Sandboxing und Host IPS
Die Grundideen von Sandboxing und Host IPS sind durchaus miteinander verwandt. In beiden Fällen wird der Zugriff von Applikationen auf Betriebssystem-Ressourcen kontrolliert beziehungsweise manipuliert. Bei Sandboxen wird versucht, der jeweiligen Applikation eine eigene gekapselte Welt vorzutäuschen. In dieser Welt kann die Applikation nahezu beliebig agieren. Manipulationen werden jedoch nicht auf das darunter liegende Betriebssystem übertragen und bleiben in der Sandbox. Bei einem Host IPS dagegen verzichtet man, vereinfacht gesagt, auf das Vortäuschen einer eigenen Welt. Stattdessen werden lesende oder schreibende Zugriffe, die eine Gefahr darstellen könnten, einfach geblockt oder die verursachende Applikation wird beendet.
- Woran Sie einen Angriff erkennen
Nach Analysen von McAfee weisen vor allem acht Indikatoren darauf hin, dass ein Unternehmensnetz in die Schusslinie von Hackern geraten ist. Hans-Peter Bauer, Vice President Zentraleuropa bei McAfee, stellt sie vor. - Interne Hosts kommunizieren mit bösartigen oder unbekannten Zieladressen
In jedem Fall verdächtig ist, wenn ein Host-Rechner auf externe Systeme zugreift, deren IP-Adressen auf "Schwarzen Listen" von IT-Sicherheitsfirmen zu finden sind. Vorsicht ist auch dann geboten, wenn Rechner häufig Verbindungen zu Systemen in Ländern aufbauen, zu denen ein Unternehmen keine geschäftlichen Beziehungen unterhält. Dabei kann es sich um den Versuch handeln, Daten aus dem Unternehmen hinauszuschmuggeln. - Interne Hosts kommunizieren mit externen Hosts über ungewöhnliche Ports
Auffällig ist beispielsweise, wenn interne Rechner über Port 80 eine SSH-Verbindung (Secure Shell) zu einem System außerhalb des Firmennetzes aufbauen. SSH nutzt normalerweise Port 22 (TCP). Port 80 ist dagegen die Standardschnittstelle für HTTP-Datenverkehr, also den Zugriff auf das Internet. Wenn ein Host einen ungewöhnlichen Port verwendet, kann dies ein Indiz dafür sein, dass ein Angreifer das System unter seine Kontrolle gebracht hat. Um IT-Sicherheitssysteme zu täuschen, tarnt ein Hacker dann die Kommunikation mit seinem Command-and-Control-Server (C&C) als Anwendung, die jedoch nicht den Standard-Port verwendet. - Öffentlich zugängliche Hosts oder Hosts in entmilitarisierten Zonen (DMZ) kommunizieren mit internen Hosts
Mithilfe solcher Hosts kann es Angreifern gelingen, gewissermaßen "huckepack" in ein Unternehmensnetz einzudringen, Daten zu stehlen oder IT-Systeme zu infizieren. - Warnungen von Malware-Scannern außerhalb der Geschäftszeiten
Verdächtig ist, wenn Antiviren-Programme in der Nacht oder am Wochenende Alarm schlagen, also außerhalb der normalen Arbeitszeiten. Solche Vorkommnisse deuten auf einen Angriff auf einen Host-Rechner hin. - Verdächtige Netzwerk-Scans
Führt ein interner Host-Rechner Scans des Netzwerks durch und nimmt er anschließend Verbindung zu anderen Rechnern im Firmennetz auf, sollten bei Administratoren die Alarmglocken schrillen. Denn dieses Verhalten deutet auf einen Angreifer hin, der sich durch das Netzwerk "hangelt". Vielen Firewalls und Intrusion-Prevention-Systemen (IPS) entgehen solche Aktionen, wie sie nicht entsprechend konfiguriert sind. - Häufung identischer verdächtiger Ereignisse
Ein klassischer Hinweis auf Angriffe ist, wenn mehrere sicherheitsrelevante Events innerhalb kurzer Zeit auftreten. Das können mehrere Alarmereignisse auf einem einzelnen Host sein, aber auch Events auf mehreren Rechnern im selben Subnetz. Ein Beispiel sind Fehler beim Authentifizieren. - Schnelle Re-Infektion mit Malware
Nach dem Scannen mit einer Antiviren-Software und dem Beseitigen eventuell vorhandener Schadsoftware sollte ein IT-System eigentlich längere Zeit "sauber" bleiben. Wird ein System jedoch innerhalb weniger Minuten erneut von Malware befallen, deutet dies beispielsweise auf die Aktivitäten eines Rootkit hin. - Dubiose Log-in-Versuche eines Nutzers
Eigenartig ist, wenn derselbe User innerhalb kurzer Zeit von unterschiedlichen Orten aus Log-in-Versuche in ein Firmennetz startet oder wenn solche Aktionen von Systemen mit unterschiedlichen IP-Adressen aus erfolgen. Eine Erklärung ist, dass die Account-Daten des Nutzers in falsche Hände gefallen sind. Denkbar ist allerdings auch, dass sich ein illoyaler oder ehemaliger Mitarbeiter Zugang zu verwertbaren Daten verschaffen will.
Heute lässt sich eine Renaissance dieser Ideen am Markt beobachten. Getrieben durch die zuvor beschriebenen Probleme ist der Bedarf an Sicherheitslösungen auf dem Endgerät gestiegen. Zudem hat die Vernetzung und Mobilität in Unternehmen in den letzten Jahren weiter zugenommen. Auch dies unterstützt den Trend, dass zentrale Sicherheitslösungen im Unternehmensnetz die Probleme nicht mehr allein lösen können.
Der Hersteller Cyvera hat eine Idee aufgegriffen, die zuvor beispielsweise schon von eEye in seinem Blink-Produkt verfolgt wurde: das generische Erkennen und Verhindern der Ausnutzung von Sicherheitslücken mit Exploits.
eEye war jedoch ebenso wie Okena, Finjan oder Aladdin zu früh am Markt und konnte mit seiner Idee den Durchbruch damals nicht erreichen. Inzwischen wurde eEye von BeyondTrust übernommen und Blink fristet auch dort eher ein Nischendasein.
Cyvera dagegen wurde nach sehr kurzer Zeit von Palo Alto Networks gekauft. Das Unternehmen hat das Produkt in Traps umbenannt und positioniert es zusammen mit der Netzwerk-Sandbox-Analyse WildFire sehr aktiv als moderne Lösung gegen APTs.
Mikrovirtualisierung
Eine grundlegend neue Interpretation der ursprünglichen Sandbox-Idee findet man in der Mikrovirtualisierungstechnik, die vom Hersteller Bromium erfunden wurde. Auch hier werden Applikationen in einer vorgetäuschten und gekapselten Umgebung "eingesperrt". Im Gegensatz zu klassischen Sandboxen, die bei Fehlern im Kern des Betriebssystems umgehbar sind, verwendet die Lösung von Bromium einen Hypervisor, der die Applikationen in einzelnen virtuellen Maschinen kapselt.
Damit der Speicherbedarf der einzelnen virtuellen Maschinen insgesamt nicht zu einem Problem wird, hat Bromium im Gegensatz zu etablierten Virtualisierungslösungen eine "Copy-on-write"-Technik implementiert. So geht der Platzbedarf der einzelnen virtuellen Maschinen kaum über den Platzbedarf der Applikation selbst hinaus. Greift beispielsweise ein Anwender mit seinem Browser auf eine externe Website zu, so wird innerhalb von zehn Millisekunden eine neue Mikro-VM erzeugt. Sie kapselt die einzelne Browser-Session und sorgt dafür, dass Schadcode oder auch Angriffe auf den Flash Player, Adobe Reader oder andere Plug-ins nicht aus der virtuellen Umgebung ausbrechen können. Der Anwender bemerkt davon nichts und kann arbeiten wie zuvor auch.
Die Gründer von Bromium sind keine Unbekannten, sondern es handelt es sich um das Team, das auch maßgeblich bei der Entwicklung des Xen-Hypervisor vor vielen Jahren mitgewirkt hat. An Erfahrung mit Virtualisierungstechnik mangelt es dem Hersteller also nicht.