Während alle Welt derzeit über KI und ChatGPT diskutiert, entwickelt eine andere Technologie im Hintergrund ihr disruptives Potenzial immer schneller: Die Quantentechnologie. So prognostiziert McKinsey im neuen "Quantum Technology Monitor 2023", dass die Automobil-, Chemie-, Finanz- und Biowissenschaftsbranche durch den Einsatz von Quantencomputing bis zum Jahr 2035 ein mögliches Wertschöpfungspotenzial von bis zu 1,3 Billionen Dollar erzielen könnten.
Wertschöpfungspotenzial
Den größten ökonomischen Effekt dürfte der Einsatz von Quanten-Computing laut Studie in der Finanzbranche entfalten. Hier liegen die Prognosen zwischen 394 und 700 Milliarden Dollar, wobei Corporate Banking, Risk und Cybersicherheit die relevantesten Einsatzbereiche darstellen. Unter Wertschöpfungspotenzial versteht der Monitor dabei künftige Umsatzerlöse und Kosteneinsparungen.
Untersuchungsmethode
Im Rahmen des Quantum Technology Monitors gibt McKinsey einmal pro Jahr einen Überblick über den Reifegrad der Quantenindustrien, ihrer Akteure und Investitionen. Die Analyse basiert unter anderem auf proprietären Daten, externen Datenbanken, Experteninterviews und Umfragen unter mehr als 300 Branchenführern. Berücksichtigt werden dabei die Quantentechnologien Quantum Computing (QC), Quantum Communications (QC) und Quantum Sensing (QS).
Das disruptive Potenzial
Insgesamt hat die Quantentechnologie laut McKinsey 2022 deutliche Fortschritte erzielt. Sie rückt, so der Report, immer näher in die Position, Probleme zu lösen, die mit herkömmlichen Technologien nicht oder nur unter großem finanziellen Aufwand zu lösen sind. Und sie hat dabei durchaus disruptives Potenzial.
Dieses sieht McKinsey vor allem in Anwendungsfällen wie der Faktorisierung, Simulationen, Optimierungsfragen sowie bei Quanten-basiertem Machine Learning und KI. Ein weiteres Feld sind dabei Anwendungen, bei denen es um die Themen Stichproben und Suche geht - also etwa die Suche in einer unstrukturierten Datenbank nach einer Übereinstimmung.
Auch wenn die Quantentechnologie dem Technology Monitor zufolge in der Finanzindustrie das größte disruptive Potenzial hat, gibt es kaum eine Branche, auf die die Technik keine Auswirkung hat. Egal, ob Luft- und Raumfahrt sowie Verteidigung, Chemieindustrie, Biowissenschaften, Transportwesen, produzierendes Gewerbe oder Energieversorgung - überall wird der Einsatz von Quantentechnologie zu signifikanten Veränderungen führen.
Mangel an Fachkräften
Veränderungen, die allerdings an einem Aspekt scheitern könnten: Es fehlen die entsprechenden Fachkräfte. So offenbart der Report eine erhebliche Talentlücke. Demnach entsprechen die universitären Kapazitäten nur etwa einem Drittel der derzeitigen Nachfrage. 2022 gab es laut McKinsey weltweit 717 offene Stellen für Jobs mit Bezug zur Quantum-Technologie. Demgegenüber stehen rund 450 jährliche Hochschulabsolventen, die für diese Stellen infrage kommen.
Die EU verfügt dabei im globalen Vergleich noch über die höchste Konzentration von QT-Talenten. Hier kommen 303 Talente auf eine Millionen Einwohner. In Großbritannien liegt der Wert bei 217, in den Vereinigten Staaten bei 136 und in China bei 41.Dabei liegt Deutschland mit sechs Universitäten, darunter die Ludwig-Maximilians-Universität und die Technische Universität München, RWTH Aachen, TU Kaiserslautern, Technische Hochschule Deggendorf, Universität Würzburg und die Universität des Saarlands auf Platz zwei hinter den USA mit 16 Bildungseinrichtungen.
Investitionen der Staaten
Geht es dagegen um die Investitionen in die Quantentechnologie, stehen Deutschland und die EU deutlich schlechter da. So investierte die EU im Jahr 2022 insgesamt 1,2 Milliarden Dollar in Quantentechnologien, während die USA 1,8 Milliardenausgaben. Dagegen übersteigen die Investitionsausgaben Chinas in die Quantentechnologie diese Summen mit 15,3 Milliarden Dollar bei weitem.