlich, sondern auch ein gutes Timing. Dies gilt sowohl für die Händler als auch für die privaten Investoren. Für Winkler stehen die Signale trotzdem eindeutig auf Grün: Bei Marktinnovationen dauere es traditionell eine gute Weile, bis die herkömmliche Bankenlandschaft auf diese reagiere.
Vergleich mit kritisierten Märkten
Winkler vergleicht die Entwicklung mit dem allerdings auch immer wieder in der Kritik stehenden Markt für Zertifkate in Deutschland: Anfänglich seien es nur wenige Anbieter gewesen, die innovative Papiere auf den Markt gebracht hätten. 5 bis 10 Jahre später sei der Markt jedoch groß und profitabel geworden. Der Experte hält es deshalb für denkbar, dass schon bald von den Genossenschaftsbanken bis zur Sparkasse jede beliebige Bank eigene Zertifikate emittiert. Allerdings müsste auch hier die Chancen-Risiko-Struktur transparent sein. Gelänge es hier, innovative und verlässliche neue Produkte auf dem Markt zu platzieren, könnte die Idee somit auch in den Bereich der ergänzenden Kapitalbeschaffung und Unternehmensfinanzierung hinüberschwappen.
Blickt man auf der Zeitachse etwas zurück, so fällt tatsächlich auf, dass Social Trading sich als Trend in den vergangenen 3 Jahren konzeptionell rasant weiterentwickelt hat. Dies birgt zahlreiche Chancen, Risiken und Nebenwirkungen. Im vergangenen Jahr scheint die Entwicklung zunächst bei den informierten Privatanlegern angekommen zu sein. Ergänzt wird die Riege der Anbieter durch entsprechende Foren und Blogs. Auf Anlegermessen gibt es Podiumsdiskussionen zum Thema, und die Anbieter haben ihr Profil am Markt geschärft. Kurzum, ein nachhaltiger Trend, der mittlerweile auch von der Wirtschaftspresse aufgegriffen wird.
Im Zuge ihrer Expansion werden sich die deutschen Anbieter mit alten und neuen Wettbewerbern aus dem Ausland konfrontiert sehen. So gab eToro bekannt, nach eigenen Angaben das weltweit größte Social Investment-Netzwerk, nun auch kostengünstig deutsche Werte aus dem DAX handelbar zu machen. Fast alle der 30 in diesem Marktsegment vertretenen Werte stehen bereits zur Order bereit, die übrigen sollen ebenfalls zeitnah auf der eToro-Plattform handelbar sein.
Für das laufende Jahr jedenfalls sieht Winkler etablierte Online-Broker und Finanzdienstleister auf den Zug aufspringen. Und schließlich würden sich auch die Banken dem Trend annähern. Je populärer das Thema Social Trading werde, desto mehr Kunden interessierten sich dafür. Nach Online Banking, Online-Brokerage und dem Markt für Zertifikate gebe es nun mit Social Trading endlich wieder einen echten Megatrend.