Kosten und Effizienz bleiben zentrale KPIs
Die Art und Weise, wie Software entwickelt wird, verändert sich also gerade in sehr großen Schritten, genauso wie die Anforderungen aus dem Business an die Softwareentwicklung. Zentrale Kenngrößen in Sachen Softwareentwicklung bleiben für das Gros der Unternehmen (93 Prozent) indes nach wie vor Kosten und Effizienz. Das ist insofern nachvollziehbar, als durch den Trend zur Digitalisierung die Zahl zu entwickelnder Softwarelösungen signifikant ansteigt und das Management der Produktentwicklung und der Software Lifecycles entsprechend ressourcenintensiv ist. Lösungen zur Automatisierung einzelner Prozesse tragen daher dazu bei, die steigende Komplexität zu managen und die Kostensituation besser im Blick zu behalten. Ein Beispiel: Auftretende Usability-Probleme können unter anderem durch automatisierte Tests von Login-Problemen der Regressionstests zu ungewollten Layoutveränderungen frühzeitig behoben oder gar gänzlich vermieden werden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist für 69 Prozent der befragten Unternehmen die Fähigkeit einer IT-Organisation, sich agil und flexibel aufzustellen. Hierzu zählt beispielsweise die Entwicklung und das Einspielen neuer Releases oder Patches in kurzen Zyklen, um schnell getaktet auf veränderte Anforderungen des Marktes reagieren und die Kundenzentrierung steigern zu können.
Das bedeutet für die IT aber auch eine massive Erhöhung der Anzahl auszuspielender Releases, also regelmäßigen Funktionserweiterungen oder -verbesserungen. Das wiederum erfordert, den Softwarelieferprozess auf Continuous Integration und Continuous Delivery (CI/CD) umzustellen und interdisziplinäre BizDevOps-Teams aufzustellen. Bereits in 58 Prozent der befragten Unternehmen werden neue Softwarelösungen durch funktionsübergreifende Teams entwickelt, die eine ganzheitliche Produktverantwortung haben, worunter Aufgaben wie Design, Entwicklung, Testing und IT-Operations fallen.
Nachhaltigkeit in der Softwareentwicklung
Auch das Thema der Nachhaltigkeit und hier speziell der CO2-Fußabdruck der IT spielt im Zuge der ESG-Regulatorik und zunehmender Digitalisierung eine wichtige Rolle: Für immerhin 69 Prozent der befragten Unternehmen ist Sustainable by Design bereits eine der Kern-Anforderungen an die Softwareentwicklung.
Eine zentrale Aufgabe im Zusammenhang mit der Entwicklung mehr nutzerorientierter Softwarelösungen ist es aufgrund der beschriebenen Anforderungen, die IT organisatorisch mit dem Business zu einer produktorientierten Organisation zusammenzubringen. Immer mehr Unternehmen führen dazu Development und Operations (DevOps) zusammen und nutzen automatisierte CI/CD-Prozesse, um die Effizienz und die Geschwindigkeit zu steigern.
Dabei spielt der KI-Einsatz eine immer wichtigere Rolle: So gibt es eine Vielzahl an standarisierten Workflows, die sich ideal für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) eignen. Den höchsten Nutzungsgrad hat KI in der Softwareentwicklung (62 Prozent) und in den IT-Operations (60 Prozent). Luft nach oben hat der KI-Einsatz dagegen noch in der Designphase von Software, wobei in Zukunft die Entwicklungen rund um Chat GPT an dieser Stelle einiges an Veränderungen bringen dürften.
Mehr Automatisierung im Software Lifecycle
Neue Anforderungen an die Softwareentwicklung wirken sich mit zunehmender Etablierung produktorientierter Organisationen konsequenterweise auch auf die IT-Operations aus. Die Top-Anforderungen sind laut Studie vor allem Aktualität, Skalierung und Security. Aber auch eine 24/7-Verfügbarkeit und ein hoher Automatisierungsgrad sind für jeden zweiten Befragten wichtige Aspekte in der Steuerung des Software Lifecycle.
Dagegen sind selbstheilende Softwarearchitekturen derzeit nur einem geringen Teil der Unternehmen (38 Prozent) wichtig. Das ist aber wenig verwunderlich, da der KI-Einsatz in vielen der befragten Unternehmen noch am Anfang steht. Allerdings setzen Unternehmen aus den Branchen Telekommunikation (75 Prozent), Finanzdienstleistungen (62 Prozent) und Handel (50 Prozent) schon deutlich häufiger auf selbstheilende Softwarearchitekturen.
Fazit: Drei Ds gilt es zu lösen
Mit steigendem Transformationsdruck haben sich die Anforderungen an die Softwareentwicklung massiv verändert. Mehr Anwendungen, mehr Automatisierung und mehr Feintuning fürs Business - all das macht die Orchestrierung des immer größer werdenden Softwarebestands nicht gerade einfacher. Die enorme Zunahme an Funktionalitäten sowie eine gestiegene Business-Kritikalität von Anwendungen führt zu deutlich mehr Komplexität im IT-Betrieb während des Software Lifecycles.
Immer wichtiger dürften daher in Zukunft selbstheilende Software-Architekturen werden, die durch kontinuierliches Monitoring auftretende Usability-Probleme selbstständig beheben. In Zeiten des Fachkräftemangels werden sich standardisierbare Aufgaben immer stärker durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz erledigen lassen.
Mit Blick auf die großen 3D-Herausforderungen Digitalisierung, Dekarbonisierung und Demografie wird die Softwareentwicklung der Zukunft eine andere sein als heute. Bis 2025 dürfte eine weitere Verlagerung der Softwareentwicklung in Near- und Offshoreregionen zu beobachten sein. Das wiederum dürfte den Steuerungsaufwand erhöhen. Gleichzeitig ist damit zu rechnen, dass IT-Dienstleister eine größere Verantwortung für den Betrieb der Softwareanwendungen übernehmen werden. Hier spielen Faktoren wie Fachkräftemangel, Kosten und Innovationen in den IT-Operations ein wichtige Rolle.