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Meta greift an

Zuckerberg ärgert Musk mit Twitter-Klon Threads

04.07.2023
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Am kommenden Donnerstag (6. Juli 2023) will Meta-Chef Mark Zuckerberg die Mikroblogging-App „Threads“ herausbringen. Durch die enge Kopplung an Instagram könnte sie Twitter gefährlich werden.
Im Apple AppStore ist Metas Twitter-Klon Threads bereits als Preview zu sehen.
Im Apple AppStore ist Metas Twitter-Klon Threads bereits als Preview zu sehen.
Foto: Meta, Apple AppStore

Nur wenige Tage, nachdem Elon Musk - zum Missfallen vieler Twitter-Nutzer - angekündigt hatte, die Anzahl der für User sichtbaren Beiträge einzuschränken, will Meta Platforms den konkurrierenden Dienst Threads an den Start bringen. Beobachter glauben, dass die App ein ernstzunehmender Konkurrent für Twitter werden könnte, zumal Musk die Anwender seit der Übernahme im vergangenen Oktober durch zahlungspflichtige Dienste (Blauer Haken) und immer strengere Regeln ein ums andere Mal verärgert hatte.

Meta dürfte nach Informationen des Wall Street Journal seine neue Microblogging-App auf der Grundlage seiner Instagram-Nutzerbasis aufbauen. Dieses strategische Manöver werde der App helfen, schnell an Zugkraft zu gewinnen. Im Apple AppStore ist Threads bereits gelistet und wird als kostenlose "Preview" angekündigt. Offensichtlich können Instagram-Nutzer sie verwenden, ohne ihren User-Namen zu ändern.

Kommt es zum Käfigkampf der Tech-Milliardäre?

Der Wettbewerb zwischen den beiden Unternehmen spitzt sich zu einem Zeitpunkt zu, an dem die Alphamännchen Zuckerberg und Musk ihre Antipathie öffentlich kultivieren. Die Tech-Milliardäre haben angekündigt, sich in einem Käfigkampf prügeln zu wollen. Elon Musk will sich dazu offenbar vom ehemaligen Mixed-Martial-Arts-Kämpfer George St-Pierre trainieren lassen. Das ist wohl auch nötig, denn Zuckerberg gilt als ausgewiesener Kampfsport-Spezialist. Er hat bereits große Turniere in Jiu-Jitsu gewonnen. Dass es wirklich zu diesem Showdown kommen wird, ist allerdings noch immer nicht bestätigt worden.

Threads dürfte Elon Musk aber auf jeden Fall wehtun, da viele Nutzer inzwischen mit Twitter fremdeln. Der Microblogging-Dienst hat nach der Übernahme durch Musk Tausende von Mitarbeitenden entlassen und musste in der Folge etliche technische Probleme verkraften. Twitter verlor Nutzer und Werbekunden, auch wurde vielfach kritisiert, wie das Unternehmen neuerdings Inhalte moderiere. Zudem kam die unverhohlene Sympathie von Elon Musk zu Donald Trump und der republikanischen Partei nicht besonders gut an.

Twitter-Kunden müssen mit Einschränkungen leben

Den jüngsten Aufschrei in der Nutzergemeinde provozierte Musk erst in der vergangenen Woche, als er ankündigte, dass nichtzahlende Nutzer nur noch 600 Beiträge pro Tag lesen könnten und neue Accounts sogar nur noch Zugriff auf maximal 300 Beiträge pro Tag hätten. Zahlende User mit "verifizierten Accounts" können nun maximal 6.000 Beiträge pro Tag lesen. Musk bezeichnete die Maßnahme als vorübergehend und notwendig, um dem "extremen Ausmaß an Datenabschöpfung und Systemmanipulation" entgegenzutreten. Allerdings blieb im Dunkeln, was er konkret damit meinte.

Verifizierte Accounts sind bei Twitter mit einem blauen Häkchen gekennzeichnet. Ursprünglich hatte das Unternehmen dieses Symbol an verifizierte Konten von öffentlichem Interesse vergeben, vor allem an Prominente. Heute können sich User durch ein Bezahl-Abo das Verifikations-Häkchen sichern. Twitter spendiert aber ausgerechnet den populären und gut betuchten Nutzern weiter einen kostenlosen verifizierten Account, um die Promis auf seiner Plattform zu halten.

Die jüngste Einschränkung für nicht zahlungswillige Nutzerinnen und Nutzern hat für Unmut gesorgt. Im deutschsprachigen Raum verbreitete sich am Samstag (1. Juli 2023) der Hashtag #RIPTwitter. In den USA gab es ebenfalls viel Kritik. Musk reagierte darauf und kündigte an, das Limit bald wieder erhöhen zu wollen: User verifizierter Accounts könnten dann 10.000 Beiträge pro Tag lesen, solche mit nicht verifizierten Accounts 1000 oder - mit neuen Konten - maximal 500.

Viele Microbogging-Dienste wollen Twitter attackieren

Trotz der Unzufriedenheit vieler Twitter-User dürfte es für Zuckerberg keineswegs einfach werden, Threads im Markt zu positionieren. Andere Dienste wie Mastodon, Bluesky oder Donald Trumps Truth Social konnten zwar durchaus Nutzerinnen und Nutzer gewinnen, aber eine echte Konkurrenz zu Twitter sind sie bislang nicht. Dass es für die "Datenkrake" Meta besser laufen wird, ist nicht ausgemacht: Der Ruf von Mark Zuckerberg ist aufgrund der vielen Übergriffe in Sachen Datenschutz (Stichwort: Cambridge Analytica) nicht besser als der von Elon Musk.

Metas große Chance besteht darin, dass das Unternehmen mehr als zwei Milliarden monatlich aktive Instagram-Nutzer im Rücken hat. Bislang ist aber noch unklar, ob und wie Instagram für die Verbreitung von Threads genutzt werden soll. Doch auch, wenn nur ein Bruchteil der Instagram-User den neuen Dienst ausprobiert, könnte Meta schnell zu einem Konkurrenten für Twitter werden, das nach einer Schätzung der Marktforscher von Insider Intelligence dramatisch sinkende Nutzerzahlen zu erwarten hat.

Den Analysten zufolge dürfte Twitter in diesem Jahr rund drei Milliarden Dollar an Werbeeinnahmen generieren. 2021, dem Jahr, bevor Elon Musk das Unternehmen von der Börse nahm, brachte es Twitter hier auf 4,51 Milliarden Dollar. Für der Giganten Meta, der das Who-is-Who der Weltwirtschaft zu seinen Werbekunden zählt und zudem ein breites Repertoire an Werbetools und -produkten besitzt, sollte dieses Ziel relativ schnell erreichbar sein. (hv)