500 Führungskräfte bewerteten die "Weiterentwicklung der Unternehmenskultur" im HR-Report 2015/2016, der vom IBE Institut für Beschäftigung und Employability im Auftrag des Personaldienstleister Hays betrieben wurde. 41 Prozent der Befragten nennen die Weiterentwicklung der Unternehmenskultur als das wichtigste Thema in Sachen Human Resources (41 Prozent). Sie räumen gleichzeitig aber ein, dass die hierfür erforderlichen Maßnahmen eher schleppend verlaufen und höchstens als befriedigend bewertet werden könnten.
Wie groß der Unterschied zwischen Theorie und Praxis bei den befragten Führungskräften ist, zeigt sich bei dem auf Platz eins stehenden Thema Kommunikation. Laut Studie werden hier
dem offenen Umgang mit kritischen Themen (81 Prozent),
der wertschätzenden Kommunikation zwischen Führungskräften und Mitarbeitern (72 Prozent) sowie
der Etablierung einer Feedback-Kultur (69 Prozent) höchste Bedeutung beigemessen.
"Allerdings sind gerade bei diesen drei wichtigen Themen gravierende Lücken zwischen der Soll- und Ist-Situation zu beobachten", erklärt Hays-Manager Frank Schabel. Für ihn steht fest: "Die Krux ist, dass sich diese Themen nicht in kurzer Zeit umsetzen lassen." Den Vorgesetzten müsse klar werden, welche große Bedeutung beispielsweise die Kommunikation der Mitarbeiter an der Kaffeemaschine habe.
Weiche Themen werden vernachlässigt
Insgesamt zeigt der HR-Report: Die so genannten weichen Themen wie
Kultur,
Führung,
Betriebsklima und
Veränderungsbereitschaft
werden zu wenig umgesetzt. Schabel bestätigt das Ergebnis: "Obwohl den so genannten weichen Themen die höchste Bedeutung bei den mitarbeiterbezogenen Punkten zugesprochen wird, handeln die Unternehmen hier offenbar zu wenig." Die als nicht so bedeutend angesehenen harten Maßnahmen würden indes besser umgesetzt, weil sie schneller zu realisieren seien.
Digitalisierung ohne Kultur
Zu den interessanten Ergebnissen der Studie gehört auch: Organisationen sind kulturell noch kaum auf die digitale Transformation eingestellt. Um den digitalen Wandel mental in der eigenen Organisation zu verankern, fehlt vielen Unternehmen die kulturellen Voraussetzungen.
"Auf dem Weg in die Transparenz und die digitale Welt müssen Betriebe nicht nur technologische Themen vorantreiben, sondern vor allem auch ihre Kultur entsprechend verändern - und wenn erforderlich - neu gestalten", bestätigt Sonja Sackmann, Professorin am Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Fakultät für Wirtschafts- und Organisationswissenschaften der Universität der Bundeswehr München. Dazu gehöre vorrangig eine offene und vor allem lernoffene Kultur. Ihr Fazit: Unternehmenskultur sei von höchster Bedeutung, aber gerade hier liege vieles im Argen. (pg)