CIO des Jahres

CIO des Jahres 2021 – Großunternehmen – Top 10

Wie Pfizers Strategie die Impfstoffentwicklung beschleunigt

25.11.2021
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Die schnelle Entwicklung des ersten Corona-Impfstoffs verdanken wir nicht nur Biontech, sondern auch der Digitalisierungsstrategie bei Pfizer – hierzulande verantwortet durch CIO Kleine.
Thomas Kleine, Head of IT & Digital bei Pfizer Deutschland, gehört 2021 in der Kategorie Großunternehmen zu den Top 10 CIOs des Jahres.
Thomas Kleine, Head of IT & Digital bei Pfizer Deutschland, gehört 2021 in der Kategorie Großunternehmen zu den Top 10 CIOs des Jahres.
Foto: Thomas Kleine

Die letzten anderthalb Jahre waren für Thomas Kleine und die gesamte Pfizer-Digital-Mannschaft in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung. Das Team musste nicht nur über Nacht mehr als 90.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins virtuelle Office umziehen, sondern auch mit digitalen Innovationen die Impfstoffentwicklung beschleunigen.

Denn gemeinsam mit Biontech hatte sich Pfizer vorgenommen, einen Impfstoff gegen das COVID-19-Virus auf den Markt zu bringen. Und als sei die Entwicklung eines neuen Impfstoffes innerhalb von nur zehn Monaten (statt wie bis dato zehn Jahren) im stark regulierten medizinischen Bereich nicht schon Herausforderung genug, betrat Pfizer auch mit der Produktion eines mRNA-Impfstoff Neuland – es bedurfte völlig neue Strukturen und Prozesse.

Nicht alles ist IT, aber ohne IT ist alles nichts.

Neben den technischen Innovationen war für Thomas Kleine, Head of IT & Digital Germany und damit Verantwortlicher für den Bereich Pfizer Digital in Deutschland - hier sind IT und Digital zusammengefasst - der enge Austausch zwischen Pfizer und seinem Partner Biontech maßgeblich. Bereits seit 2018 verbindet beide Unternehmen eine Partnerschaft zur Entwicklung eines mRNA-Grippe-Impfstoffs.

Die Kombination aus dem "Speedboat" Biontech als hochspezialisierter, agiler Biotech-Wissenschaftsschmiede und dem "Cargo Ship" Pfizer, welches über Know-how, die notwendigen finanziellen Mittel und Kapazitäten in Forschung, Zulassung, Produktion und Impfstoffdistribution verfügt, ermöglichte letztlich die Entwicklung des Impfstoffes in Rekordzeit. Ein Prozess, für den sonst üblicherweise über zehn Jahre benötigt wird, wurde in zehn Monaten bewältigt.

Dabei zahlte es sich aus, dass Pfizer bereits vor COVID-19 konsequent in die Digitalisierung und Techniken wie Künstliche Intelligenz, Data Analytics Plattformen, Augmented Reality, Realtime-GPS-Tracking, Cutting Edge IT Security Prozesse etc. investiert hatte (siehe auch "Wie IT die Impfstoffentwicklung revolutioniert") – alles Techniken, die jetzt bei Erforschung und Produktion des Corona-Impfstoffes zum Einsatz kamen. Und das vor zwei Jahren von Kleine in Karlsruhe aufgebaute KRITIS-konforme vollautomatisierte Distributionszentrum fungierte nun als weltweiter Hub, um den Impfstoff schnell zu verteilen.

Doch neben aller Technik benötigt so eine Herkulesaufgabe laut Kleine auch ein Mindset des Smart Risk Taking sowie die Bereitschaft, seine eigene Komfortzone zu verlassen. Letztlich waren alle gefordert, komplett anders zu denken und zu handeln, ohne dabei Kompromisse in Bezug auf Sicherheit (auch IT-Sicherheit) und Wirksamkeit des Produktes zu machen. (kf/rs)

Die Jury lobt ...

... die Digitalisierung von Prozessen im regulierten Markt und die Auswertung von Millionen von Datenpunkten: "ein wichtiger Baustein für das große Impfstoffprojekt!"