Cloud Market Update 2015

Wolkig mit Aussicht auf digitale Unternehmen

30.11.2015
Von 


René Büst ist Research Director in Gartners Managed Business and Technology Services Team mit Hauptfokus auf Infrastructure Services & Digital Operations. Er analysiert Entwicklungen im Bereich Cloud Computing (Anbieter von Managed Cloud-Services und Public Cloud sowie Cloud-Strategien wie IaaS, PaaS und Multicloud), digitale Infrastrukturen und Managed Services sowie den Einfluss der digitalen Transformation auf die IT. Seit Mitte der 90er Jahre konzentriert sich Herr Büst auf den strategischen Einsatz der IT in Unternehmen und setzt sich mit deren Einfluss auf unsere Gesellschaft sowie disruptiven Technologien auseinander.

Halbzeit 2015: Cloud-Trends in Deutschland

Zu Beginn des Jahres hat Crisp Research zehn Trends für den Cloud-Computing-Markt in Deutschland ausgerufen. Sechs davon sind bereits Realität geworden. Wie sich die wichtigsten Public-Cloud-Anbieter auf dem deutschen Markt verhalten, kann in dem aktuellen Analyst View "Public Cloud Anbieter in Deutschland: Frankfurt ist die Hochburg der Cloud-Rechenzentren" nachgelesen werden.

  • Die Public Cloud ist in Deutschland angekommen: Das Public-Cloud-Modell ist in Deutschland massiv auf dem Vormarsch. Starke und aussagekräftige Projekte auf dem AWS Summit in Berlin von Unternehmen wie Audi, Zalando oder Zanox sprechen eine eindeutige Sprache. Die Public Cloud erfreut sich einerseits einer steigenden Beliebtheit, da IT-Nutzer ihre Anwendungen agiler und flexibler betreiben wollen und andererseits, da mittlerweile fast alle relevanten Public-Cloud-Anbieter Rechenzentren auf deutschem Boden betreiben.

  • Berater und Systemintegratoren profitieren vom Cloud-Boom:Die Komplexität von Public-Cloud-Infrastrukturen sowie das fehlende Cloud-Wissen und Developer-Skills in deutschen Unternehmen spielen Cloud-Systemintegratoren wie der Direkt Gruppe, TecRacer oder Beck et al. Services in die Karten. Das bestätigen Gespräche mit Verantwortlichen aus den jeweiligen Unternehmen. Der etwa 2,9 Milliarden Euro schwere Markt verteilt sich somit auf die Systemintegratoren und Berater die sich dem Thema Cloud ernsthaft widmen und damit einen entscheidenden Beitrag zurdigitalen Transformation in Deutschland leisten.

  • Die Multi-Cloud ist Realität: Der Einsatzgrad Cloud-übergreifender Deployments hat stark zugenommen. Auf jeder Cloud-Strategie-Agenda werden die Evaluation und der Betrieb von mindestens zwei oder mehr Cloud-Anbietern berücksichtigt. Ein Grund hierfür ist das Risikomanagement. Ein weiterer zentraler Grund besteht darin, dass nicht jeder Anbieter alle Anforderungen abdecken kann - Stichworte: Bare Metal oder Legacy-IT. Derzeit werden die Workloads noch individuell pro Cloud-Anbieter verwaltet. Mittelfristig wird sich das Management auf eine zentrale Plattform verlagern, die ein vereinfachtes Deployment unterstützt.

  • Frankfurt stellt Cloud-Connectivity und -Performance sicher: Die Cloud-Connectivity ist sowohl für Anbieter als auch Anwender von wichtiger Bedeutung, um den technischen Herausforderungen (geringe Latenz, hoher Durchsatz und Verfügbarkeit) zu begegnen und damit Applikationen und Services performant, stabil und sicher zu betreiben. Frankfurt gilt hier als das Herz des deutschen und auch des europäischen Cloud-Marktes. Ein Blick auf die derzeit wichtigsten Public-Cloud-Anbieter für den deutschen Markt zeigt, dass sich bereits die Hälfte für Frankfurt als Rechenzentrumsstandort entschieden hat und damit die Relevanz von Cloud-Connectivity und -Performance unterstreicht. Amazon Web Services, ProfitBricks, Softlayer und VMware sind bereits in Frankfurt angekommen, Salesforce wird im August folgen.

  • Das Internet of Things treibt das Mobile-Backend-Development: Im Zuge der Digitalisierung nimmt die Entwicklung von mobilen Apps im Kontext des Internet of Things immer weiter zu. Die über die Endgeräte gesammelten Daten werden auf Backend-Infrastrukturen übertragen, wo Backend-Applikationen die Auswertung und Verknüpfung mit anderen Daten vornehmen und zur Visualisierung auf ein Frontend vorbereiten. Mobile Backends gehören als IoT-Backends damit zu einem wichtigen Teil der "IoT-Value-Chain". Was wir derzeit im Markt für Fitness-Wearables sehen - mit der immer mehr Menschen eine Selbstvermessung vornehmen - wird sich auf andere Industrien ausweiten. Aktuell ist viel Bewegung im Smart-Home-Umfeld zu beobachten. Anbieter wie Tado (Intelligente Heizung- und Klimaanlagensteuerung) oder Netatmo (Wetterstation) betreiben Backend-Applikationen auf Cloud-Infrastrukturen, die für eine ganzheitliche Vernetzung der Endgeräte untereinander sorgen und die Steuerung sicherstellen.

  • Mehr Services - Die Preise ziehen an: Preisreduzierungen gehören der Vergangenheit an. Stattdessen tendiert das Preisbarometer nun in die andere Richtung. Erstmalig wird Microsoft die Preise für Azure in der Region Europa zum 1. August um 13 Prozent erhöhen. Der Fokus gilt immer mehr dem Thema Innovationen. Amazon hat in diesem Jahr bereits etwa 220 neue Services und Funktionen für AWS veröffentlicht, Microsoft etwa 110 neue Services und Funktionen für Azure. Auch ProfitBricks hat erkannt, dass pure Infrastruktur zur Commodity geworden ist und nur sehr wenig Potential für Innovationen bietet. Stattdessen benötigen die Kunden Enablement, um Cloud-Infrastrukturen zu nutzen und darauf eigene Services und Produkte vertikal aufzubauen. Mit DevOps-Central hat ProfitBricks ein Portal präsentiert, um Entwickler für die Infrastrukturumgebung zu begeistern. Darüber hinaus wurden proprietäre SDKs für Java und Go vorgestellt, mit denen Entwickler die Server und andere ProfitBricks-Infrastrukturkomponenten über eine REST-API programmatisch steuern können.