Oracle Cloud - Stärken und Schwächen
Erst Ende 2015 stellte Oracle sein erstes Public-Cloud-IaaS-Angebot vor. Auf die Oracle Cloud Infrastructure Classic (die sogenannte "Gen 1 Cloud") folgte im November 2016 die "Oracle Cloud Infrastructure" (OCI, nun als "Gen 2 Cloud" bezeichnet).
Zum Gen-2-Portfolio gehören auf Stundenbasis abgerechnete virtuelle Maschinen (VMs) auf Basis von KVM sowie auch Bare-Metal Server. Hinzu kommen ein Docker-basierter Container-Dienst (Oracle Container Cloud Service) sowie Block-, File- und Object-Storage-Services. Daneben gibt es das Gen-1-Angebot, das beispielsweise Xen-basierte VMs und Object Storage beinhaltet. Ähnlich wie IBM offeriert der Konzern mit "Oracle Cloud at Customer" auch eine On-Premises-Variante von Gen-1 für Private-Cloud-IaaS-Umgebungen.
- Matthias Frühauf, Veeam
„Deutschland ist eher ,First Follower’ als ,Early Adopter’. Nur die großen Unternehmen definieren, wo sie heute stehen und wo sie in fünf Jahren sein wollen.” - Wolfgang Kelz, Tibco
„Cloud wird oft von der IT losgetreten, Stichwort Lift-and-Shift. Es gibt aber auch Kunden, bei denen der Fachbereich SaaS-Lösungen einführt und somit zum Treiber für Cloud wird.“ - Constantin Klein, Freudenberg IT
„Anders als bei den großen Konzernen fehlt im gehobenen deutschen Mittelstand noch das Verständnis dafür, was genau Cloud ist und was Cloud kann.“ - Ralf Weber, Direkt-Gruppe
„Erst rund ein Viertel der Kundenunternehmen hat einen Management-Sponsor, der den Change vorantreibt. Aber es werden mehr!“ - Carsten Dan Otto, IBM
„Für die Automobilbranche und für Unternehmen der industriellen Fertigung ist Cloud das Mittel zur Digitalisierung. In anderen Branchen fehlt noch eine unternehmensübergreifende Cloud Strategie.“ - Hubert Schweinesbein, Red Hat
„Gerade bei Software Entwicklungen mit einem ,Cloud First‘-Ansatz braucht es agile Entwicklungsteams, die nicht mehr im klassischen Wasserfallmodell arbeiten." - Marius Vöhringer, Capgemini
“Mit der neuen EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) bekommt das Thema Haftung neue Relevanz.”
Stärken
Oracles IaaS-Services dienen in erster Linie als Infrastrukturbasis für andere hauseigene Softwareprodukte, kommentiert Gartner. Vor allem Kunden, die einen integrierten Stack aus verschiedenen Oracle-Systemen betreiben, könnten davon profitieren. Ausgangspunkt aller Cloud-Initiativen sind vor allem Oracles Business-Anwendungen, Datenbanken und Middleware-Systeme. Unterm Strich habe der Konzern damit ein breites Portfolio aus IaaS-, PaaS-, und SaaS-Produkten aufgebaut. Die wichtigste Zielgruppe sind denn auch Unternehmen, die Oracle-Software auf der IaaS-Cloud-Plattformen betreiben möchten. Darüber hinaus versucht der Softwarekonzern aber auch, kostensensible Startups und kleinere Unternehmen ohne Oracle-Installationen als Cloud-Kunden zu gewinnen.
Gartner lobt unter anderem die gut entwickelte "Hyperscale Cloud-Architektur" mit soliden Verfügbarkeits- und Performance-Werten sowie die konkurrenzfähigen Preise der IaaS-Produkte. Als Späteinsteiger in das Cloud-Geschäft schätze Oracle seine Marktchancen durchaus realistisch ein und habe seine technische Roadmap bisher meist eingehalten.
Schwächen
Oracles Gen-2-Angebot befindet sich noch in einem frühen Stadium und eigne sich für diverse IaaS-Aufgaben noch nicht gut, urteilen die Gartner-Experten. Die Akzeptanz gerade unter Enterprise-Kunden sei gering, zudem habe Oracle gerade erst begonnen, dafür ein Partnernetz aufzubauen. Die Begeisterung etwa von Managed Service Providern (MSP) für Gen-2 halte sich in Grenzen, wie einige Gartner-Kunden berichteten.
Das Gen-1-Portfolio biete andererseits kaum Raum für eine Differenzierung im Wettbewerb. Gekauft würden solche Produkte häufig nur, um sie als Basis für Oracles-PaaS-Dienste zu nutzen. In Zukunft werde der Hersteller jedenfalls seine Anstrengungen auf das Gen-2-Portfolio konzentrieren. Nutzer von Gen-1-Produkten sollten sich dessen bewusst sein.
Deutliche Kritik muss Oracle vor allem für seine zum Teil aggressiven Vertriebspraktiken einstecken. Nicht selten drohe der Konzern Kunden mit Software Audits oder drastischen Preiserhöhungen für Datenbanklizenzen, wenn diese sich für einen anderen Cloud-Provider entscheiden. Kunden sollten das in ihren Entscheidungsprozessen berücksichtigen, so die Auguren. Mit Blick auf die noch nicht vollständig ausgereifte "Oracle Cloud Infrastructure" empfehlen sie, damit verbundene Risiken genau abzuwägen und unbedingt das Gespräch mit Referenzanwendern zu suchen.