Wie die Amazon-Tochter bekannt gab, hat Zalando AWS zu seinem bevorzugten Cloud-Anbieter erklärt. In diesem Zuge sei geplant, vollständig auf Machine Learning Services von AWS zu setzen, um alle Workloads von Zalando für maschinelles Lernen in der AWS-Cloud zu betreiben. Die Dienste sollen es dem Unternehmen ermöglichen, die Zeit für die Entwicklung, Einführung und Skalierung neuer Funktionen der E-Commerce-Plattform verkürzen und auf diese Weise die Kundenerfahrung kontinuierlich verbessern.
Personalisiertes Einkaufserlebnis als Ziel
So könnten die technischen Teams von Zalando durch den Einsatz von Amazon SageMaker (schnelles Erstellen, Trainieren und Bereitstellen von ML-Modellen) sowie von Amazon EMR (Erfassung, Speicherung und Analyse großer Datenmengen) die Kaufdaten der Kunden nutzen, um personalisierte Einkaufsfunktionen zu erstellen - etwa individuelle Produkt- und Größenempfehlungen und die Vorhersage zukünftiger Outfit-Präferenzen. Auch ausgefeilte personalisierte Empfehlungen basierend auf den individuellen Stilvorlieben der Kunden oder den ethischen Praktiken einer Marke sind für Zalando mit AWS Machine Learning möglich.
Ferner kann das Unternehmen mit Hilfe der ML-Dienste von AWS den Lagerbestand genauer vorausplanen, um die Liefer- und Rückgabezeiten zu präzisieren und die Verfügbarkeit der neuesten Modetrends in Echtzeit zu prognostizieren. Die Zusammenarbeit mit AWS soll Zalando zudem in die Lage versetzen, neue Kundenanwendungen schneller zu entwickeln und zu implementieren. Dazu gehört beispielsweise die Erstellung digitaler Avatare, mit deren Hilfe die Kunden Kleidungsstücke virtuell anprobieren können, was in einem umfassenden Kundenerlebnis resultiert: Die Käufer sehen, welche Outfits ihnen am besten passen, ohne sie physisch anprobieren zu müssen.
"Durch die Zusammenarbeit mit AWS haben wir eine maschinelle Lernplattform der nächsten Generation geschaffen, die es unseren Datenwissenschaftlern und Entwicklern ermöglicht, besser und effizienter mit Teams im gesamten Unternehmen zusammenzuarbeiten", erklärt Rodrigue Schäfer, Vice President Digital Foundation bei Zalando. Damit werde die Zeit für die Entwicklung und Implementierung hochmoderner Personalisierungs-Tools und neuer Produktfunktionen deutlich verkürzt und auf diese Weise die Kundenerfahrung kontinuierlich verbessert. Zudem trage die Nutzung einiger zusätzlicher AWS-Dienste dazu bei, die Betriebseffizienz in allen Phasen der Customer Journey zu steigern - von der Lagerverwaltung bis hin zum Retouren-Management.
Keine Angst vor Vendor-Lock-In oder Ideenklau
Die Online-Modeplattform Zalando ist schon seit Jahren (Referenz-)Kunde von AWS und regelmäßiger Gast von Veranstaltungen der Amazon-Tochter. Das Vertrauen und die Vorteile - sowie möglicherweise die gewährten Rabatte - scheinen dabei so groß zu sein, dass das Berliner Unternehmen dabei weder Vendor-Lock-In noch Ideendiebstahl durch den Mutterkonzern Amazon befürchtet.
So nutzt Zalando bereits ein breites Portfolio an AWS-Diensten, um die betriebliche Effizienz zu steigern und die Geschäftsentwicklung anhand gewonnener Daten und Insights nahezu in Echtzeit verfolgen zu können. Unter anderem erstellte Zalando mit AWS Lake Formation einen Data Lake auf Basis von Amazon S3, damit Entwicklerteams sicher und effektiv an Projekten über verschiedene Servicelinien hinweg zusammenarbeiten können.
Zusätzlich zum Data Lake kombiniert Zalando auch Daten aus internen SAP-Anwendungen wie Buchhaltung, Supply Chain Management und E-Commerce-Plattformen mit dem Analyseportfolio von AWS, einschließlich AWS Glue, Amazon Redshift und Amazon Athena. Auf diese Weise lassen sich Transaktions- und Analysedatenberichte erstellen, die die Geschäftsentwicklung in Echtzeit verfolgen. Die Informationen ermöglichen aber auch dem "Size & Fit"-Team von Zalando, durch Prognosen zur Passform und Größenempfehlungen größenbedingte Retouren deutlich zu reduzieren. Darüber hinaus konnte Zalando durch die Migration seiner SAP-Anwendungen zu AWS den Zeitaufwand für das IT-Management um mehr als 30 Prozent reduzieren.