Mit dem Ende des offiziellen Supports von Windows 7 durch Microsoft können sich Unternehmen nur noch eine kurze Übergangsfrist vor der Umstellung auf Windows 10 erkaufen. Ansonsten stehen sie mit einem Betriebssystem ohne Herstellerunterstützung da. Das brächte nicht nur technische Probleme mit sich und wäre auf lange Sicht eine Katastrophe in puncto IT-Sicherheit, sondern verstößt auch gegen die DSGVO. Sollte ein Unternehmen Kundendaten auf einem veralteten System "verlieren", fiele das Bußgeld besonders hoch aus.
Über kurz oder lang ist eine Umstellung des Betriebssystems also unvermeidbar. Unternehmen sollten diesen Prozess so einfach und kontrolliert wie möglich durchführen. Das spart Geld und personelle Ressourcen. Ein typisches Migrationsprojekt verläuft über (wenigstens) fünf Schritte. Diese Details sollten IT-Experten dabei beachten:
1. Analysieren und inventarisieren
Zunächst ist zu klären, welche Hardware im Unternehmen vorhanden ist und auf welchen Endgeräten Windows 7 läuft. IT-Abteilungen sollten die Gelegenheit nutzen, alle Systeme zu inventarisieren und auch Rechner mit Windows 8 miteinzubeziehen. Dabei ist die Leistungsfähigkeit ein wichtiger Punkt. Administratoren sollten Hardware aussortieren, die "gerade eben" mit Windows 10 zurechtkommt. Derartige Kombinationen aus Hard- und Software können zu einer schlechten User Experience führen und dadurch auch die Akzeptanz der Mitarbeiter gegenüber der Migration negativ beeinflussen.
Neben den Betriebssystemen auf der jeweiligen Hardware sollten die IT-Spezialisten auch die Anwendungen erfassen. Dabei gilt es festzuhalten, ob sie kompatibel zu Windows 10 sind oder durch neuere Versionen ersetzt werden müssen. Hier sind zudem Lizenzfragen zu berücksichtigen.
Nach der Inventur sollten Admins überprüfen, welche der installierten Anwendungen überhaupt genutzt werden und welcher Nutzer welche Anwendung benötigt. Etliche der Applikationen, die sich oftmals über Jahre angesammelt haben, müssen wahrscheinlich gar nicht auf Windows 10 migriert werden. Das erspart Arbeit und schont das IT-Budget.
2. Windows 10 installieren
Soll Windows 10 in einer größeren Organisation ausgerollt werden, gilt es insbesondere Folgendes zu beachten:
Images können helfen, den Rollout von Windows 10 zu beschleunigen. Dazu installiert ein Admin auf einem Rechner die korrekte Betriebssystemversion sowie Anwendungen und konfiguriert ihn. Danach erstellt und speichert er ein Abbild (Image) des Rechners, dass sich dann auf weiteren, geeigneten Rechnern installieren lässt. Bei einer heterogenen Hardwarelandschaft und vielen unterschiedlichen Anwenderprofilen kann es aufwändig sein, diese Images zu erstellen und zu installieren.
Mit Hilfe von Scripting können Administratoren auf Bordmittel des Windows Installers zurückgreifen und den Win10-Installationsprozess an die Bedürfnisse des Unternehmens anpassen. Scripts sorgen auf dynamische Weise beispielsweise dafür, dass die Treiber installiert werden, die sowohl zur Betriebssystemversion als auch zur Ausstattung der Hardware passen. Hierbei lassen sich alle Arten von Hardware mit einem einzigen Script abdecken. Abhängig davon, wie vielfältig die zu migrierende Hardware ist, kann es allerdings viel Zeit kosten, diese Scripts fehlerfrei zu erstellen.
3. Windows-Dateien und -Einstellungen migrieren
Bei der Neuinstallation eines Betriebssystems wird die Festplatte in der Regel komplett gelöscht. Das gilt auch für sämtliche Anwenderdateien und -einstellungen wie etwa Benachrichtigungen, Töne, Tool Bars oder Zugangseinstellungen. User erwarten jedoch meist, dass sie Ihre Einstellungen nach der Migration nicht komplett neu vornehmen müssen und ihre Daten wie gewohnt wiederfinden. Das Windows-Betriebssystem und die installierten Anwendungen speichern die entsprechenden Informationen jedoch nicht an einer zentralen Stelle.
Um tatsächlich alle Einstellungen von Windows 7 auf Windows 10 zu migrieren, müssen Administratoren also Detektivarbeit verrichten. Ähnlich sieht es bei den Anwenderdaten aus. Abhängig von den IT-Richtlinien der Organisation speichern Anwender ihre Daten an den unterschiedlichsten Orten. Zudem werden verschiedenste Dateiformate genutzt. Admins müssen deshalb nicht nur Word-, Excel- oder PowerPoint-Dateien finden und migrieren, sondern auch viele weitere Dateiformate berücksichtigen.
4. Apps und Updates unter Windows 10 installieren
Ein Migrationsprojekt gilt erst als abgeschlossen, wenn jeder Nutzer die Anwendungen, die er tatsächlich benötigt, in ihrer neuesten Version nutzen kann. Abhängig von der Unternehmensgröße und der Anzahl unterschiedlicher Anwendergruppen kann dieser Prozess Hürden aufwerfen. Eine Desktop-Management-Lösung, die den Vorgang automatisiert, kann hier Abhilfe schaffen. Verfügt sie zudem über eine Self-Service-Funktion kann die IT-Abteilung den Nutzern zusätzliche Anwendungen zum Download anbieten, die sie zuvor getestet und freigegeben habt. Anwender erhalten so schnell die Software, die sie benötigen und die IT-Abteilung behält die Kontrolle und wird nicht mit Support-Anfragen überschwemmt.
5. Überwachen und kontrollieren
Auch hier spielen Größe und Komplexität des Windows-10-Migrationsprojekts eine Rolle. Zehn oder zwanzig relativ gleichartige Computer zu migrieren ist mit rudimentären Mitteln überwach- und kontrollierbar. Bei einer größeren Anzahl unterschiedlicher Rechner wird das schwieriger.
Tools zur Automatisierung der Prozesse können Administratoren dabei unterstützen, effizient und fehlerfrei zu arbeiten. Dabei ist es wichtig, dass diese Tools in der Lage sind, untereinander Daten auszutauschen. Wenn beispielsweise die Software zur Kompatibilitätsprüfung nicht mit dem Installations-Tool spricht, ist nicht gewährleistet, dass die richtige Version einer Anwendung auf dem richtigen Computer installiert wird. Zudem wird es auch schwierig, den Überblick und die Kontrolle zu behalten.
Steht ein umfassender Win10-Migrationsprozess ins Haus, kann das auch ein Anlass dafür sein, die genutzten Management-Tools zu hinterfragen. Ist die Anzahl der Geräte groß und die Hardware- und Anwendungslandschaft divers genug, kann eine Unified Endpoint Management (UEM)-Lösung eine Alternative darstellen. (jd)