Das dritte große Windows-10-Plattform-Update rollt Microsoft in den nächsten Tagen nach und nach kostenlos an alle Windows-10-Kunden aus. Wie üblich erhält der Anwender auf seinem Windows-10-System einen Hinweis, wenn das Update für ihn verfügbar ist. Mit dem Sukzessiven verteilen der Software will Microsoft seine Server-Kapazitäten schonen und somit Serverüberlastungen vermeiden.
Cortana wird besser
Die Entwickler haben die persönliche Sprachassistentin Cortana in vielen Punkten verbessert und auch erweitert. Neu ist beispielsweise die Möglichkeit, den Rechner über einen Cortana-Sprachbefehl abzuschalten,zu sperren oder in den Schlafmodus zu versetzen. Laut Microsoft reagiert Cortana dabei nur auf die Stimme des Nutzers. Wir werden dann mal bei Gelegenheit ausprobieren was passiert, wenn jemand "Cortana, schalt den Rechner aus"-schreiend in den Raum gestürzt kommt. Bei Microsofts Kinect war es ein beliebter Prank, die Konsolengamer dazu zu bringen, den Ausschalt-Befehl in das Mikrofon zu hauchen.
Neu hinzu kommt außerdem die Möglichkeit, die Musik-Wiedergabe per Sprachbefehle an Cortana zu steuern. Derzeit funktioniert dies aber nur in der englischsprachigen Version von Windows 10. Die Musik-Apps iHeartRadio und TuneIn Radio lassen sich damit ebenfalls per Sprachbefehle steuern und spielen dann auf Kommando des Nutzers den gewünschten Song oder Internet-Radiosender ab.
Wenn am Rechner aktuell nicht gearbeitet wird und Cortana ein Befehl gegeben wird, meldet sich Cortana mit einer Full-Screen-Oberfläche. Ausprobiert werden kann dies, indem man einfach "Hey Cortana" sagt und dann 10 Sekunden wartet, ohne den PC anzurühren. Cortana schaltet dann in diesen Full-Screen-Modus und liefert dann beispielsweise Wetter-Informationen in der vergrößerten Ansicht.
Änderungen bei der Windows-Neuinstallation
Am Installationsprozess hat Microsoft lange Zeit nichts geändert. Im Prinzip läuft die erste Phase bei Windows 7, 8.1 und 10 gleich ab. Sie booten den PC von der Installations-DVD oder einem USB-Stick, wählen die Sprache und dann das Ziellaufwerk. In der zweiten Phase nach dem Neustart geben Sie Daten für das Benutzerkonto ein, und je nach System lassen sich noch einige Kleinigkeiten wie die Desktop-Farbgebung (Windows 8) oder Datenschutzeinstellungen (Windows 10) festlegen.
Bei der aktuellen Ausgabe von Windows 10 gibt es ein paar Änderungen in der zweiten Phase des Setups. Am auffälligsten ist die Sprachausgabe. Der PC liest Ihnen vor, was gerade auf dem Bildschirm zu sehen ist und welche Eingaben Windows erwartet. Statt nur über die Tastatur lässt sich das Setup jetzt auch per Sprachsteuerung bedienen.
Eine weitere Änderung betrifft die Art der Anmeldung. Build 10.0.15019 fordert zuerst die Daten für die lokale Anmeldung an. Wer ein Microsoft-Konto verwenden möchte, muss auf "Use an online account" klicken. Welche Aufforderung bei der Installation erscheint, hat sich seit Windows 8 mehrfach geändert. Mal kam man schnell zur Einrichtung eines lokalen Kontos, ein anderes Mal war die Funktion wieder gut verborgen. Unterschiede bei der Kontoeinrichtung zeigen sich auch bei einigen nicht-deutschsprachigen Windows-Versionen. Es ist daher nicht auszuschließen, dass sich das bis zur endgültigen Ausgabe Windows 10 1704 noch ändert. Wenn Sie sich für ein lokales Benutzerkonto entscheiden, müssen Sie sich aber spätestens dann um ein Microsoft-Konto kümmern, wenn Sie Apps aus dem Windows Store herunterladen oder One Note verwenden wollen.
Ebenfalls neu ist ein vereinfachter Bildschirm für die Datenschutzeinstellungen. Hier gibt es jetzt die Optionen "Location", "Speech recognition" und "Diagnostics". Wer nicht möchte, dass Windows Ortsangaben sowie Sprach- und Diagnosedaten an Microsoft sendet, kann die Funktionen deaktivieren. Im laufenden Windows können Sie die Optionen später in den "Einstellungen" unter "Datenschutz" aktivieren oder deaktivieren. Es bleibt weiter empfehlenswert, ein Tool wie O&O Shutup zu verwenden, über das sich viele Optionen zum Schutz der Privatsphäre deaktivieren lassen.
Windows 10 Cloud - neue Windows-Variante
In der Januar-2017-Vorabersion, Windows 10 Insider Preview Build 15010, fanden sich die ersten Hinweise auf eine neue Windows-10-Version: Windows 10 Cloud. Offiziell hat Microsoft die neue Version noch nicht angekündigt. Zunächst war darüber spekuliert worden, dass es sich bei Windows 10 Cloud um eine neue Streaming-Variante von Windows 10 handeln könnte, die in der Cloud und nicht auf dem lokalen Rechner läuft.
Mittlerweile steht fest, dass es sich wohl eher um eine deutlich abgespeckte Windows-10-Version handeln wird, auf der nur Unifierd-Windows-Platform-Apps (UWP) aus dem Windows Store lauffähig sind. Oder mit anderen Worten: Was Windows RT zu Windows 8 war, soll Windows 10 Cloud zu Windows 10 werden. Wahrscheinlich reagiert Microsoft mit diesem Windows 10 RT 2.0 auf die zunehmende Konkurrenz durch Chromebooks. Windows 10 Cloud wäre für Hardware-Hersteller eine Möglichkeit, günstigere Geräte mit einer Windows-10-Version auszuliefern, die einfach sicher gehalten werden kann, indem die Anzahl der darauf lauffähigen Apps begrenzt wird.
Änderungen bei der Darstellung und den Einstellungen
Für das anstehende Windows Update hat Microsoft einige Kleinigkeiten geändert, die Nutzer von Windows 10 bisher als störend empfunden haben. Dazu gehören auch Darstellungsprobleme bei hochauflösenden Monitoren. Damit Beschriftungen und grafische Elemente scharf erscheinen, ist eine Anpassung an die Bildschirmauflösung erforderlich. Das funktioniert bei einigen Programmen nicht optimal, sodass die Darstellung verwaschen erscheint.
In Windows 10 Version 1703 werden Sie über den Kontextmenüpunkt "Eigenschaften" einer ausführbaren Datei oder einer Verknüpfung die Konfiguration auf der Registerkarte "Kompatibilität" ändern können. Hier setzen Sie ein Häkchen vor die neue Option "Verhalten bei hoher DPI-Skalierung überschreiben. Skalierung durchgeführt von:" und wählen darunter "System". Klicken Sie auf "OK" und starten Sie das Programm. Sollte die Darstellung immer noch nicht optimal sein, probieren Sie die Einstellung "System (Erweitert)" aus.
Update-Downloads einschränken
Windows lädt standardmäßig alle Updates herunter, sobald sie verfügbar sind. Bei Windows 10 Pro lassen sich Updates eine Zeit lang zurückstellen, bei der Home-Version ist die Option jedoch nicht vorhanden. Ansonsten gab es bisher nur bei WLAN-Verbindungen die Möglichkeit, größere Update-Downloads zu verhindern. Sicherheitsupdates lädt Windows 10 in jedem Fall herunter, sobald eine Internetverbindung besteht.
Seit Windows 10 Build 15002 - und damit im anstehenden Update auf die Version 1703 - lassen sich auch bei Ethernet-Verbindungen die Update-Downloads auf sicherheitsrelevante Aktualisierungen einschränken. Wenn Sie sich gerade in einem Netzwerk mit langsamer oder volumenbegrenzter Internetanbindung befinden, können Sie so größere Downloads vermeiden. Um die Funktion zu aktivieren, rufen Sie die "Einstellungen" auf und gehen auf "Netzwerk und Internet -> Ethernet". Klicken Sie auf die Netzwerkverbindung unterhalb von "Ethernet", und setzen Sie den Schalter vor "Als getaktete Verbindung festlegen" auf "Ein". Bei WLAN-Verbindungen funktioniert das über "Netzwerk und Internet -> WLAN" entsprechend.
Mehr Optionen in den Einstellungen
In den "Einstellungen" gibt es jetzt die neue Rubrik "Apps". Nach einem Klick beispielsweise auf "Apps & Features" zeigt Ihnen Windows eine Liste der installierten Programme. Klicken Sie einen Programmeintrag an, um Schaltflächen wie "Ändern" oder "Deinstallieren" zu sehen. Weitere Kategorien sind "Standard-Apps", "Offline-Karten" und "Apps für Websites". Bisher befanden Sie diese Einstellungen unter "System". Die Verwaltung der installierten Desktop-Programme kann nach wie vor auch in der Systemsteuerung über "Programme und Features" erfolgen. Microsoft hält die Systemsteuerung inzwischen jedoch für so entbehrlich, dass der zugehörige Eintrag aus dem Win-X-Menü verschwunden ist. Sie rufen die Systemsteuerung jetzt am schnellsten über eine Suche im Startmenü auf.
Ebenfalls neu in den "Einstellungen" ist die Kategorie "Mixed Reality". Darüber lassen sich Mixed-Reality-Geräte konfigurieren und Einstellungen verwalten. Es geht dabei vor allem um die Windows Holographic Platform beziehungsweise Hololens, aber auch um die Integration von Geräten anderer Hersteller. Interessant sind die Funktionen für PC-Spiele, aber auch 3D-Produktpräsentationen. Bei Microsoft befindet sich außerdem die Windows Holographic Shell in der Entwicklung - eine 3D-Oberfläche, die man mit einer VR-Brille sehen und über Gesten oder Spracheingabe steuern kann.
Registry-Editor wird aufgeppt
Kleine Zugabe: Dem Windows-Registrierungseditor (Regedit.exe) hat Microsoft eine neue, praktische Funktion spendiert. Es gibt jetzt eine Adressleiste, die den aktuellen Pfad in der Registry anzeigt. Sie können auch einen Pfad eintippen, Abkürzungen wie "HKLM" für "Hkey_Local_Maschine" erweitert Regedit automatisch, wenn Sie die Enter-Taste drücken. Die Idee ist jedoch nicht neu, und beispielsweise auch im kostenlosen O&O Regeditor zu finden.
E-Books im Edge-Browser lesen und neue Vorlesefunktion
In einem Buch zu blättern ist ein eigenes Erlebnis. Allerdings mag man etwa auf Reisen das Gepäck nicht mit schweren Büchern belasten. Praktischer sind dann Bücher in elektronischer Form und ein dazu passendes Lesegerät.
Über eine neue Vorlesefunktion kann man sich künftig Ebooks vom Microsoft-Browser Edge vorlesen lassen. Dazu wird beim Anzeigen eines elektronischen Buchs oben rechts in der Leiste ein entsprechendes Icon zur Aktivierung der Funktion eingeblendet. Die Funktion steht nicht nur für im künftigen Ebook-Bereich im Windows Store erworbene Ebooks zur Auswahl, sondern auch für alle nicht dort erworbenen Ebooks im EPUB-Format.
Mit dem Creators Update stattet Microsoft den Webbrowser Edge mit einer Lesefunktion für Bücher im Epub-Format aus. Die Dateien lassen sich einfach über den Windows-Explorer per Doppelklick in Edge öffnen. Klicken Sie in den oberen Bereich des Fensters, um die Symbolleiste einzublenden. Darüber lassen sich beispielsweise Schriftgröße und Schriftart einstellen. Über das zweite Symbol von rechts aktivieren Sie die Vorlesefunktion. Die ist durchaus brauchbar, auch wenn die Software manchmal über komplizierte Begriffe stolpert oder Wörter falsch betont.
Ein E-Book-Store soll ab April als Teil des Windows 10 Creators Updates bereitstehen - für Windows-10-PCs, -Tablets und Mobilgeräte mit Windows 10 Mobile. Die gekauften Bücher lassen sich dann über den Edge-Browser lesen. Der E-Book-Store wird dabei zum neuen Teilbereich im Windows Store, über den Nutzer elektronische Bücher unterschiedlicher Verlage kaufen können. Der Kaufprozess soll ähnlich ablaufen wie bei Apps, Spielen, Musik oder Filmen. Bei der von uns getesteten Vorabversion 10.0.15019 war davon jedoch noch nichts zu sehen; in den USA soll die neue Funktion jedoch bereits aktiviert sein.
Als weitere Neuerung zeigt Edge künftig die Emojis nicht im langweiligen Schwarzweiß, sondern in Farbe an. Dazu wurden die vom Browser unterstützten Emojis entsprechend ausgetauscht.
Paint 3D: Neue Zeichen-App für 3D
Microsoft spendiert der Paint-App in Windows 10 ein umfangreiches Update inklusive 3D-Unterstützung: Paint 3D. Die neue 3D-Zeichen-App ist über den Windows Store erhältlich und erlaubt die einfache Erstellung von 3D-Inhalten und die Umwandlung von 2D- in 3D-Objekten.
Hinzu kommt die Community-Website Remix 3D Preview, über die die Windows-10-Nutzer unter anderem 3D-Inhalte miteinander austauschen können. Bisher ist sie aber - ebenso wie Paint 3D - nur als "Preview"-Version verfügbar.
Neuerungen im Bereich Gaming
Aktuelle PC-Spiele machen ausgiebig Gebrauch vom Prozessor im PC (CPU) und auf der Grafikkarte (GPU). Nur mit ausreichend Leistung lassen sich Spiele ruckelfrei genießen. Mit Windows 10 Creators Update führt Microsoft einen neuen Spielmodus (Game Mode genannt) ein, der für mehr Leistung sorgen soll. Laut Microsoft werden bei Aktivierung alle zur Verfügung stehenden CPU- und GPU-Ressourcen des Systems so priorisiert, dass ein Spiel möglichst optimal auf dem Rechner laufen kann. Im Ergebnis soll der Modus dafür sorgen, dass das Spiel mit einer besseren Bildrate läuft.
Um den Spielmodus zu aktivieren, rufen Sie die Einstellungen auf (Win-I) und gehen auf "Spielen -> Spielmodus". Setzen Sie den Schalter bei "Spielmodus verwenden" auf "Ein".
In den neu hinzugekommenen Einstellungen für Spiele finden Sie auch Optionen für die Aufzeichnungen eines Spiels als Videoclip oder Screenshot sowie die Übertragung von Audio und Video an einen anderen PC oder eine Xbox. In einem Spiel drücken Sie die Tastenkombination Win-G. Damit blenden Sie die Game Bar ein. Klicken Sie ganz rechts auf das Icon für die Einstellungen, und setzen Sie ein Häkchen vor "Spielmodus für dieses Spiel verwenden". Nach und nach soll dieser Prozess aber automatisiert werden, so dass sich der Spielmodus bei den unterstützten Spielen dann automatisch aktiviert. Die Game Bar zeigt auch Schaltflächen, über die Sie das Mikrofon und die Spielaufzeichnung aktivieren können.
Livestreams: Das Übertragen von Spiele-Sessions über Windows 10 per Live-Streams soll kinderleicht werden. Dazu werden alle benötigten Software-Komponenten mit dem Frühlings-Update 2017 direkt in Windows 10 integriert. Vorteil: Die Nutzer müssen keinerlei Extra-Software installieren und mühsam einrichten. Rudimentäre Live-Streaming-Funktionen bietet Windows 10 bereits jetzt. Mit dem Creators Update sollen die Möglichkeiten deutlich erweitert werden. So können über Beam die Streams laut Microsoft nahezu in Echtzeit übertragen werden, es soll also keine Verzögerung mehr geben. Der Start eines Gaming-Streams wird nur einen Klick benötigen. Unklar ist derzeit, ob nur Beam, sondern auch Youtube und Twitch unterstützt werden.
Turnier-Modus: Als weitere Neuerung wird es Funktionen geben, mit denen Spieler einfach Turniere für ihre Lieblingsspiele erstellen und starten können. Dafür wird in Windows 10 die neue Turnier-Funktion von Xbox Live eingeführt, eine Funktion also, die auch Xbox-One-Nutzer erhalten werden. Das Ganze funktioniert - wenn das ein Spiel unterstützt - auch plattformübergreifend. Microsoft hat dafür vor einigen Wochen das Xbox Play Anywhere Programm gestartet, bei dem einmal ein Spiel erworben werden muss und dann sowohl unter Windows 10 als auch auf der Xbox One gespielt werden kann. Dabei werden auch die Speicherstände übertragen. Zu den ersten Titeln gehören Forza Horizon 3 und Gears of War 4.
Microsoft erweitert die Full-Screen-Unterstützung der Windows Game Bar (Windows-Taste + G) für eine größere Anzahl an Spielen von Drittherstellern. Bis zur Veröffentlichung von Windows 10 Creators Update soll die Zahl der unterstützten Spiele nochmal steigen. Über die Windows Game Bar können Spielszenen als Video oder Screenshot aufgezeichnet werden. Neu hinzu kommt unter anderem die Unterstützung für folgende Spiele:
Diese neuen Funktionen sind ebenfalls an Bord
All-in-One-PC Surface Studio
Zeitgleich mit den Update-Details für Windows 10 hat Microsoft auch neue Hardware vorgestellt: Bei dem Surface Studio handelt es sich um einen All-in-One-PC mit 28 Zoll großem Pixelsense-Display im 3:2-Format, das mehr als eine Milliarde Farben darstellen kann und über eine Auflösung von 4500 x 3000 Pixeln verfügt (4,5 K). Mit rund 1,25 Zentimetern Dicke besitzt das Surface Studio laut Microsoft den dünnsten, jemals gebauten LC-Bildschirm. Ferner kann das Touchdisplay per Stift bedient werden, mehr als 1000 Druckstärken sollen dabei unterschieden werden. Der Monitor lässt sich stufenlos neigen, was je nach Tätigkeit ein angenehmeres Arbeiten erlauben soll.
Vorerst wird es den Surface Studio allerdings nur in den USA geben, je nach Prozessor-und Hardwareausstattung zu stolzen Preisen ab rund 3000 US-Dollar. Alle Details zum neuen Microsoft-PC finden Sie hier. Zu einem Thema gab es von Microsoft immer noch nichts Neues, nämlich zur neuen Mobiltelefongeneration "Surface Phone". (hal)