Dank eines längeren Blog-Eintrags von Steve Sinofsky, seines Zeichens President der Microsoft-Geschäftsbereiche Windows und Windows Live, wissen wir nun mehr zu der geplanten Tablet-Version des Betriebssystems. Wie Sinofsky erklärt, ist WOA eng mit bestehenden Windows-Versionen verwandt und unterscheidet sich dennoch von ihnen. So werde auch WOA auf dem in Entwicklung befindlichen Windows-8-Code basieren und einige vertraute Designmerkmale wie das Desktop-Interface aufweisen. In anderen Aspekten gehe WOA aber eigene Wege, etwa bei der Anforderung, dass Geräte ein energiesparendes System-on-Chip-Design nutzen müssen.
"Wir haben WOA geschaffen, um eine neue Klasse von PCs mit einzigartigen Fähigkeiten und Formfaktoren zu ermöglichen, unterstützt von einer Reihe von Partnern, die das bestehende Ökosystem, von dem Windows ein Teil ist, erweitern", schreibt Sinofsky.
Die ARM-Plattformen der Chippartner besitzen eine - wie sie Sinfosky nennt - "gemeinsame" WOA-Grundlage und laufen mit den gleichen Windows-OS-Binaries. Bereits jetzt seien PC-Hersteller an WOA beteiligt, um Geräte zu bauen, Tablets, aber auch andere Devices, die leicht und dünn sein müssten und eine lange Akkulaufzeit vorweisen sollen.
Ähnlich wie bei Windows Phone scheint Microsoft auch bei WOA die Hardware-Spezifikationen fest vorzuschreiben. Dies hat den Nachteil, dass sich die Geräte unter der Haube kaum unterscheiden. Als positiver Aspekt wird eine höhere Kompatibilität gewährleistet und die Portierung von Anwendungen auf die Plattform erleichtert.
Wie aus Sinofskys Post weiter hervorgeht, sollen Metro-Style-Anwendungen aus dem Windows-Shop, die mit den WinRT APIs erstellt wurden, auch auf WOA-Geräten laufen. Zudem ist vorgesehen, dass WOA auch Desktop-Versionen der geplanten Büroanwendungen-Suite "Office 15", wie Word, Excel, Powerpoint und OneNote erhält. Außerdem bestätigte Sinofsky, dass das Betriebssystem neben dem Metro-UI auch einen klassischen Desktop biete - mit Datei Explorer, Internet Explorer 10 und den meisten anderen Windows-Desktop-Funktionen, wenn auch touch-optimiert. Desktop-Anwendungen von Drittanbietern werden von WOA-PCs dagegen nicht unterstützt, auch nicht das Emulieren oder Portieren von bestehenden x86/64-Programmen. Wer Software für x86/64 nutzen wolle, solle ein solches System nutzen, so Sinofsky.
Etliche hätten vorgeschlagen, den Desktop-Modus wegzulassen, um unseren WOA-Ansatz klarer, freier von Altlasten oder einfacher zu machen, erklärte der Microsoft-Manager in Erwartung von Kritik an dem Desktop-Modus. Für uns hätte jedoch die Aufgabe von etwas Nützlichem, das den Kunden wenig kostet, einen nicht gewünschten Kompromiss in der Entwicklung der PCs bedeutet. In ähnlicher Hinsicht sei auch die Anpassung der Office-Anwendungen keine einfache Sache gewesen, erklärt der Windows-Chef. Microsoft sei jedoch der Ansicht, dass WOA-PCs Word, Excel, Powerpoint und OneNote haben müssten, genauso wie die Kompatibilität mit Metro-Apps, Zugang zum Windows Store und ein Hardware-beschleunigter IE10. Nur so könne man sicherstellen, so Sinofsky, dass die Geräte nicht als Kompromisslösungen betrachtet werden.
Als Unterschied zu traditionellen Windows-PCs lassen sich WOA-PCs nicht abschalten, in Ruhezustand oder Schlafmodus schicken. Stattdessen arbeiten sie ähnlich wie Smartphones in einem Zustand weiter, den Sinfosky "Connected Standby" nennt: Wenn der Bildschirm leuchtet, arbeitet das Gerät mit voller Leistung, wird er dunkel wechselt das Device in einem Modus mit sehr niedrigem Energieverbrauch. Diese Funktion soll auch SoC-Geräten auf x86/64-Basis wie Intels Medfield-Architektur zur Verfügung stehen.
Microsoft erwartet, dass die ersten WOA-PCs, basierend auf Hardware-Plattformen von den ARM-Lizenznehmern Nvidia, Qualcomm und Texas Instruments, zeitgleich wie Windows-8-PCs mit x86-Prozessoren starten. Wie Sinofsky ausführt, kommen sie dabei mit vorinstalliertem Betriebssystem, Treibern und der erforderlichen Software auf den Markt. Eine (legale) Installation auf Android-Geräte dürfte schwer fallen: Das Betriebssystem selbst werde nicht einzeln verkauft, WOA-Fixes und -Anwendungen werden direkt über das Betriebssystem, Microsoft Update oder den Windows Store verteilt.