CIO des Jahres

CIO des Jahres 2021 – Mittelstand – Top 10

Wie der Jenoptik-CIO das IT-Architekturmanagement treibt

25.11.2021
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.
Mit unübersichtlichem Gelände kennt sich der Geophysiker aus. Dieses Wissen half CIO Frank Liptow, eine neue IT-Architektur bei Jenoptik zu etablieren.
"Ohne Meilensteinplanungen ist kein Projekt machbar, in der Umsetzungsphase setzen wir auf agiles Vorgehen", so Frank Liptow, CIO von Jenoptik.
"Ohne Meilensteinplanungen ist kein Projekt machbar, in der Umsetzungsphase setzen wir auf agiles Vorgehen", so Frank Liptow, CIO von Jenoptik.
Foto: Jenoptik AG

Die Jenoptik AG zählt zu den global agierender Technologie-Konzernen im Photonik-Markt. Die Ursprünge des Unternehmens in Jena gehen bis 1846 zurück. Steinig war vor allem die Zeit nach der Wende, bis aus dem Kombinat VEB Carl Zeiss Jena mit etwa 30.000 Beschäftigten 1991 die Jenoptik entstand. Der Neuanfang war von Ausgründungen, Verkäufen und Übernahmen geprägt. Heute arbeiten für Jenoptik weltweit zirka 4.500 Beschäftige, die im Jahr 2020 einen Umsatz von rund 767 Millionen Euro erwirtschafteten. Zu den Kunden zählen die Automobil- und Automobilzulieferer, Medizintechnik, Sicherheits- und Wehrtechnik sowie Luftfahrtindustrie.

Das sagt die Jury

"Architecture is back! Architektur gewinnt besonders wegen Cloud- und Edge-Computing wieder an Relevanz. Der Kandidat ist der einzige im Bewerberfeld, den das Thema Architektur treibt."

Die IT-Struktur war über die Jahre unübersichtlich geworden. Im Vorstellungsgespräch umschrieb der Vorstand die Aufgaben des CIO mit den Worten: "Es gibt ein stabiles Fundament in der Infrastruktur, aber an manchen Stellen ist Nachholbedarf", erinnert sich der damalige Bewerber Frank Liptow. Mit unübersichtlichem Gelände und schwierigen Strukturen kannte sich der studierte Diplom-Geophysiker aus, die knifflige Aufgabe reizte ihn. Erfahrung brachte er genauso mit wie Offenheit und Vertrauen, eine zentral aufgestellte Corporate IT auf die Beine zu stellen.

Aus einem Steinbruch etwas Neues bauen

Eine fundierte Analyse bestätigte den Eindruck eines Steinbruchs. Deshalb entschloss sich CIO Liptow im Sommer 2019, eine zentral aufgestellte IT mit umfassendem Architekturmanagement einzuführen. Die Divisionen sollten davon profitieren, für alle Projekte die zentral bereitgestellte Architekturmanagement-Software zu nutzen. Zum Projektteam gehörten sechs IT-Mitarbeiter sowie drei Berater vom Systemhaus incowia aus Ilmenau.

Im Laufe des Projekts wurden alle IT-Mitarbeiter weltweit eingebunden schließlich kamen noch weitere Kolleginnen und Kollegen aus den Fachabteilungen hinzu. So konnten in allen Regionen der Jenoptik - in Amerika, in Asien und in Europa - ERP- und CRM Projekte parallelisiert werden, darunter auch ein SAP S/4 Greenfield-Approach und die Einführung des SAP-Stammdaten-Managements.

Zuhören, klar formulieren, informieren

Die Pandemie brachte den Zeitplan des Projekts nicht durcheinander. "Meine Aufgabe ist es, dass Ziele vorhanden und die Aufträge klar formuliert sind. Ich gebe den Mitarbeitern die Chance, sich zu entfalten und höre genau zu", verrät CIO Liptow seine Strategie und fügt hinzu: "Ohne Meilensteinplanungen ist kein Projekt machbar, in der Umsetzungsphase setzen wir auf agiles Vorgehen." Die Jury freute sich über das IT-Architektur-Projekt: "Schöner und wirkungsvoller Ansatz." Auch das Marketing beherrscht der 54-Jährige, indem er die Führungskräfte regelmäßig zu Briefings einlädt und im Intranet professionell aufbereitete News aus der IT veröffentlicht. (kf/rs)

Lessons Learned

  • Architektur-Management ist weder überholt noch akademisch.

  • Eine gute Dokumentation erleichtert später die Arbeit.

  • Nicht alles lässt sich zentralisieren, das Know-how zu Prozessen wird dezentral erarbeitet.