CW: Was war Ihre Motivation für die Übernahme von Reutax?
ALBRECHT: Von der Reutax-Insolvenz habe ich aus der Zeitung erfahren und war ehrlich überrascht darüber. Als Wahl-Heidelberger und Insider der IT-Branche habe ich das Unternehmen schon lange und interessiert beobachtet und mir war schnell klar, dass diese Firma in Heidelberg erhalten bleiben muss. Daraufhin habe ich einen soliden und finanzstarken Investor gesucht und den Insolvenzverwalter kontaktiert.
CW: Wie konnte es zur Insolvenz kommen?
ALBRECHT: Meine erste Einschätzung wurde während des Due-Diligence-Prozesses bestätigt: die Insolvenz der Reutax ist nicht auf ein Marktversagen zurückzuführen. Scheinbar ist das Unternehmen durch das Management-Verhalten in eine existenzbedrohliche Schieflage geraten. Das Geschäftsmodell der Reutax ist im Kern tragfähig und zukunftsträchtig.
CW: Was ist aus Ihrer Sicht schief gelaufen?
ALBRECHT: Wir maßen uns nicht an die Vergangenheit in der Gänze zu beurteilen und können nur zu Punkten Stellung nehmen, die uns im Rahmen des Due-Diligence-Prozesses zur Verfügung standen. Wir glauben, dass es mehrere Gründe für das Scheitern des Unternehmens gibt. Zu nennen sind: eine komplexe Konzernstruktur mit einer Vielzahl kostenintensiver Auslandsgesellschaften. In diesen wurden Projekte begonnen und nicht zu Ende geführt oder es war nicht ersichtlich, womit sie ihr Geld verdienten. Allgemein ist festzuhalten, dass die Kosten unverhältnismäßig hoch waren und dass es diesbezüglich an Transparenz mangelte. An dieser Stelle ist sicherlich auch das Geschäftsmodell der Reutax-Tochter Lenroxx nennen, die nicht profitabel war und deshalb von uns aktuell nicht weitergeführt wird.
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Mit der Reutax-Gruppe hat einer der größten Personaldienstleister Insolvenzantrag gestellt. Betroffen sind 150 Mitarbeiter und vor allem 1000 IT-Freiberufler, die nun um ihr Auskommen bangen. - Insolvenzantrag reicht nicht für Kündigungsrecht aus
Ob Kündigung, Kundenschutz oder Zahlungen: Nach der Insolvenz des Personaldienstleisters Reutax haben die betroffenen Freiberfuler viele Fragen. Rechtsanwalt Oliver Stöckel, Partner der Wirtschaftsrechtskanzlei v. Boetticher Hasse Lohmann, hat in einem Rechtsforum geantwortet. - Reutax - aufgerieben zwischen Gier und Geiz
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Mit DSGVO/GDPR und anderen Verordnungen werden die Anforderungen an die Kontrolle personenbezogener Daten deutlich höher gesetzt. Mit Hilfe von KI haben Unternehmen die Möglichkeit, diesen Verordnungen Herr zu werden.
CW: Wie wurde alles abgewickelt?
ALBRECHT: Aus unserer Sicht wurde das Insolvenzverfahren vom Insolvenzverwalter Tobias Wahl und seinem Team sehr professionell und engagiert begleitet und abgewickelt. Wir freuen uns, dass wir uns mit unserem sozial ausgewogenen Sanierungskonzept durchsetzen konnten.
CW: Wie ist der aktuelle Stand?
ALBRECHT: Im Rahmen der Due Diligence haben wir uns für folgendes Vorgehen entschlossen: Die Übernahme aus der Insolvenz erfolgt als Asset-Deal nur für das Kerngeschäft. Ein wichtiges Asset sind die Mitarbeiter der Reutax. Intensive Mitarbeitergespräche haben uns gezeigt, dass das Unternehmen über einen hochmotivierten und sehr engagierten Mitarbeiterstamm verfügt und wir unbedingt ein sozial ausgewogenes Sanierungskonzept, das die Übernahme aller Mitarbeiter berücksichtigt, umsetzen wollen. Folgende Assets wurden übernommen: alle 58 Mitarbeiter mit ihren Verträgen, die Markenrechte an der Marke Reutax, die Kunden- und Beraterverträge sowie die Profil-Datenbank.
CW: Wie geht es nun weiter, wie sieht die Zukunft von Reutax aus?
ALBRECHT: Unser erklärtes Ziel ist es, mit Reutax wieder in eine Spitzenposition unter den Top drei der Branche zu kommen. Um profitabel dieses Ziel zu erreichen erfolgt eine Konzentration auf das Kerngeschäft, die Etablierung einer bodenständigen Kultur, die Einführung von effizienten Prozessen und schlanken Kostenstrukturen sowie neuen Dienstleistungen.
CW: Woran denken Sie dabei?
ALBRECHT: Unser Fokus richtet sich künftig ganz klar auf unsere Kunden und Berater, denn wir möchten wieder als zuverlässiger Partner im Markt wahrgenommen und angenommen werden. Wir wollen unseren Freiberuflern zusätzliche Services anbieten, um sie im hartumkämpften Projektmarkt zu unterstützen, und unseren Kunden müssen wir gute Qualität in kurzer Zeit liefern. Erste Gespräche stimmen mich positiv, dass wir es schaffen werden.
Wem gehört Reutax heute?
Eine Gruppe von Investoren, die der mittelständischen Investmentgesellschaft Rantum Capital GmbH nahestehen, hat im Wege der übertragenden Sanierung die Unternehmen der insolventen Reutax AG und Reutax Temp GmbH übernommen. Übernommen wurden auch alle Arbeitnehmer beider Gesellschaften. Auf der Strecke blieb die Tochter Lenroxx, die vom Insolvenzverwalter abgewickelt wurde. Die Investoren beabsichtigen in die „neue Reutax" zu investieren, „das Unternehmen mit langfristiger Perspektive am Standort Heidelberg fortzuführen und auszubauen", so der neue Vorstandsvorsitzende Marko Albrecht. Er bekleidete in der Vergangenheit Führungspositionen in Beratungs- und Softwarehäusern. Albrecht hat seinen Job mit seinem Vorstandskollegen Gerrit Ahlers am 1. August angetreten. Ahlers kommt von A.T. Kearney.