Wer ist der "neue" Kunde?
Aber wer wird in dieser veränderten Welt der Versicherungsnehmer sein? Wer ist dann eigentlich der Kunde des Versicherers? Früher mussten wir ein Auto kaufen und dafür selbst eine Versicherung abschließen, wenn wir mobil sein wollten. Bei der Mobilität als Dienst (das heißt im "as a Service"-Geschäftsmodell) ist die Versicherungsleistung Bestandteil des Angebots. Damit bringt eine Effizienzsteigerung die Versicherer nicht voran, denn es braucht innovative Produkte sowieneue Plattformen und Servicemodelle, weil es den bisherigen Kunden gar nicht mehr gibt.
Dieses Beispiel zeigt zwei Dinge für die Versicherungswelt:
Digitale Transformation erfolgt durch Verbindung von Leistungen außerhalb des eigenen Fachgebiets zu längeren Serviceketten („as a Service“-Modelle). Ein Blick in andere Branchen lohnt sich daher!
Zumindest die Autoversicherung wird zukünftig als einzelne Versicherung schwierig an einen Endkunden zu verkaufen sein. Für Autoversicherer wird letztlich nicht mehr der Autobesitzer, sondern der Mobilitätslieferant (Serviceanbieter) der Abnehmer sein.
Vorreiter für die klassische Versicherungsbranche
Auch wenn sich die InsurTech-Bewegung momentan auf die Produktionsverbesserung innerhalb der Branche konzentriert, lohnt es sich darüber nachzudenken, wie man Versicherungsleistungen in hocheffizienter Form in andere Serviceketten einbauen kann.
Hier kann die traditionelle Versicherungsbranche einiges von den InsurTechs lernen. Vor einigen Jahren war White Labeling ein erster Test für standardisierte Leistungserbringung mit unterschiedlichem Auftreten zum Kunden. Dieser Ansatz hat mittlerweile das Potential, ganz neue Serviceketten bei Reisen, Vermietung von Immobilien und Mobilität zu befriedigen.
Wie sieht es mit der On-Demand-Versicherung aus, abhängig von der eigenen Risikoeinschätzung bei der jeweiligen Verwendung? Heute Vollkasko, morgen aber nicht. Dies lässt sich nur mit voll digitalen Schnittstellen abwickeln!
Warum auf Regulierung kein Verlass ist
Bei der Diskussion mit Experten der Branche über Veränderungen kommt früher oder später das Thema Regulierung auf den Tisch. Scheinbar ist diese vor allem das Feigenblatt, um die eigene Bewegungslosigkeit zu erklären. Die neuen Anbieter schieben sie gerne als Argument vor, um ihre Modelle trotz oder auch gerade wegen der Regulierung zu vermarkten.
Doch es ist nicht sinnvoll, sich auf Regulierung zu verlassen, da jede ihrer Formen erklärtermaßen endlich ist: Schließlich ändert sich die Welt - und damit die Grundlage jeder Regulierung - täglich.
Schlussendlich zeigen uns die großen Digital-Unternehmen wie Amazon die richtige Antwort: Ein absolutes Fokussieren auf den Kundennutzen und das perfekte Kundenbeziehungsmanagement.
Neugestaltung der Versicherungswelt durch Plattformökonomie
In der Welt der Plattformen wie Airbnb oder Uber legen eben diese die Regeln fest. Die Plattform bestimmt die Höhe der Transaktiongebühren und wie die Geldströme verteilt werden. Diesen Bereich einfach den InsurTechs zu überlassen ist daher gefährlich. Jede Branche sollte sich gegen solche Angriffe durch Innovation und Agilität wehren. Aktuell haben die Regulierungsvorschriften einen massiven Einfluss auf die digitale Transformation der Versicherungswelt.
Wer wirklich etwas ändern will, muss sich über all diese Dinge hinwegsetzen. Wie das gehen kann, zeigt Oscar, ein amerikanisches Startup im Bereich der Krankenversicherung. Mit einer gewaltigen Finanzierungsmacht von zirka einer Milliarde Dollar versucht Oscar als Krankenversicherer eine individuelle Leistung für den Versicherten zu schaffen und positioniert sich damit als Plattform mit Versicherungseffekt zwischen die Leistungserbringer im Gesundheitswesen (Ärzte, Krankenhäuser) und die Nutzer (die zum Glück nicht alle Patienten sind!).
Lösung: Digitalisierung innovativ nutzen
Der aktuelle Weg der InsurTechs konzentriert sich auf Produktionsoptimierung innerhalb der Versicherungsbranche und ist somit nicht disruptiv. Effizienzsteigerung ist lediglich ein Zweig der Digitalisierung.
Auf der anderen Seite zeigen die Versicherungsunternehmen ähnlich erschreckende Tendenzen: Seit vielen Jahren verfolgen sie das Ziel der Effizienzsteigerung und nutzen Digitalisierung nicht als Innovationsmotor.
Nichtsdestotrotz gibt es zwei deutlich erkennbare Lösungskonzepte, wie Versicherungen es in der „as a Service“- und Plattform-Ökonomie schaffen können:
Fokussierung auf Integration der eigenen Leistungen in andere "as a Service"- oder Plattformmodelle
Errichten eigener Plattformen gemeinsam mit anderen Partnern außerhalb der Branche.