Private Cloud von Microsoft

Wie Azure Stack gegen AWS und Oracle punkten will

24.07.2017
Von 
Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs „CIO des Jahres“. Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Was steckt im Azure Stack?

Der Azure Stack besteht aus zwei grundlegenden Komponenten: Zum einen brauchen Kunden die darunterliegende Infrastruktur, die sie von Microsofts zertifizierten Partnern erwerben können. Dazu gehören derzeit Dell EMC, Hewlett Packard Enterprise (HPE) und Lenovo. Zum anderen müssen sie die Software von Microsoft in Lizenz nehmen. Die Software stellt unter anderem grundlegende IaaS-Funktionen zur Verfügung, darunter virtuelle Maschinen, Storage und virtuelles Networking.

Microsofts Azure Stack bietet Kunden das gleiche Look-and-Feel wie die Public-Cloud-Variante.
Microsofts Azure Stack bietet Kunden das gleiche Look-and-Feel wie die Public-Cloud-Variante.
Foto: Microsoft

Hinzu kommen etliche PaaS-Features wie etwa der Azure Container Service und die Serverless-Computing-Software Azure Functions. Azure Stack bietet ferner Unterstützung für die Datenbanken MySQL und den hauseigenen SQL Server. Für die Benutzer-Authentifzierung stellt Microsoft Azure Active Directory zur Verfügung. Über den Azure Marketplace haben Kunden ferner Zugang zu einer Reihe von Drittanbieter-Apps. Dazu gehören etwa Betriebssystem-Images von Red Hat und Suse sowie Templates, die den Betrieb von Systemen wie Cloud Foundry, Kubernetes oder Mesosphere erlauben.

Auf der Hardwareebene arbeitet Azure Stack mit einer Hyperconverged Infrastructure. Das kombinierte Paket aus Hardware und Software vertreiben Microsoft und seine Partner unter der Bezeichnung "Azure Stack Integrated System". Neben Dell EMC, HPE und Lenovo werden künftig auch Cisco und Huawei zum Kreis der zertifizierten Partner stoßen und vorkonfigurierte Private-Cloud-Systeme anbieten.

Was macht die Konkurrenz?

Zumindest auf dem Papier gehört auch Oracle mit seinen Private-Cloud-Initiativen zu den ernsthaften Azure-Stack-Konkurrenten. Erst kürzlich erweiterte der mit Datenbanken groß gewordene IT-Konzern die Produktpalette rund um seine Marke "Cloud at Customer". Ähnlich wie Microsoft will auch Oracle damit On-Premise-Kunden annähernd die gleichen Dienste bieten wie in seiner Public Cloud.

Neu im Private-Cloud-Portfolio sind unter anderem zahlreiche PaaS-Angebote, die bisher nur in der öffentlichen Wolke verfügbar waren. Dazu gehören Datenbank- und Softwareentwicklungs-Dienste ebenso wie Services für die Bereiche Analytics, Big Data, Datenintegration und Identity-Management. Daneben stellt Oracle nun auch klassische Enterprise-Software für die Cloud at Customer bereit, darunter Apps für ERP, CRM, Human-Capital-Management und Supply-Chain-Management.

AWS und Google arbeiten an Hybrid Cloud

Carl Olofson, Research Vice President für den Bereich Data Management bei IDC, sieht die Initiative dennoch kritisch: "Die Cloud at Customer ist vor allem für Oracle-Bestandskunden interessant, die in die Cloud starten und dabei ihre Datenbank erst einmal im Haus behalten wollen." Ob es dem spät ins Cloud-Geschäft eingestiegenen Softwaregiganten damit gelingen wird, viele Neukunden zu gewinnen, bezweifelt nicht nur Olofson.

Die Konkurrenz jedenfalls schläft nicht. Auch Oracles Erzrivale IBM hat die Hybrid Cloud als Wachstumsfeld entdeckt. Und die großen Public-Cloud-Player AWS und Google arbeiten intensiv daran, ihre Angebote mit On-Premise-Systemen ihrer Kunden zu verknüpfen.