Forrester-Prognosen 2024

Wird 2024 das Jahr der großen KI-Experimente?

27.10.2023
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
In den Forrester-Prognosen 2024 wagt das Marktforschungsunternehmen einen Blick in die Kristallkugel. Vor allem das Thema KI dürfte das kommende Jahr prägen – aber auch mit ersten Flops.
Die Forrester-Prognosen 2024 analysieren die IT-Trends und- Themen, mit denen sich Führungskräfte im nächsten Jahr befassen sollten.
Die Forrester-Prognosen 2024 analysieren die IT-Trends und- Themen, mit denen sich Führungskräfte im nächsten Jahr befassen sollten.
Foto: Forrester

Das Jahr 2024 wird Forrester zufolge ganz im Zeichen von Künstlicher Intelligenz stehen. Und für Entscheider wird dies zur Konsequenz haben, dass sie Entdeckern gleich in unbekannte Gewässer aufbrechen müssen. Trotz dieser Ungewissheiten, so Forrester, werde generative KI der Dreh- und Angelpunkt sein, auf den sich Unternehmen stützen, um Mitarbeiter und Kunden zu gewinnen, ihnen Unterstützung zu bieten und sie an sich zu binden.

KI-Compliance im Fokus

Dabei werde 2024 ein Jahr der Experimente sein, wobei Entscheider keine Angst vor Fehltritten haben sollten. Ein noch größeres Risiko gehe ein, wer sich nicht mit Gen AI befasse. Denn dann drohe die Gefahr von Wettbewerbern, die generative KI nutzen, abgehängt zu werden, prognostizieren die Marktforscher.

Zudem werde 2024 der AI Act der Europäischen Union bereits seine Schatten voraus werfen. Vor Inkrafttreten dieses KI-Gesetzes 2025 sollten Unternehmen ihre Strategie für ein KI-Compliance definieren. Forrester geht davon aus, dass die Hälfte der Großunternehmen bereits im nächsten Jahr proaktiv in KI-Compliance investieren werden.

Einige Kernthesen der Forrester-Prognosen 2024 sind:

  • Die Customer Experience (CX) wird sich erstmals seit Jahren verbessern - dank generativer KI.

  • Die Produktivität steigt mit Hilfe von KI-Initiativen um bis zu 50 Prozent.

  • Die Hyperscaler scheitern mit Prompt-Engineering-Diensten.

  • Europa führt bei der Akzeptanz hybrider Arbeitskonzepte.

  • Generationsunterschiede verändern die B2B-Einkaufspräferenzen.

  • KI-Verarbeitung stößt an ihre Grenzen.

IT wird mit KI produktiver

Der Mangel an KI-Chips dürfte 2024 so manche KI-Ambitionen bremsen.
Der Mangel an KI-Chips dürfte 2024 so manche KI-Ambitionen bremsen.
Foto: YAKOBCHUK V - shutterstock.com

Dank zahlreicher Investitionen in den letzten zehn Jahren lässt sich mit generativer KI die Produktivität im gesamten IT-Bereich steigern. Bei aktuellen Projekten wird laut Forrester bereits eine Verbesserungsrate von bis zu 40 Prozent für die Softwareentwicklung genannt.

Gestützt auf die KI könnten Führungskräfte eine Umgebung schaffen, die Innovation, interdisziplinäre Teamarbeit, kontinuierliches Lernen und die Ausrichtung auf die allgemeine Unternehmensstrategie fördert. Dies gebe Mitarbeitern bis zu 50 Prozent mehr Zeit für kreative Problemlösungen. Auf diese Weise könnten kundenfokussierte Innovationen vorangetrieben und ein beispielloser Geschäftswert geschaffen werden.

Das Scheitern der Hyperscaler

Mit der Verbreitung von Gen AI wird das Thema Prompt Engineering immer wichtiger. Deshalb werden, so Forrester, die Hyperscaler 2024 entweder einen Ausblick auf oder die allgemeine Verfügbarkeit von Prompt Engineering ankündigen.

Allerdings glauben die Marktforscher nicht an den Erfolg dieser Services. So würden die von Cloud-Anbietern offerierten Prompt-Engineering-Dienste der ersten Generation nicht ausreichen, um den Bedarf an kundenspezifischer Feinabstimmung zu decken. 80 Prozent der Unternehmen werden deshalb ihre internen Talente für Prompt Engineering aufstocken, um die Wertschöpfung zu beschleunigen.

Grenzen der KI-Verarbeitung

Durch den irrsinnigen Hype um KI stößt die explodierende Nachfrage nach GPUs und den zugehörigen Chips an ihre Grenzen. Da die Kapazitäten für die Herstellung weiterer Chips begrenzt sind, wird diese Verknappung vor allem große Abnehmer wie Cloud-Anbieter, Meta, Tesla und OpenAI hart treffen. Hoch gesteckte Ziele für LLM-Anwendungen mit Milliarden von Parametern werden von dem Engpass betroffen sein, aber bescheidenere Projekte sollten weiterhin möglich sein.

Hybrid Work wird bleiben. Nur elf Prozent der euopäischen Führungskräfte gehen davon aus, dass ihre Mitarbeiter Vollzeit ins Büro zurückkehren werden.
Hybrid Work wird bleiben. Nur elf Prozent der euopäischen Führungskräfte gehen davon aus, dass ihre Mitarbeiter Vollzeit ins Büro zurückkehren werden.
Foto: insta_photos - shutterstock.com

Preise von mehr als 40.000 Dollar - etwa für den populären KI-Prozessor Nvidia H100 - dürften so manche KI-Ambition bremsen. Zudem werde dies die KI-Aspiranten zur Priorisierung von Anwendungen zwingen, was diejenigen mit dem offensichtlichsten ROI sein dürften.

Besser Customer Experience durch KI

Die durchschnittliche Customer Experience (CX) wird sich weltweit erstmals in drei Jahren verbessern. Verbesserungen werden besonders in Europa und der APAC-Region deutlich werden.

Hinter den Kulissen wird der Schlüssel zu vielen Verbesserungen im Jahr 2024 generative KI sein. Sie wird den Servicemitarbeitern dabei helfen, zum Erfolg der allgemeinen Top-Treiber von CX beizutragen:

- Fragen schneller und besser zu beantworten,

- Probleme beim Erstkontakt zu lösen,

- klar zu kommunizieren und

- den Kunden ein Gefühl des Respekts zu vermitteln.

Hybrid Work bleibt

Nach den Prognosen von Forrester wird Europa die USA bei den flexiblen Arbeitsmodellen 2024 überholen. Dann werden 40 Prozent aller europäischen Beschäftigten zumindest einige Zeit im Homeoffice arbeiten. So gehen lediglich elf Prozent der europäischen Führungskräfte gehen davon aus, dass ihre Mitarbeiter Vollzeit ins Büro zurückkehren werden.

Die ausführlichen Forrester-Prognosen 2024 können Interessierte (gegen Registrierung) hier herunterladen.