Christoph von Tschirschnitz ist CEO von Sixt Mobility Consulting (SMC). Das Unternehmen verwaltet Fuhrparks im Auftrag großer Unternehmen. SMC agiert dabei unabhängig vom Münchner Mutterkonzern Sixt SE, der als einer der großen Autovermieter sowie Leasing- und Car-Sharing-Anbieter bekannt ist. Von Tschirschnitz war von 1992 bis 2018 in verschiedenen Führungspositionen für BMW tätig, zuletzt als President und CEO der Region Zentral- und Südosteuropa.
Jan Blumbach ist beim IT-Dienstleistungs- und Beratungsunternehmen KPS AG als Principal und Head of KPS Innovation Campus für die Digitalisierungsinitiativen verschiedener Kunden verantwortlich. Seine inhaltlichen Schwerpunkte liegen auf E-Commerce- und Omnichannel-Strategien sowie auf der Entwicklung innovativer Apps.
Im Interview gaben die beiden Entscheider unter anderem darüber Auskunft, wie Sixt Mobility Consulting und KPS innerhalb eines überschaubaren Zeitraums eine echte Gamechanger App auf die Beine gestellt haben, welche Herausforderungen es dabei zu bewältigen gab und warum die App viel mehr ist als nur eine App.
Eine App als perfekter Maßanzug
Sixt Mobility Consulting (SMC) bezeichnet sich als Spezialist für Fuhrpark-Management. Können Sie Ihr Geschäftsmodell beschreiben?
Von Tschirschnitz: Wir managen die Fahrzeugflotten großer Unternehmen und betreuen die Fahrer im Auftrag von deren Arbeitgebern. Außerdem optimieren wir für unsere Unternehmenskunden deren Fuhrparks bezüglich Kosten, Qualität und Attraktivität. Weil wir als Outsourcing-Partner viele Fahrzeugflotten managen, sind wir für Autohersteller und -händler, Werkstätten oder Tankstellenanbieter ein interessanter Partner. Wir betreiben also ein ganzes Ökosystem aus Leasinggesellschaften, Autohändlern, Werkstätten im Auftrag unserer Kunden - davon einige DAX-Unternehmen. Für jeden Kunden setzt sich das Fuhrparkmanagement anders zusammen.
Sie haben die App "The Companion" entwickelt, die möglichst alle Autofahrer in den von Ihnen verwalteten Fuhrparks nutzen sollen. Welche Probleme wollen Sie damit lösen?
Von Tschirschnitz: Es geht uns darum, Kundenservice und -zufriedenheit zu verbessern und unsere Kosten für die Dienstleistung zu senken. Für uns ist die Betreuung der Fahrzeugnutzer mit Customer Care Agents aufwändig. Der kleinste Fuhrpark, den wir betreuen, umfasst 300 bis 400 Fahrzeuge, der größte um die 17.000.
All diese Fahrer haben Fragen zu ihren Autos, manchmal aufwändige, zum Beispiel im Falle eines Unfalls oder bei der Fahrzeugneubestellung, manchmal ganz banale, etwa wenn die Tankkarte verlorenging, ein Blechschaden vorliegt oder eine Frage zur Fahrzeugnutzung gemäß der Unternehmensrichtlinien auftritt. Die Anfragen beantworteten früher immer die Agenten in unseren Customer Service Centern zu den typischen Bürozeiten. Das war kostenintensiv. Mit der App kann das zu jeder Zeit überwiegend im Self Service geschehen.
Wie verlief Ihr Weg zur Digitalisierung dieses Geschäftsmodells?
Von Tschirschnitz: Als ich im Herbst 2018 bei SMC anfing, war ich überrascht, wie hoch der händisch erledigte Anteil der Nutzerbetreuung ist - und damit auch die Personalkosten in diesem Bereich. Außerdem war es schon damals nicht mehr zeitgemäß, dass sich Fahrer, die eine neue Tankkarte brauchten, in eine Hotline einwählen und warten müssen, um zu bestellen. Es war unsere unternehmerische Aufgabe, unser Geschäftsmodell zu digitalisieren.
So, wie Sixt Autovermietung bereits seine Prozesse digitalisiert hatte?
Von Tschirschnitz: Ja. Sixt Autovermietung hat ja längst die App Sixt One herausgebracht, mit der ich als Nutzer nicht nur Mietwagen buchen und in Betrieb nehmen kann, sondern auch andere Dienste, etwa Taxis oder Fahrdienste. Dort ist die mobile Plattform schon weit fortgeschritten. Das war der Maßstab, den mir Erich Sixt bei der Übernahme der Führung der Sixt Mobility Consulting setzte: nachziehen und auch dieses Unternehmen zügig digitalisieren.
Wie sind Sie dabei vorgegangen?
Von Tschirschnitz: Das Backend, das wir damals hatten, bestand aus einer proprietären Software mit Namen SunPro, leistungsstark und gut parametrisierbar. Da waren wir schon gut aufgestellt. Aber auf der Strecke zwischen dem Autonutzer und unserem Backend-System gab es digitale Defizite. Dort waren wir bei der Telefon- und E-Mail-Betreuung stehengeblieben. Der erste Fokus lag also auf einer zeitgemäßen digitalen Nutzerbetreuung. Weil die App den Fahrer täglich begleitet, haben wir sie "The Companion" genannt.
Wir haben uns anspruchsvolle Ziele zur Digitalisierung des Geschäftsmodells gesetzt und relativ schnell Jan Blumbach von der KPS AG als externen Projektleiter dazu geholt. App-Entwicklungs-Ziele waren Nutzerfreundlichkeit und Individualisierbarkeit - nicht nur für jeden einzelnen Nutzer, sondern auch für jedes Unternehmen. Das ist wichtig, weil die App auch die Fuhrparkverwaltung unterstützt und jedes Unternehmen eine eigene Fuhrpark-Policy hat. Darin ist geregelt, welcher Mitarbeiter welches Auto fahren, wieviel er tanken und wohin er fahren darf. Diese Spielregeln sind überall anders, ebenso die Auswahl der Automarken, Werkstätten, Tankstellen etc. - und müssen natürlich in der App für den Nutzer X beim Unternehmen Y genauestens abgebildet sein.
Das war eine wichtige Maßgabe für die Architektur und Logik: Wir wollten eine App, die sich perfekt an die Anforderungen eines Kunden wie Siemens oder Allianz Group anpasst, maßgeschneidert sozusagen. Gleichzeitig musste sie aber auch einen Kern oder eine Struktur haben, die überall gleich ist und einfach für alle Kunden gepflegt werden kann. Ein einfaches Release-Management, das zu vertretbaren Kosten zügig neue Versionen ermöglicht, war also eine weitere Aufgabenstellung.
Die Win-Win-Convenience-Plattform
Wann haben Sie angefangen mit der Entwicklung?
Von Tschirschnitz: Wir sind am 23. Januar 2019 gestartet und haben angefangen, eine digitale Angebots-Struktur zu entwickeln, die es bisher im Markt so noch nicht gab. Dann haben wir einen Entwicklungspfad und ein Zwischenziel definiert und auch gleich einen Pionierkunden an Bord geholt, einen großen Elektrokonzern aus München mit potenziell 13.000 Nutzern. Am 30. September haben wir dann begonnen, mehrere Kunden mit der App in der Version 1.0 auszustatten.
Das ist ja ziemlich schnell gegangen …
Von Tschirschnitz: Ich halte bei IT-Projekten klare Time-to-market-Zielsetzungen für sehr wichtig. Wir kennen doch alle diese großen IT-Projekte, die über Jahre vor sich hinlaufen, Millionen verschlingen und dann irgendwann in einem Moloch enden. Ich bin ein Freund davon, in überschaubaren Schritten mit klaren Zielen voranzugehen, ambitionierte zeitliche Ziele zu setzen und diese auch zu kommunizieren.
Es schafft eine besondere Verpflichtung, wenn man dem Kunden sagt: "Am 30. September" liefern wir. Wir haben mit vier Funktionen angefangen, seit dem 2. Mai 2020 haben wir das fünfte Release mit 16 Funktionen draußen. Es handelt sich dabei immer um Aufgaben, die ein Fahrzeugnutzer mit seinem Wagen erledigen muss: Reifenwechsel, digitales Tanken mit SmartPay direkt an der Zapfsäule, Unfallmeldung, Führerscheinprüfung etc. Momentan nutzen 67 Prozent unserer Kunden die App, Tendenz stark steigend.
Haben Ihre Kunden einen direkten finanziellen Vorteil davon?
Von Tschirschnitz: Nein. Es ist ein reiner Convenience-Vorteil. Die Kunden müssen sich nicht in die Warteschleifen der Customer-Care-Organisation mit E-Mail-Verkehr, Rückrufen etc. einreihen, sondern sind unabhängig und flexibel. Weitere Vorzüge liegen in der schnelleren Abwicklung und der 24/7-Unterstützung. Wir halten parallel ja auch weiter an der Kundenbetreuung über Customer-Care-Zentren fest. Dort sitzen sehr gut ausgebildete Mitarbeiter, die wir jetzt von eher banalen Tätigkeiten wie Tankkarte bestellen entlasten könne. Stattdessen können sie nun zum Beispiel Kunden bei einer komplexen Autokonfiguration hochwertig beraten. Da ist ein persönlicher Kontakt sinnvoll.
Wie ist es Ihnen gelungen, die Partner für Ihr Ökosystem zu gewinnen: Autohändler, Dienstleister, Tankstellen etc.
Von Tschirschnitz: Dafür brauchten wir gar nicht so viel Überzeugungsarbeit, die Vorteile dieser Plattform greifen ja für alle Beteiligten: Fahrzeugnutzer wie auch Lieferanten der Fuhrparks. Wir haben mit dem ersten großen Kunden angefangen und schon bald sieben oder acht weitere Kunden angeschlossen. Die hatten alle unterschiedliche Lieferanten für ihre Fuhrparks. Der eine verlässt sich beispielsweise auf Euromaster als Reifenwechsel-Dienstleister, der andere nimmt ATU.
Also haben wir diesen Dienstleistern gesagt: Unsere Fuhrparkkunden können ihre Mitarbeiter direkt auf eure Online-Buchungsplattformen zugreifen und Termine für den Reifenwechsel machen lassen. Dann habt Ihr nicht mehr diesen Aufwand, wenn alle auf einmal zu Euch mit Terminwünschen kommen. Mit der App geht das einfach: Man schaut in den Online-Kalender, bucht einen Termin, fertig.
Die Partner wollten also in Ihrer App präsent sein.
Von Tschirschnitz: Die meisten ja. Die haben uns gefragt, welche Schnittstellen sie dafür liefern müssen. Bei den Lieferanten gibt es aber Licht und Schatten: Negativ überrascht hat uns, dass im Jahr 2020 viele Autohändler und auch große Werkstattketten in der Digitalisierung immer noch weit zurückhängen. Die arbeiten teilweise immer noch mit Telefon, Fax und E-Mail oder der "gelben Post". Allerdings: In der gegenwärtigen Coronakrise lernen einige unter größten Schmerzen, dass es auch anders geht.
Wenn Sie heute einem großen Autohändler sagen: Ich biete euch an, dass Eure Fuhrparkkunden über unsere App besser auf Eure Leistungen zugreifen und Werkstatttermine mit Euch zu geringeren Prozesskosten vereinbaren können, dann sagen die meisten: Das können wir nicht unterstützen. Die sind nicht in der Lage, einen Online-Terminkalender für standardisierte Aufgaben zur Verfügung zu stellen. An diese Grenzen sind wir tatsächlich gestoßen.
Dabei hätten digital gut aufgestellte Dienstleister einen Wettbewerbsvorteil beim Kunden, der auch höhere Preise rechtfertigen würde. Beispiel: Wenn heute ein großer Dax-Konzern Partner aus dem Werkstattbereich oder für Reifenwechsel sucht, dann ist Digitalkompetenz ganz klar ein Auswahlkriterium. Es geht nicht mehr nur um die Kernleistung Reparatur, sondern auch um digitale Buchbarkeit und Abrechenbarkeit. Arbeitgeber wollen nicht, dass ein hochbezahlter Mitarbeiter stundenlang mit einer Hotline telefonieren muss, um seinen Reifenwechsel zu erledigen.
Müssen die Werkstätten, Tankstellen und Reifenwechsel-Unternehmen, die auf ihrer App adressierbar sind, eine Gebühr an Sie bezahlen?
Von Tschirschnitz: Nein. Bisher haben wir die Partner im Sinne einer Vorleistung angeschlossen. Eine Zugangsgebühr wäre auch nicht im Sinne der Einkaufsautonomie unserer Kunden. Die wollen ja selbst entscheiden, mit welchen Partnern sie zusammenarbeiten. Wenn wir aber neuartige Dienstleister sehen, die für unsere Kunden interessant sein könnten - zum Beispiel ein online buchbarer Autowasch-Service, der zu Ihnen kommt und mit einer speziellen Technologie ihr Auto umweltschonend vor Ort wäscht - dann könnten wir uns vorstellen, solche Partner gegen ein Entgelt auf unsere Plattform zu lassen. Wichtiger ist uns aber, ein breites Spektrum an Dienstleistern anbieten zu können, die unseren Kunden echte Vorteile bringen.
Geheilt von komplexen IT-Projektstrukturen
Werden Sie nun Mitarbeiter in ihren Customer-Care-Zentren abbauen?
Von Tschirschnitz: Nein. Wir haben erfreulicherweise ein starkes Wachstum an Neukunden. Deshalb ist die Auslastung der Mitarbeiter gut. Dank der App haben wir unternehmerisch die Voraussetzungen geschaffen, weiter wachsen zu können, ohne großartig neues Personal aufbauen zu müssen.
Die Vorteile liegen für uns in der Entlastung der Mitarbeiter, der größeren Zufriedenheit der Kunden - Stichworte 24/7 und Komfort - und auch in einer besseren Datenqualität. Die User können ihre persönlichen Daten in der App nun, streng geschützt, selbst pflegen und anpassen. Das ist öfter nötig als man denkt, zum Beispiel bei einem Arbeitsplatzwechsel innerhalb eines Konzerns zu einer anderen Tochtergesellschaft.
Haben die Sixt-Kollegen aus den Bereichen Car-Sharing und Leasing nicht gesagt: In diese Apps wollen wir mit unseren Produkten und Services auch rein?
Von Tschirschnitz: Jein. Es ist allen klar, dass Sixt Mobility Consulting unabhängig und offen zu allen Anbietern und Dienstleitern der Fuhrparks sein muss. Natürlich könnten wir die Angebote von Sixt Rental Car in die App einbauen. Aber wenn ein großer Kunde einen Vertrag mit Hertz oder Europcar hätte, dann würden wir auch diese Buchungsservices hinterlegen. Hier sind wir dem Kunden gegenüber verpflichtet, niemandem sonst. Geschäftsgrundlage ist unsere Neutralität und Offenheit zu allen Partnern unserer Kunden.
Wollen Sie Ihre App als White-Label-Lösung auch anderen Fuhrpark-Outsourcern anbieten?
Von Tschirschnitz: Wir könnten uns vorstellen, dass wir großen Unternehmen mit einem eigenen Fuhrparkmanagement die App als White-Label-Lösung lizenziert zur Verfügung stellen.
Warum haben Sie die Projektleitung für die App-Entwicklung nach außen vergeben? Sollte nicht gerade diese Kompetenz im eigenen Unternehmen bleiben?
Von Tschirschnitz: Zunächst mal hat Sixt immer den Anspruch, IT selbst zu entwickeln. Die gesamte Gruppe hat über 680 eigene Programmierer - in Indien, der Ukraine und hier in Deutschland. Deshalb war klar, dass wir die App selbst entwickeln würden, genauso wie die Sixt-Rental-App "Sixt One", die in Indien entwickelt worden ist. Wir haben den Zuschlag unserem Team in Kiew gegeben.
Neben den technischen Entwicklungszielen erwähnte ich ja schon das Prinzip Geschwindigkeit bei der Digitalisierung unseres Geschäftsmodells. Um das Ziel zu erreichen, braucht es einen führungsstarken, kompetenten Projektleiter, sich nur auf die Projektziele konzentriert, ohne Rücksicht auf eventuelle Befindlichkeiten der eigenen IT-Community.
Ich habe deshalb nach einem erfahrenen Projektleiter aus einem anderen Unternehmen gesucht, der einen ungetrübten Blick von außen hat und sich mit der App-Entwicklung und den Wünschen der App-Nutzer über viele Branchen hinweg auskennt. Ich traf dann aufgrund persönlicher Empfehlungen Jan Blumbach von der KPS AG. Aus meinem bisherigen Berufsleben weiß ich: Für eine interne IT-Abteilung ist es wichtig, einen fachlich kompetenten Challenger von außen zu haben, der die von Inhouse-Gedanken und -Kompromissen beherrschten Ansätze auch mal kritisch hinterfragt, die Wünsche der Kunden und Nutzer im Fokus hält - kurz: ein starkes Korrektiv darstellt.
- 1. Unklare Arbeitslast
Bryan Fagman vom Anbieter Micro Focus sagt, dass viele Projekte an einem nicht klar umrissenen Arbeitsaufwand scheitern. Schleichen sich hier Unschärfen ein, leidet das ganze Projekt. Im schlimmsten Fall bleibt undefiniert, wann es überhaupt abgeschlossen ist. Fagman mahnt deshalb an, Ziele im Dialog mit den Kunden klar zu benennen. - 2. Undefinierte Erwartungen
Alle Beteiligten müssen von Beginn an wissen, welche Anforderungen ein Projekt stellt und welche Erwartungen zu erfüllen sind – sonst droht ein Fiasko. Tim Garcia, CEO des Providers Apptricity, nennt zwei entscheidende Dinge, die alle Team-Mitglieder vorab wissen sollten: was getan wird und wie man weiß, wann das Projekt abgeschlossen ist. „Ohne eine dokumentierte Vereinbarung, die Antworten auf diese beiden Fragen liefert, ist ein Projekt von Anfang an in Gefahr“, sagt Garcia. - 3. Fehlende Management-Unterstützung
Die Unterstützung aus der Firmenspitze sollte unbedingt gesichert sein. Befindet man sich dahingehend mit der Chef-Etage nicht in Einklang, mindert das die Erfolgsaussichten beträchtlich, meint Brad Clark vom Provider Daptiv. - 4. Methodik nach Schema F
Im Projekt-Management wird gemeinhin mit standardisierten Schlüsselaufgaben und Leistungen gearbeitet. Darin lauert nach Einschätzung von Robert Longley, Consultant beim Beratungshaus Intuaction, aber auch eine Gefahr. Die Standard-Ansätze seien meist auf Projekte einer bestimmten Größe ausgerichtet. Sie passen möglicherweise nicht mehr, wenn man sich an größere Projekte als in der Vergangenheit wagt. - 5. Überlastete Mitarbeiter
„Team-Mitglieder sind keine Maschinen“, sagt Dan Schoenbaum, CEO der Projekt-Management-Firma Teambox. Projekte können auch daran scheitern, dass Mitarbeiter mit Arbeit überfrachtet werden. Vermeiden lässt sich das, indem man sich vorab ein klares Bild über die Stärken der Team-Mitglieder macht und auf eine sinnvolle Verteilung der Aufgaben achtet. - 6. Ungeteiltes Herrschaftswissen
Projekte leben davon, dass Informationen nicht monopolisiert, sondern miteinander geteilt werden. Das geschieht oft dann nicht, wenn Ergebnisse erst nach langer Anlaufzeit geliefert werden müssen. Tim Garcia von Apptricity rät deshalb dazu, Projekt in kurze Phasen einzuteilen. An deren Ende sollte es jeweils Resultate geben, mit denen das ganze Team weiterarbeiten kann. - 7. Unklare Entscheidungsfindung
Im Verlauf eines Projektes sind Änderungen der ursprünglichen Roadmap oft unvermeidbar. Es sollte beim Change Management aber klar dokumentiert werden, wer wann was geändert hat und wie die neue Marschrichtung aussieht. - 8. Fehlende Software
Exel-Spreadsheets nötigen Projekt-Manager zu manuellen Korrekturen und führen oft zu Problemen bei der Status-Aktualisierung. Insofern ist es befreiend, mit Project Management Software zu arbeiten, die für automatische Updates sorgt und von lästigen manuellen Berichten entlastet. Dazu rät Brian Ahearne, CEO des Anbieters Evolphin Software. - 9. Gefahr des Ausuferns
Change Requests sind alltäglich im Projekt-Leben, aber sie haben leider oft einen unerfreulichen Nebeneffekt: den Hang, Fristen und Budget-Rahmen immer weiter auszudehnen und auf Dauer zu Demotivation und Frust auf allen Seiten zu führen. Um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten, sind neben klaren Zielvorgaben auch tägliches Monitoring und ein definierter Prozess für gewünschte Veränderungen sinnvoll. Das empfiehlt in jedem Fall Sandeep Anand, der beim Software-Entwicklungshaus Nagarro für Project Governance verantwortlich ist. - 10. Nicht "Nein" sagen können
Im Sinne des Unternehmens sei es manchmal nötig, Anfragen abzulehnen, sagt Markus Remark vom Provider TOA Technologies. Gut sei es deshalb zu wissen, wie man "nein" sagt. Am besten habe man für solche Fälle auch gleich eine konstruktive alternative Lösung parat. - 11. Mangelnder Zusammenhalt
Projektarbeit ist Team-Arbeit. In der Praxis gerieren sich manche Projekt-Teams aber wie in Eifersüchteleien gefangene Sportmannschaften ohne Erfolg, beobachtet Berater Gordon Veniard. Der Fokus auf das eigentliche Ziel gehe verloren. Stattdessen beschuldigen sich Grüppchen gegenseitig, für Probleme und schlechte Leistungen verantwortlich zu sein. Um das zu verhindern, ist Führung durch den Projekt-Manager gefragt. Und der sollte es verstehen, sein Team mitzunehmen und in Entscheidungen einzubinden. Ohne Kommunikation sei das Desaster programmiert, so Hilary Atkinson vom Provider Force 3. - 12. Vergessener Arbeitsalltag
Hilary Atkinson hat nach noch einen weiteren Kommunikationstipp parat: Projekt-Manager sollten nicht vergessen, ihre alltäglichen Aufgaben zu erledigen. Wer als Verantwortlicher keine Meeting-Termine verkündet, Status-Berichte vergisst und E-Mails unbeantwortet lässt, riskiert unnötige Verzögerungen. - 13. Zu häufige Meetings
Meetings, in denen der Status Quo besprochen wird, können nerven – vor allem dann, wenn sie zu oft stattfinden oder zu lange dauern. Wichtige Informationen lassen sich durch Collaboration Tools häufig besser an die Team-Mitglieder bringen, meint Liz Pearce, CEO des Providers LiquidPlanner. Ihr Tipps: Meeting auf die Entscheidungsfindung beschränken. In ihrem Unternehmen gebe es lediglich zweimal in der Woche ein Treffen, um neue Aufgaben zu verteilen und Prioritäten zu definieren. - 14. Gut genug ist nicht immer gut
Sergio Loewenberg vom IT-Beratungshaus Neoris macht Nachlässigkeiten in der Qualitätssicherung als Problem aus. Es sei günstiger, Fehler zu vermeiden anstatt Geld und Zeit ins Ausmerzen ihrer negativen Folgen stecken zu müssen. Wer auf hohe Qualitäts-Standards achte, vermeide späteres Nacharbeiten und die Gefahr eines schlechten Rufes. - 15. Nicht aus Fehlern lernen
Liz Pearce mahnt außerdem an, mit Hilfe entsprechender Tools eine mehrstündige Analyse nach Ende des Projektes durchzuführen. Nur Teams, die sich des ständigen Lernens verschreiben, seien dazu in der Lage, die Fehler der Vergangenheit in der Zukunft zu vermeiden. - 15 Fehler beim Projektmanagement
Es gibt unzählige Wege, ein IT-Projekt an die Wand zu fahren. Unsere amerikanische Schwesterpublikation CIO.com hat 15 davon gesammelt – und verrät dankenswerterweise auch, wie man die Probleme beheben kann. Diese Tipps sind in der Bilderstrecke zu finden.
Ich bin geheilt von diesen komplexen IT-Projektstrukturen, wo es für alles ein Kästchen gibt und das Team sich vor lauter "Rollen" und Steuerkreisen selbst verstrickt und damit für das Unternehmen viel Zeit verliert. Da wird dann stundenlang diskutiert, wer was darf und wer nicht. So lasse ich in dem von mir geführten Unternehmen aufgrund schmerzhafter Erfahrungen keine IT-Projekte mehr umsetzen. Einfaches Rollenmodell, persönliche Verantwortlichkeiten und Ziele, Sprints zum versprochenen Lieferdatum, fokussierte Projektmeetings, das ist die Essenz guter Führung. Und das hat unser Team unter der Leitung von Herrn Blumbach hervorragend gemacht.
Pragmatisch, zielbezogen, kurze Zyklen und termingerecht - auch wenn es nicht immer einfach war. Es gab auch mal Wochenendarbeit, hinterher hatten wir aber auch eine schöne Party als Anerkennung und Wertschätzung, denn die Kollegen von 6-Sytems in Kiew haben in-time und in-budget eine Superqualität geliefert.
Kundennutzen kontinuierlich steigern
Herr Blumbach, wie sind sie vorgegangen als Sie zu Sixt Mobility Consulting kamen?
Blumbach: Als wir das Projekt Ende Januar 2019 gestartet haben, fanden wir zunächst mal eine Excel-Liste vor, die durch verschiedene Abteilungen gewandert war und wo jeder seine gewünschten Features an die neue App aufgeschrieben hatte. Wir bewerteten das gemeinsam und kamen zum Schluss: Es fehlte eine neue Sicht auf das Thema.
Gemeinsam mit Herrn von Tschirschnitz haben wir dann gesagt: Wenn wir möchten, dass die Nutzer digitale Kundenservices via App regelmäßig nutzen, brauchen wir erst einmal ein interaktives Feature. Glücklicherweise hatten die Reifenwerkstatt-Partner Euromaster und ATU ihren Kunden schon eine Online-Schnittstelle für die Terminfindung angeboten, wenn auch nur im B2C-Segment. Mit diesen Partnern sind wir dann übereingekommen, einen Piloten für professionell verwaltete Fuhrparks zur Online-Terminvereinbarung zu machen.
Um diese erste Funktion herum haben wir eine User Story entwickelt. Mit einer KPS-Designerin haben wir die Benutzerführung gestaltet. Wie kommt der Nutzer in die App hinein, wo wird er an Aufgaben erinnert, wie kann er sie lösen und wo findet er hinterher das Ergebnis wieder? Das waren die Aufgaben im ersten Aufschlag. Ringsherum fanden sich dann immer mehr Puzzleteile, die wir hinzugefügt haben. Es gibt ja zum Beispiel keinen Sinn sich einzuloggen und einen Termin zu buchen, wenn man nicht auch seine Vertragsdetails sehen kann. Also ist das dazugekommen.
Anfang April 2019 war die Liste der gewünschten Funktionen dann von den Kollegen in den Fachabteilungen in Requirements umgesetzt. Neben den zwölf Entwicklern und Qualitätssicherern in Kiew waren auch noch drei oder vier Fachabteilungs-Mitarbeiter von SMC beteiligt. Bei unserem agilen Vorgehen ging es dann darum, die einzelnen Schritte mit den bekannten agilen Entwicklungsmethoden und -Tools umzusetzen und die Aufgaben mit geringer technischer Komplexität mit Vorrang zu behandeln, um schnell Erfolge vorzuweisen. Ende Mai hatten wir - mit großen Augenrändern im Gesicht - ein erstes MVP.
Entsprach die App optisch und funktional von Beginn an dem, was Sie sich vorgestellt hatten?
Von Tschirschnitz: Ja, denn wir haben von Anfang an darauf geachtet, dass sich die App nach Sixt anfühlt, und zwar nach Sixt Mobility Consulting. Da gibt es verwandte Design-Elemente zur Sixt-One-App der Autovermietung, aber eben auch Unterschiede. Inhaltlich war uns neben der funktionalen Qualität wichtig, dass die Nutzung Spaß macht - auch unter den erhöhten Sicherheitsbedingungen. Zwei-Faktor-Authentifizierung, Token-Verifizierung etc. waren ja gesetzt.
Einfach bedienbar, transparent und nützlich - darum ging es. Es gibt zum Beispiel einen Guide: Was muss ich in einer Unfallsituation beachten? Für viele von uns liegt der Erste-Hilfe-Kurs Jahre zurück. In der App kann sich der Fahrzeugnutzer über einen Comic in "Tim-und-Struppi-Optik" informieren, wie stabile Seitenlage oder Mund-zu-Mund-Beatmung funktionieren und was sonst beim Unfall zu beachten ist. Wir hatten viele Freigabeprozesse und haben Zeit investiert, um das optisch attraktiv umzusetzen.
Blumbach: Bei der Gestaltung haben wir uns am Material Design von Google orientiert: Darstellung in kleinen Informationshappen und einer Größe, die komfortabel zu bedienen ist. Wenn wir Oberflächen entwickeln, machen wir das nach der ISO-Norm. Aufgabenangemessenheit, Lesbarkeit, Erfüllbarkeit, das kennen unsere Kollegen aus dem User-Experience-Umfeld sehr gut. Hinzu kam ein eigener grafischer Stil, der sich ein bisschen an Comics anlehnt.
Von Tschirschnitz: Wichtig waren für uns neben der Begeisterung der Fahrzeugnutzer für die App auch die Funktionen für die Fuhrparkmanager der Unternehmen. Für sie haben wir ein KPI-Dashboard entwickelt. In Realtime lassen sich Kundenaktivitäten und Nutzungsintensität beobachten. Der Fuhrparkmanager sieht, was wo passiert und wie er effizienter und besser werden kann.
Blumbach: Bei KPS gilt für Digitalprodukte immer der Ansatz, das Ganze mit einem bestimmten Tracking auszustatten. Was können wir aus dem Anwendungsverhalten von Apps lernen? Wie nutzen die User das? Wie häufig rufen Sie in der Hotline an? Welche Preis- und Servicemodelle lassen sich daraus ableiten? Wir haben nicht einfach nur eine App und ein Self-Service-Tool geliefert, sondern wir bedienen zwei Kunden: Den Autofahrer und den Fuhrparkmanager beziehungsweise Einkäufer.
Letzteren versuchen wir zu befähigen, den Fuhrparkbereich effizient zu steuern. Data-driven Business Development nennen wir das. Anhand von Nutzerdaten ziehen wir Rückschlüsse darauf, wie wir die App weiterentwickeln. Etwas wird nicht häufig genutzt? Warum? Können wir optimieren? Geht ein Feature durch die Decke? Warum nicht? Unsere Daten geben wir auch den Key-Account-Managern von SMC an die Hand. Daraus lässt sich ein gutes Realtime-Consulting für die Unternehmen umsetzen.
Wie können Kunden die App auf ihre Bedürfnisse zuschneiden?
Von Tschirschnitz: Die Unternehmen laden sich eine generische Version aus dem iOS- oder Android-Store herunter. Mit dem 2-Faktor-Login passen diese sich auf den Kunden und Fuhrparknutzer an. Beim Kunden Siemens verwandelt sich dann beispielsweise die App realtime durch die Backend-Datenversorgung in eine Siemens- und auch nutzerspezifische App - übrigens inkl. des Brandings mit den Unternehmensnamen. Anwender sehen nur die Inhalte, die für sie relevant sind. Ein Servicefahrzeug-Nutzer bekommt dann funktionsbezogen einen anderen Werkstattpartner angezeigt als der Dienstwagennutzer. Die Spezifika pro Unternehmen und Nutzer sind im Backend-System hinterlegt.
Was planen Sie als nächstes?
Von Tschirschnitz: Wir arbeiten an einer permanenten Verbesserung im Kundensinne. Anfang Mai kam das fünfte Release binnen sieben Monaten. Mitte Mai das sechste. Immer neue Funktionen und Partner kommen auf unserer Plattform, wir steigern dadurch den Kundennutzen. Heute können wir sagen: Unser Unternehmensziel der schnellen und vollständigen Digitalisierung unseres Geschäftsmodells haben wir erreicht - und damit einen großen Wettbewerbsvorteil im europäischen Markt der Fuhrparkmanager.