Shared Responsibility in der Public Cloud

Wer übernimmt die Datenverantwortung?

08.09.2015
Von 


René Büst ist Research Director in Gartners Managed Business and Technology Services Team mit Hauptfokus auf Infrastructure Services & Digital Operations. Er analysiert Entwicklungen im Bereich Cloud Computing (Anbieter von Managed Cloud-Services und Public Cloud sowie Cloud-Strategien wie IaaS, PaaS und Multicloud), digitale Infrastrukturen und Managed Services sowie den Einfluss der digitalen Transformation auf die IT. Seit Mitte der 90er Jahre konzentriert sich Herr Büst auf den strategischen Einsatz der IT in Unternehmen und setzt sich mit deren Einfluss auf unsere Gesellschaft sowie disruptiven Technologien auseinander.
Beratungsmandate und Gespräche mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Public Cloud interessierten Unternehmen offenbaren die schreckliche Gewissheit, dass das klassische Outsourcing in den Köpfen vieler IT-Entscheider immer noch weit verbreitet ist. Public Cloud Anbieter werden als Full-Service-Provider verstanden, was Verhandlungen auf Augenhöhe erschwert und der zügigen Adaption von Public Cloud Services entgegensteht.

"Shared-Responsibility" ist das Stichwort, was es zu verinnerlichen gilt. Dieser Analyst View räumt mit den falschen Annahmen auf und erläutert das Konzept.

Selbstverantwortung - Fehlanzeige: Das große Missverständnis

Der Einfachheit halber wurde Cloud Computing in den vergangenen zehn Jahren immer wieder gerne mit dem Begriff des "Outsourcing 2.0" definiert. Was zu einem besseren Verständnis auf der Anwenderseite führen sollte, hat den Anbietern der "Ur-Cloud", den Public Cloud Anbietern, jedoch einen Bärendienst erwiesen. Mit dem Verständnis des klassischen Outsourcings im Hinterkopf - ein externer Dienstleister übernimmt den zum Teil vollständigen IT-Betrieb - haben IT-Entscheider dementsprechend die Erwartungshaltung entwickelt, die Public Cloud Anbieter als Full-Service-Provider zu betrachten. Der IT-Abteilung bleibt maximal die Koordination und Steuerung dieser externen Dienstleister.

Der erfolgreiche Einsatz des Public Cloud-Modells wird sich nur bei denjenigen Unternehmen einstellen, wo das "Shared-Responsibility"-Konzept als gegeben angenommen wird.
Der erfolgreiche Einsatz des Public Cloud-Modells wird sich nur bei denjenigen Unternehmen einstellen, wo das "Shared-Responsibility"-Konzept als gegeben angenommen wird.
Foto: Lawan naklanga - shutterstock.com

Was für Software-as-a-Service (SaaS) Anbieter als Hersteller von "Low Hanging Fruits" ohne weiteres zutrifft, verhält sich auf Platform-as-a-Service (PaaS) und insbesondere auf Infrastructure-as-a-Service (IaaS) Ebene vollkommen anders.

SaaS-Anbieter stellen fertig entwickelte und direkt einsetzbare Applikationen zur Verfügung. Die Komplexität besteht in der Konfiguration, der individuellen Anpassung und gegebenenfalls der Integration mit anderen SaaS-Anbietern. Der SaaS-Anbieter ist somit für die Bereitstellung und den vollständigen Betrieb der Software und der dafür notwendigen Infrastruktur / Plattform verantwortlich. Der Kunde ist Konsument der Applikation.

PaaS-Anbieter stellen Umgebungen für die Entwicklung und den Betrieb von Applikationen bereit. Anhand von APIs (Schnittstellen) erhält der Kunde Zugriff auf die Plattform und kann damit seine eigene Applikation entwickeln, betreiben und den eigenen Kunden bereitstellen. Der Anbieter ist somit für die Bereitstellung und den Betrieb der Infrastruktur und der Plattform zuständig. Der Kunde hat zu 100 Prozent Verantwortung für seine Applikation, hat aber keinen Einfluss auf die Plattform oder die Infrastruktur.

IaaS-Anbieter übernehmen lediglich Verantwortung auf Infrastrukturebene. Alles was auf den höheren Ebenen passiert, liegt zu 100 Prozent im Verantwortungsbereich des Kunden.

Es ist somit eine falsche Annahme die Public Cloud Anbieter wie Amazon Web Services, Microsoft Azure oder VMware (vCloud Air) als Full-Service-Provider zu betrachten und ihnen die Verantwortung für den gesamten Stack - von der Infrastruktur bis hoch auf Applikationsebene - übertragen zu wollen. Stattdessen ist Selbstverantwortung gefragt.