Geht es darum, Microservices, Applikationen und Datenbanken zu entwickeln und bereitzustellen, sind Zuverlässigkeit, Performance, Skalierbarkeit und Security die wichtigsten Aspekte. Diese Liste sollte künftig allerdings um den Punkt Nachhaltigkeit erweitert werden. Schließlich erwarten Führungskräfte inzwischen von der IT, dass diese auch die Unternehmensziele im Bereich Environmental, Social and Governance (ESG) unterstützt. Zudem weisen auch digitale Transformationsprogramme immer häufiger Nachhaltigkeitsziele auf.
Laut dem "Digital Leadership Report 2022" von Nash Squared haben inzwischen 44 Prozent der befragten Vorstandsmitglieder verstanden, dass Technologie ein entscheidender Faktor ist, um den CO2-Fußabdruck ihrer Organisationen zu verringern. Und ein S&P Global Market Intelligence Report kommt zum Ergebnis, dass 40 Prozent der befragten Führungskräfte, Energieeffizienz und die Unterstützung von ESG-Zielen als entscheidende Erfolgsfaktoren für die digitale Transformation ansehen.
Mit den folgenden fünf Maßnahmen können DevOps-Teams dazu beitragen, die Nachhaltigkeitsziele Ihres Unternehmens zu erfüllen.
1. App-Energieverbrauch messen
"Was man nicht misst, kann man nicht verbessern" - dieses Peter Drucker zugeschriebene Zitat stellt in diesem Zusammenhang einen guten, ersten Schritt für IT- und DevOps-Teams dar. Ciaran Forde, Business Manager für Rechenzentren bei Eaton, erklärt: "Um den Energieverbrauch zu reduzieren, müssen Sie diesen erst einmal überwachen und messen. Erst wenn Sie Einblicke in den Betrieb haben, die bis zur Anwendungsebene reichen, können Sie damit beginnen, das Wer, Was, Wo und Wann des Energieverbrauchs zu verstehen."
Im Fall von Public Clouds bieten die Hyperscaler kostenlose Optionen, die Sie dabei unterstützen:
Weitere Optionen sind laut Forde Energiemetriken in bestimmte Anwendungen nativ zu integrieren oder anderen, spezialisierte Energiemanagement-Applikationen die Datenerfassung und -verfügbarkeit über API-Anbindungen zu ermöglichen.
2. Infrastruktur aufrüsten
Bei On-Premises-Rechenzentren sollte der Stromverbrauch als Indikator dienen, um die Erneuerung der Infrastruktur zu beschleunigen oder eine modernisierte, nachhaltige Lösung in Betracht zu ziehen.
"Für DevOps-Teams ist es heutzutage unerlässlich, Nachhaltigkeitszielen Priorität einzuräumen", ist Anant Adya, Executive Vice President bei Infosys Cobalt überzeugt. Um das zu erreichen, empfiehlt der Experte folgende Schritte:
ressourcenintensive Infrastrukturen reduzieren;
Netzwerk-Compute-Storage in die Cloud verlagern;
die Anzahl von Clouds und Rechenzentren reduzieren;
Edge-Standorte in die Cloud verlagern;
Laut Mike Jackson, Global Director of Product, Data Center, and Distributed IT bei Eaton, bietet die Hybrid Cloud nachhaltige Optionen und Flexibilität in Sachen Rechenleistung: "Jetzt, wo sich das Kernrechenzentrum auf Hybrid-Cloud und Edge verlagert, lautet die Frage, wo eine Applikation optimal ausgeführt wird."
DevOps-Teams sind oft nicht an der Entscheidung beteiligt, wo Rechenzentren, Edge-Infrastrukturen, Remote-Büros oder Fabrikhallen angesiedelt werden sollen. Dennoch gibt es Möglichkeiten, diese Entscheidungen zu beeinflussen, wie Jackson weiß: "Stellen Sie sich die Frage, ob die Anwendung innerhalb einer effizienteren Infrastruktur oder an einem Ort ausgeführt werden kann, an dem eine bevorzugte Energiequelle zum Einsatz kommt."
3. Cloud-Ressourcen reduzieren
"Devops-Teams müssen einen schlanken, agilen Ansatz verfolgen, um die geschäftlichen Anforderungen an die Geschwindigkeit mit den betrieblichen Nachhaltigkeitsanforderungen in Einklang zu bringen", konstatiert Brian Copeland, Executive Director bei TEKsystems. "Auf diese Weise können Unternehmen ungenutzte und nicht ausgelastete Ressourcen eliminieren, um die mit dem Cloud-Betrieb verbundenen Energieverbrauchsrisiken zu reduzieren."
Einige Devops-Best-Practices, die auf Nachhaltigkeitsziele einzahlen, sind etwa:
Elastic Computing, bei dem die Infrastruktur je nach Nutzung, beziehungsweise den Anforderungen hoch- und heruntergefahren wird.
DevOps-Teams sollten eine elastische Architektur mit einer Reporting-Funktion über den Stromverbrauch kombinieren, empfiehlt Adya: "DevOps-Teams müssen die Einführung von Cloud-nativer Software, die Berechnung der Serverauslastung und die Überwachung des Stromverbrauchs in Betracht ziehen. So können sie das volle Potenzial der Cloud ausschöpfen, um die Nachhaltigkeitsziele ihres Unternehmens zu erreichen und den Energieverbrauch zu senken."
4. Automatisierung ausbauen
Sobald DevOps-Teams Anwendungen in die Produktion überführen, sollten sie Reportings und Tools nutzen, um Rückmeldung darüber zu geben, ob der Energieverbrauch mit den ursprünglichen Prognosen übereinstimmt.
"Um die Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens zu erreichen, können IT-Abteilungen ihren Stromverbrauch drastisch senken, indem sie auf intelligente Automatisierung und Ressourcenmanagement setzen", meint Jeff Kukowski, CEO von CloudBolt Software. "Mit einem fortschrittlichen automatisierten Warn- und Visualisierungssystem bleiben Entwickler und andere Stakeholder im Unternehmen jederzeit über die Umweltauswirkungen ihrer Entscheidungen informiert."
Warnmeldungen und Visualisierungen können sehr nützlich sein, wenn Entwicklungs- und Testumgebungen konfiguriert und bereitgestellt werden: Die Entwickler sollen nicht durch die Infrastruktur gebremst werden, bei der Bemessung der Anforderungen aber auch die Kosten und den Stromverbrauch im Blick behalten.
"Angenommen, ein Entwickler stellt eine öffentliche Cloud-Ressource bereit und es ist eine weniger energieintensive Option verfügbar. In diesem Fall könnte er eine Benachrichtigung erhalten, die ihn auf das Problem aufmerksam macht und ihm eine umweltfreundlichere Option vorschlägt", erklärt Kukowski.
5. Energieeffiziente Storage-Optionen
Apps und Infrastrukturen verbrauchen Strom - ebenso wie das Speichern und Managen von großen Datenbestände. Das kann zu Problemen führen, wie John Wheeler, Senior Advisor of Risk and Technology bei AuditBoard, erklärt: "Die Tendenz, Daten anzuhäufen oder sogar zu horten, führt oft zu verschwenderischem Energieverbrauch durch unnötige Datenspeicherung und -sicherung. Darüber hinaus kann das auch das Risiko von Datenverlust und -missbrauch und damit die Haftungsrisiken erhöhen."
Eine Richtlinie zur Datenaufbewahrung kann die Kosten und den Energieverbrauch im Rahmen halten, wie der Experte weiß. Um das Problem zu lösen, empfiehlt Wheeler DevOps-Teams, in Zusammenarbeit mit dem Business Mechanismen zu entwickeln, um den Datenspeicherbedarf zu verringern, wenn neue digitale Anwendungen, Produkte und Dienstleistungen veröffentlicht werden.
Roman Golod, CTO und Mitbegründer von Accelario, nennt eine weitere Energieeffizienzmaßnahme, die DevOps-Teams und Datenbankadministratoren berücksichtigen sollten: "Um die Anforderungen von DevOps-Teams zu erfüllen, erstellen Administratoren in der Regel einige Kopien der Produktionsdatenbank, was die Speichernutzung und den Energieverbrauch zusammen mit den Betriebskosten erheblich erhöht. Durch den Einsatz von Datenbankvirtualisierungsmodulen als Teil der DevOps-Plattform können Teams mehrere Kopien mit ihrem Golden Image erstellen und damit die mit dem Speicherverbrauch verbundenen Kosten erheblich reduzieren." (fm)
- Uta Müller-Werth, All for One Group SE
“In den letzten zehn Jahren hat eigentlich niemand ernsthaft gefragt, wie grün sein Rechenzentrum wäre. Die meisten Entwicklungen, die wir heute sehen, sind primär kostengetrieben – vor allem durch die aktuellen Krisen. Aber natürlich macht das Thema Cloud die Auslagerung wesentlich einfacher.“ - Armin Kuppek, DXC Technology
“Datengestützte Zukunftsszenarien werden eine zunehmend größere Rolle spielen. Mit Digital Twins können Unternehmen simulieren, wie sich verschiedene Strategien und Maßnahmen auf den eigenen ökologischen Footprint auswirken.“ - Matthias Gromann, FNT
“Wir sehen, dass jetzt die Erkenntnis einsetzt, dass es besonders zwischen Nachhaltigkeit und der Kostenseite eine starke Korrelation gibt. Green-IT stellt plötzlich auch eine Kostenoptimierung dar, es gibt also auch wirtschaftliche Incentives für mehr Nachhaltigkeit.” - Alexander Lapp, Matrix Technologies
“ESG wird in Unternehmen häufig anhand zu einfacher Kennzahlen betrachtet, die aber der eigentlichen Komplexität der Thematik nicht gerecht werden.“ - Ulrich Mauch, microfin
“Im Markt gibt es bei den Kunden durchaus großes Interesse daran, ESG-Kriterien beispielsweise für das eigene Rechenzentrum oder auch das Sourcing zu erfüllen. Aber besonders für Unternehmen, die strengen gesetzlichen Regularien bei der Auswahl ihrer Rechenzentren unterliegen, bleibt das Angebot weit hinter der Nachfrage zurück, wenn man zusätzlich spezifische Nachhaltigkeitsanforderungen ansetzt.” - Jürgen Hindler, Oracle
“Für das Sourcing ist eine funktionierende IT-Plattform wesentlich, die unter anderem das Supplier-Screening beispielsweise mithilfe von künstlicher Intelligenz übernimmt, Supplier in die Supply-Chain einbindet und Prozesse und Transaktionen kontinuierlich überwacht und dokumentiert. Somit kann sichergestellt werden, dass sämtliche Supplier auch wirklich die Kriterien, die gesetzlich vorgeschrieben werden, einhalten. Manuell lässt sich das nicht stemmen. ” - Karsten Kümmerlein, Skaylink
“Auch viele kleine Einsparungen machen in der Masse einen gewaltigen Unterschied – gerade hier kann die IT bereits im Kleinen unfassbar viel auslösen.“ - Sascha Giese, SolarWinds
“IT-Abteilungen müssen umdenken, auch gängige Praxis muss regelmäßig auf den Prüfstand. Anders als noch vor einigen Jahren muss es zum Beispiel nichts Schlechtes mehr sein, wenn die CPU-Auslastung regelmäßig bei 80-90% liegt, wenn man beispielsweise mit AI-basierten Orchestrierungslösungen im Rechenzentrum arbeitet.”
Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.