Windows-Tricks

Windows-Dienste optimal konfigurieren

17.08.2013
Von Marcel Buchbinder
Windows geizt nicht mit Diensten, die automatisch im Hintergrund gestartet werden. Einige lassen sich entbehren, andere sind gar überflüssig. Dies müssen Sie bei optimaler Konfiguration der Dienste beachten.

Systemprozesse, die nicht im Benutzerkontext laufen sollen, sondern nur vom System selbst verwaltet werden dürfen, startet Windows als Dienst. Dienste laufen mit den Privilegien des Systems, unabhängig von Benutzerkonten und angemeldeten Benutzern. Die meisten Dienste arbeiten im Hintergrund und stellen ihre Funktionen über Windows-Komponenten bereit.

Windows-Standard: Viele automatische Dienste

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Foto: fotolia.com/ArchMen

Microsoft möchte die Systemkonfigurationen von Windows so einfach wie möglich halten und bringt dazu eine wachsende Zahl von Diensten mit. Viele davon starten beim Hochfahren des Systems automatisch. Alles, was eventuell einmal an Diensten gebraucht werden könnte, läuft damit bereits, und eine nachträgliche Konfiguration ist unnötig. Einige dieser Dienste sind absolut notwendig für den Betrieb von Windows, andere hingegen werden nur von einem Bruchteil von Anwendern jemals benötigt und lassen sich oft ohne negative Nebenwirkungen deaktivieren. Ein großer Gewinn an Systemressourcen ist dabei zwar nicht zu erwarten, doch verkürzt sich so die Startzeit von Windows.

Die Schaltzentrale: Die Verwaltung der Dienste in der Computerverwaltung hat sich seit Windows Vista nicht mehr wesentlich geändert, bietet aber teils ausführlichere Dienstbeschreibungen.
Die Schaltzentrale: Die Verwaltung der Dienste in der Computerverwaltung hat sich seit Windows Vista nicht mehr wesentlich geändert, bietet aber teils ausführlichere Dienstbeschreibungen.

Dienste: Die Konsole in der Computerverwaltung

Die Übersicht und Einstellungen der Dienste finden Sie in der Computerverwaltung von Windows 7/8, die Sie über die „Systemsteuerung ➞ System und Sicherheit ➞ Verwaltung“ erreichen. Dort gibt es dann wiederum den Eintrag „Dienste“, der zu einer Auflistung der Systemdienste auf dem aktuellen Rechner führt. Hier finden Sie alle auf dem System vorhandenen Dienste. Auch jene, die nachträglich von installierten Programmen wie etwa Virenscannern eingerichtet wurden. Eine Kategorisierung bietet die Diensteverwaltung nicht, nur eine alphabetische Sortierung. Sie erreichen diese Konsole auch, indem Sie direkt im Ausführen-Dialog den „Services.MSC“ eingeben.

Diese Liste in der Diensteverwaltung zeigt in der linken Spalte den Namen und dahinter eine Beschreibung. Die Spalte „Status“ zeigt, ob der Dienst aktuell läuft, und der „Starttyp“ gibt an, wie und ob der Dienst ausgeführt wird – manuell, automatisch oder auch gar nicht, falls deaktiviert. Ein Doppelklick auf den jeweiligen Dienst öffnet ein Fenster mit den Eigenschaften. Dort präsentiert das Menü „Allgemein“ die Möglichkeit, den Starttyp des Dienstes zu ändern. Dabei bietet Windows folgende Optionen an

  • Automatisch: Der Dienst startet beim Hochfahren von Windows. In der Diensteverwaltung haben diese Dienste immer den Status „Gestartet“.

  • Automatisch (verzögerter Start): Ab Vista können Dienste, die zum Systemstart nicht nötig sind, erst kurz nach dem Hochfahren von Windows ausgeführt werden. Standardmäßig haben Windows Update, der Hintergrundübertragungsdienst sowie das Windows Mediacenter diesen Starttyp.

  • Manuell: Der Dienst wird nicht automatisch gestartet – Windows bleibt aber in der Lage, den Dienst von sich aus zu starten, wenn dieser von einem anderen Dienst oder Programm benötigt werden sollte.

  • Deaktiviert: Dieser Dienst wird nie gestartet – selbst dann nicht, wenn er zum Funktionieren des Windows-Systems erforderlich ist und von einem Programm oder von anderen Diensten angefordert wird.

Dienste abschalten: Im Zweifel manueller Start

Es ist unwahrscheinlich, dass ein System auch wirklich alle automatisch ausgeführten Dienste tatsächlich braucht. Wer keine alten, inkompatiblen Tools einer älteren Windows-Version verwendet, benötigt keinen „Programmkompatibilitäts-Assistent-Dienst“. Bei schnellen SSDs bringen der Indexdienst (Windows Search) und Superfetch wenig, da sie den Zugriff auf die Festplatte kaum beschleunigen, dafür jedoch teils erhebliche Schreibvorgänge auslösen. Optimierungspotenzial gibt es also genug. Es obliegt aber den Anwendern, das Arsenal der zahlreichen Dienste auf deren Notwendigkeit hin zu prüfen und auszumisten.

Vor allem unter Windows 7/8 wird dies zur Pflicht, da hier viel Überflüssiges läuft und unter Umständen den Systemstart verzögert. Allerdings muss man Microsoft zugute halten, dass der größte Teil der unnötigen Dienste auf den Starttyp „Manuell“ gesetzt wurde. Das bedeutet, dass Windows oder ein Programm den Dienst erst dann startet, wenn er auch tatsächlich gebraucht wird. Wenn der Dienst nach einer gewissen Zeit gestartet wird, so besteht offensichtlich eine Abhängigkeit und eine weitere Überprüfung ist angesagt.

Diese Dienste sind meist verzichtbar

  • Adaptive Helligkeit: Kann bei vorhandenem Sensor, etwa bei Windows-8-Tablets die Bildschirmhelligkeit anpassen. Ohne Sensor ist der Dienst unnötig und lässt sich deaktivieren.

  • Bluetooth-Unterstützungsdienst: Wichtig bei der Verbindung zu Bluetooth-Geräten. Wer die Funktion mangels Bluetooth-Geräten nicht braucht, kann den Dienst komplett deaktivieren.

  • Diagnoserichtlinien-Dienst: Stellt die selten hilfreichen Diagnosefunktionen bei fehlender Netzwerkverbindung und Netzwerkproblemen bereit. Der Starttyp „Manuell“ genügt dazu.

  • Enumerator-Dienst für tragbare Geräte: Erlaubt Gruppenrichtlinien für Geräte wie USB-Sticks und ermöglicht Programmen wie dem Windows Mediaplayer die Identifikation von MP3-Playern. Der Dienst kann auf „Manuell“ gesetzt werden.

  • Fax: Bietet Faxfunktionalität. Kann deaktiviert werden, wenn der PC keine Faxnachrichten senden und empfangen soll.

  • IP-Hilfsdienst: Ermöglicht die Nutzung von IPv6 durch IPv4-Verbindungen. Bei Netzwerkverbindungen ohne IPv6 lässt sich der Dienst schlicht deaktivieren.

  • Offline-Dateien: Hält einen Datei-Cache für Offline-Dateien aktuell und kann deaktiviert werden, wenn Sie keine Dateien aus dem Netzwerk zwischenspeichern wollen.

  • Programmkompatibilitäts-Assistent-Dienst: Wenn ein inkompatibles Programm/Spiel für eine ältere Windows-Version aufgerufen wird, hilft dieser Dienst bei der Lösung von Startproblemen. Wenn alle Programme auch ohne diese Hilfe laufen, kommt als Starttyp „Deaktiviert“ infrage.

  • Remote-Registrierung: Stellt eine Schnittstelle zur Verbindung mit Regedit.EXE von anderen Rechnern über das Netzwerk bereit. Ist auf Einzelplatz-PCs überflüssig und kann deaktiviert werden.

  • Routing und RAS: Wenn andere PCs im Netzwerk die Internetverbindungsfreigabe nutzen sollen, benötigen Sie diesen Dienst. Kann ansonsten auf „Manuell“ gesetzt werden.

  • Sicherheitscenter: Stellt die Warnungen und Hinweise über Sicherheitseinstellungen zu Firewall, Virenscanner und Windows-Updates im Infobereich bereit. Fortgeschrittene Anwender deaktivieren den Dienst gerne, da die Meldungen redundant sind.

  • SSDP-Suche: Findet UPNP-Geräte im Netzwerk, etwa Xbox-Spielekonsolen über das Simple Service Discovery Protocol. Wer dagegen nur auf traditionelle Netzwerkgeräte zugreift, der kann den Dienst deaktivieren.

  • Superfetch: Optimiert die Ladezeit oft genutzter Programme durch einen dynamisch angepassten Cache im Arbeitsspeicher. Kann beim Einsatz einer SSD deaktiviert werden.

  • Windows-Mediaplayer-Netzwerkfreigabedienst: Die Funktion „Medienstreaming“ im Windows Media Player braucht diesen Dienst. Wer diese Funktion oder den Player generell nicht nutzt, kann den Dienst deaktivieren.

  • Windows Search: Aktualisiert im Hintergrund den Dateiindex für die Windows-Suche für schnellere Suchläufe. Lässt sich bei der Verwendung einer SSD deaktivieren.

  • Windows-Bilderfassung (WIA): Wird für die Verbindung mit Scannern und Kameras benötigt. Der Starttyp „Manuell“ ist dazu aber völlig ausreichend.