Consumer Preview von Microsoft

Windows 8 kommt durch die Hintertür

28.02.2012
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Nutzer versus interner IT: Spannungen drohen

"Wenn Windows-8-Devices coole Funktionen bieten und auch noch günstiger als iPads sind, wird jeder ein solches Gerät haben wollen", sagte Aaron Suzuki, CEO von SmartDeploy, ein auf Betriebssystemmigrationen spezialisiertes Unternehmen in den USA. "Bringen diese Leute dann ihr privat erworbenes Tablet mit ins Büro, werden sie auch ihre beruflichen Apps auf das Gerät laden wollen." Weil die meisten Anwender sich seit Jahren in der Windows-Welt auskennen und in ihr arbeiten, werde es auch nicht lange dauern, bis die neuen Windows-8-Geräte sich in der Unternehmens-IT einnisten.

Falls sich Windows 8 erfolgreich auf Tablets etablieren kann, sind neue Spannungen zwischen IT-Nutzern und IT-Abteilungen absehbar, weil die Erwartungshaltung der Anwender und die Leistungen der zentralen IT weiter auseinander driften. Während die Mitarbeiter die Kompatibilität ihrer privaten und beruflichen Geräte samt der genutzten Office-Tools und Geschäftsanwendungen als Produktivitätsverbesserung werten, tun die migrationsmüden Firmen die Windows-8-Geräte voraussichtlich als ein weiteres der üblichen persönlichen Endgeräte ab. "Unter technischen Aspekten reihen sich die neuen Gagdets in die Liste der nicht verwalteten Geräte ein. Die Firmen werden auf ihnen kaum Antivirus-Tools und andere Applikationen installieren, die für die Sicherheit einer Unternehmens-IT erforderlich wären, zumal sie vermutlich auch gar nicht über die erforderlichen Lizenzen verfügen", warnte Suzuki.

Microsoft selbst dürfte die langsame Infiltration von Windows 8 in die Firmen durchaus gefallen, Suzuki glaubt sogar an eine Bottom-up-Strategie der Herstellers, die Windows 8 den Zugang zur Unternehmens-IT über den Endkunden verschaffen soll. In jedem Fall habe Windows 8 das Potenzial für erhebliche Unruhe und Verschiebungen in der Arbeitsplatzumgebung, vermutet er, wenngleich es Jahre dauern werde, bis sich die Plattform im Unternehmen etablieren könne.

Gartner-Analyst Silver ist skeptischer was den Erfolg des Microsoft-Systems im Unternehmen betrifft. Er spekuliert darauf, dass viele Firmen Windows 8 komplett ignorieren werden. Angesichts der aktuellen Zurückhaltung gegenüber einer erneuten Betriebssystem-Migration werden die internen IT-Organisationen sehr lange auf durchgängige Windows-8-Landschaften warten müssen. "Auf ihren PCs werden IT-Abteilungen frühestens 2015 Windows 8 installieren", vermutet Silver. "Eigentlich kann ich mir nicht vorstellen, dass die Unternehmen das Betriebssystem auf vorhandene Geräte ausrollen werden. Selbst bei neuen PCs werden sie versuchen, Windows 8 vorerst zu umgehen."