AmigaOS, OS/2, CP/M, BeOS

Zehn (gern) vergessene Betriebssysteme

29.07.2011
Von 


Sascha Alexander ist seit vielen Jahren als Redakteur, Fachautor, Pressesprecher und Experte für Content-Strategien im Markt für Business Intelligence, Big Data und Advanced Analytics tätig. Stationen waren unter anderem das Marktforschungs- und Beratungshaus BARC, die "Computerwoche" sowie das von ihm gegründete Portal und Magazin für Finanzvorstände CFOWORLD. Seine Themenschwerpunkte sind: Business Intelligence, Data Warehousing, Datenmanagement, Big Data, Advanced Analytics und BI Organisation.

Von BeOS zu Haiku

Anfang der 90er Jahre nutzten diverse Hardwarehersteller Apples PowerPC als Referenzarchitektur, um eigene Mac-Klone zu entwickeln. Doch mit Be Inc. gab es auch eine Partnerfirma, die einen anderen Weg ging: Sie portierte ihr Betriebssystem BeOS auf die Mac-Plattform.

Vielleicht spekulierten die Leute bei Be damals darauf, dass Apple seine nächste Betriebssystemgeneration, Codename Copland, nicht fertig bekommen würde (was ja auch passierte), und stattdessen auf Be setzen könnte. Vielleicht war Be aber auch einfach auf der Suche nach neuen Märkten für BeOS, nachdem das Unternehmen mit eigenen Rechnern gescheitert war. Wie auch immer: Das Schicksal von BeOS sollte als ein Beispiel für verpasste Chancen in die Geschichte des Personal Computings eingehen.

1990 hatte der ehemalige Apple-Manager Jean-Louis Gassée Be gründet. Ziel war eine neuartige Systemplattform, die im Kern aus BeOS und der Rechnerarchitektur BeBox bestand. Als Prozessor dienten die Hobbit-CPUs von AT&T. Als diese nicht mehr weiterentwickelt wurden, musste Be sein System neu aufsetzen und verwendete nachfolgend PowerPC-Prozessoren. Ebenso wurde BeOS für die konkurrierenden PowerPC- sowie Intel-Pentium-Rechner angepasst.

Dank dieser Cross-Plattform-Strategie sowie der Multithreading-Architektur und "Medienfreundlichkeit" von BeOS konnte der Hersteller insbesondere Entwickler digitaler Medien und Technik-Fans für sich gewinnen. Anwendern konnten mit BeOS mehrere Videos gleichzeitig ablaufen lassen, ohne dass es ruckelte oder gar das Systems abstürzte wie dies bei Pentium-II-Rechnern durchaus geschehen konnte.

Palm gibt BeOS auf

Leider ließ sich mit BeOS nie viel Geld verdienen, und Verkaufsverhandlungen mit Apple Mitte der 90er Jahr scheiterten am Preis. Stattdessen erwarb Apple den Anbieter NeXT und dessen Betriebssystem und holte damit zugleich den zwischenzeitlich abtrünnig gewordenen Steve Jobs wieder ins Unternehmen. Be wurde schließlich 2001 an den Handheld-Hersteller Palm verkauft, der die Entwicklung bald darauf einstellte.

Die Fangemeinde hält BeOS über Websites wie BeBits.com aber bis heute am Leben. Nachdem Palm das Betriebssystem aufgegeben hatte, machte sich eine Reihe Open-Source-Projekte an den Umbau des nun inoffiziell genannten OpenBeOS. Dabei entstanden Be-kompatible Programmierschnittstellen für Linux or BSD, die wiederum unter Namen wie Blue-Eyed OS kursierten. Da Palm kein Interesse an einer Patentklage hatte, konnte die BeOS-Gemeinde schließlich einen neuen Namen für den Nachfolger suchen: Haiku (mehr zu Be und BeOS finden Sie hier).