Erst handeln, dann denken?
Doch nicht jede Idee entwickelt sich zu einem Erfolg. Der Großteil der Konzepte landet in der Schublade. Um eine innovative Idee möglichst schnell umzusetzen, gilt: Anstatt die Idee vollständig strategisch zu entwickeln und alle Unwägbarkeiten einzubeziehen, sollte man lieber schnell mit der Umsetzung beginnen. Die aktuelle Marktsituation sollte man allerdings jederzeit im Blick behalten, um potenzielle Chancen zu nutzen und die Idee durch Experimentieren und Improvisieren stetig weiterzuentwickeln. Dies empfiehlt Professor Feng Li, Head of Technology and Innovation Management an der Cass Business School in seinem Report "Innovating in the Exponential Economy", der gemeinsam mit VMware erstellt wurde. Die beste Strategie ist ein dynamischer Lernprozess. Sie sollte weitgehend flexibel sein, um auf Entwicklungen und Veränderungen am Markt reagieren zu können. Bei der Umsetzung der Idee ist auf eine exakte Zeitplanung zu achten, die individuell auf das Projekt angepasst werden muss - weder zu früh, noch zu spät.
Es gibt innovative Produkte, die ihrer Zeit voraus waren und aus diesem Grund erst später den Erfolg feiern konnten, den sie verdient hatten. Darunter zum Beispiel 1993 der Apple Newton oder im Bereich Virtual Reality die VR-Gaming-Systeme der Virtuality Group. VR wurde zwar bereits Anfang der 90er-Jahre gehypt, konnte allerdings noch nicht die breite Masse erreichen und feierte den Durchbruch erst im 21. Jahrhundert. Genauso scheiterten Tablets, bei denen die Idee von Microsoft aufgrund technischer Hürden noch nicht erfolgreich umgesetzt werden konnte. An diesen Beispielen kann man gut erkennen, dass das Timing absolut entscheidend ist und auch Glück und Zufall ihren Beitrag leisten.
Die Kultur des Scheiterns
Die Umsetzung einer Innovation ist sehr stark von einer sicheren, zuverlässigen und flexiblen digitalen Infrastruktur abhängig. Die Digitalisierung annehmen, Technologien dementsprechend einsetzen und in die Unternehmensumgebung und -kultur integrieren, erfordert viel Engagement seitens der Führung und der Mitarbeiter. Verantwortlich für digitale Entwicklungen und Fortschritte innerhalb eines Unternehmens, sowie für die Bereitstellung von Ressourcen sind die Führungskräfte.
Unternehmen müssen die eigene Unternehmens- und Innovationskultur, sowie ihre Prozesse zur Ideenumsetzung und -bewertung überdenken. Unumgänglich ist es dabei, Risiken einzugehen und gegebenenfalls zu scheitern. Dies sollte nicht mehr als Tabu oder Fehler verstanden werden, sondern als ein Lernprozess: aus seinen Fehlern lernen und dabei die Ursachen für das Scheitern untersuchen. Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland allerdings schlecht ab. Die Angst vor dem geschäftlichen Misserfolg ist in Deutschland extrem hoch, ganz im Gegensatz etwa zu Nordamerika - "Fail fast, fail often", sagt man in den USA.
Eines der wenigen positiven Beispiele für den Umgang mit Scheitern aus Deutschland sind die Gründer des Unternehmens Zalando. Die beiden Studienfreunde David Schneider und Robert Gentz haben sich an dem sozialen Netzwerk Unibicate versucht - und sind letztendlich gescheitert. Die Gründer empfanden den Misserfolg zuerst als großen Rückschlag, vor allem auf finanzieller Ebene. Doch auf diese Weise wurde ihnen bewusst, auf was es bei der Gründung eines Unternehmens ankommt. Mit ihrer zweiten Idee - dem Online-Versandhändler Zalando - feiern die Gründer schließlich bis dato enormen Erfolg: Im Jahr 2017 stieg der Umsatz des Unternehmens auf bis zu 4,5 Milliarden Euro.
Weiteres Beispiel einer innovativen Führungsfigur ist Tesla-Gründer Elon Musk: Er ist Vorreiter, Querdenker und Visionär. Seine zahlreichen Unternehmen und Projekte sind geradezu der Inbegriff der Innovation. In einem Interview verrät er, worauf es ankommt. Führungskräfte sollten es sich zum Ziel machen, Personal einzustellen, das möglichst intelligenter ist als sie selbst. Dadurch wächst das Unternehmen mit jedem neuen Mitarbeiter. Zusätzlich ist zu beachten, nicht jedem Trend zu folgen, Dinge zu hinterfragen und auch mal gegen den Strom zu schwimmen, so Musk.
Ich bin der Meinung, deutsche Unternehmen sollten mehr Bereitschaft und Mut zur Innovation zeigen. Dabei spreche ich vor allem Führungskräfte an, die in der Verantwortung stehen, eine offene Innovationskultur zu schaffen, um so auch bei den Mitarbeitern den Innovationsgedanken und -willen zu wecken und zu fördern. Die Anpassung an nordamerikanische Unternehmen, in denen Scheitern weniger tabuisiert wird, ist in diesem Zusammenhang unbedingt notwendig. Die Digitalisierung bietet unglaublich viele Möglichkeiten an neuen Technologien, die die Innovationskraft von Unternehmen steigern können. Demnach gilt: Digital werden, eine offene Innovationskultur schaffen und Risikobereitschaft zeigen!