"Für Startups öffnet ein Beirat die Tür zu umfassendem Know-how sowie den richtigen Netzwerken und ist gerade in der Frühphase einer Unternehmensgründung ein wichtiger Multiplikator", ist Guido Happe überzeugt, selbst langjähriger Beirat mehrerer Unternehmen sowie Gründer der Board Academy. In seiner Akademie können sich erfahrene CEOs, CIOs, Unternehmer oder Manager die nötigen Zusatzkenntnisse aneignen, um eine Beiratsaufgabe zu übernehmen. Ein Beirat ist ein freiwillig eingerichtetes Gremium ohne kontrollierende Funktion und unterstützt zum Beispiel Startups im Firmenaufbau. "Die Beiräte helfen dabei, die richtigen Dinge zu bewirken, nicht nur zu tun", erläutert der Ex-Kienbaum-Manager Happe. Vor allem in der Gründerszene sieht er derzeit "signifikante Potentiale, die es zu nutzen gilt". Ein Beirat erkenne die Stärken eines Unternehmens, fördere sie gezielt und setze so die richtigen Impulse für Erfolg. Auch bei Vertragsthemen kann der Beirat wertvolle Unterstützung bieten.
Für junge Gründer gilt in wichtigen Fragen oft die Prämisse 'Entscheidung vor Erfahrung', wie Stefanie Kemp, Workstream Leiterin Digital Domain bei RWE und Mitbegründerin des konzerneigenen Innovation Hubs, aus ihrer eigenen Erfahrung bestätigt: "Startups sind oft in der Situation, wichtige Entscheidungen auf Basis limitierter Erfahrungswerte treffen zu müssen." Beiräte federten diesen Druck deutlich ab und können so die Grundlage für richtige Entscheidungen treffen.
Für potenzielle Investoren ist die aktive Präsenz eines Beirats zudem "ein echtes Signal", erklärt Henning Stams, früher CIO und heute CEO des Chemiekonzerns Almatis, der die Weiterbildung an der Board Academy schon hinter sich hat. "Aus der Perspektive von Investoren, Business Angels und Banken schafft ein erfahrener Beirat Vertrauen und begünstigt die Entscheidung, in ein junges Unternehmen zu investieren", ist Stams sicher. Ein Beirat biete Startups nicht nur "Know-how, strategischen Beistand sowie wichtige Kontakte, sondern stärkt auch die Verhandlungsposition in Finanzierungsrunden."
Gründer müssen sich auf den beirat verlassen können
Wie auch bei etablierten Unternehmen kommt es bei Startups auf die richtige Größe und Kompetenzen eines Beirats an. So können sich Gründer auf ihn verlassen und er kann Entscheidungen aktiv begleiten. "In der Praxis hat sich ein dreiköpfiges Beiratsteam bewährt, um die richtige Balance zwischen Vielfalt und Effizienz zu finden. Beiratsarbeit ist Arbeit aus Überzeugung - dennoch ist eine Vergütung auch im Startup Umfeld wichtig", erläutert Hans-Dieter Wysuwa, zuletzt Executive Vice President Global Products bei Fujitsu - wie auch Stams Absolvent der Board Academy.
Michael Diemer, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der ec4u expert consulting ag, beobachtet eine seit Jahren wachsende Bedeutung der Gremienarbeit in Unternehmen: "Ob im börsennotierten Konzern, im mittelständischen Familienbetrieb oder im Startup - Beiräte und Aufsichtsräte nehmen als Begleiter und Sparringspartner aktive Rollen ein. Damit steigen die Ansprüche an die fachlichen und persönlichen Kompetenzen ihrer Mitglieder."
Wie aber den richtigen Beirat finden? Hat sich ein Startup entschlossen, einen Beirat an Bord zu holen, gilt es laut dem Board Academy-Gründer Guido Happe zunächst ein klares Anforderungsprofil zu definieren sowie sich drei zentrale Fragen zu stellen: "Auf welche Persönlichkeiten aus der Industrie hoffen wir und warum? Was wäre für die Unternehmer und Manager an uns besonders interessant? Wie hole ich diese Personen in den Dialog?"
Business-Angel-Netzwerke, Verbände und Personalberatungen können helfen
Unterstützend wirken in allen drei Fragen können Business-Angel-Netzwerke, Verbände, aber auch Personalberatungen. Interessante Ansätze und Ideen finden sich auch im Umfeld von Inkubatoren. "Wir empfehlen Startups, den Beirat gezielt zu nutzen und genau die Personen anzusprechen, die man an Bord haben will", so Happe. Und er fügt hinzu. "Gründer und junge Unternehmen können die angebotene Vermittlung und Besetzung von Beiräten der Board Academy pro bono nutzen."
Das gemeinsam mit Partnern wie PwC, der Kanzlei Beiten Burkhardt und der Commerzbank konzipierte und realisierte Programm vermittelt in sechs Fachmodulen über sechs Monate das nötige Wissen und Know-how für die Arbeit in Aufsichts- und Beiräten. Auf die sechs jeweils zweitägigen Module - Human Resources, Reporting, Risk & Compliance, Legal, Finance und Strategie - folgt eine Abschlussprüfung. Neben dem Erwerb von Fachwissen steht insbesondere die persönliche Qualifikation für die Arbeit in Aufsichts- und Beiräten im Vordergrund. So bieten etwa regelmäßige Dialogabende und Kamingespräche den Teilnehmern die Möglichkeit, sich intensiv mit erfahrenen Aufsichts- und Beiräten auszutauschen.
Im Januar ist mit "Match." eine gemeinsame Initiative von Board Partners, Beiten Burkhardt, Contemplor, Huckberg und dem Venture Capital Magazin gestartet. Aus dem Netzwerk der Board Academy heraus vermittelt die Initiative pro bono und gezielt Beiräte für Wachstumsunternehmen.