Teure Audits

Wenn der Software-Vendor zwei Mal klingelt

18.06.2024
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Vielen Unternehmen fehlt der Durchblick in ihren immer komplexer werdenden Softwarelandschaften. Die Folge: Audits werden immer teurer.
Software-Audits sollten gut vorbereitet werden - sonst droht Ärger mit den Auditoren.
Software-Audits sollten gut vorbereitet werden - sonst droht Ärger mit den Auditoren.
Foto: Andreas von Mallinckrodt - shutterstock.com

Software-Audits können Anwenderunternehmen teuer zu stehen kommen. Laut dem aktuellen State of ITAM Report 2024 von Flexera können sich die Kosten, um einen Audit vorzubereiten, zu prüfen und durchzuführen, schnell auf mehrere Millionen Dollar summieren. Das IT- und Software Asset Management (ITAM) rücke daher mehr und mehr in den Fokus von CIOs und CTOs.

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Laut der Studie verzeichneten in den zurückliegenden drei Jahren 22 Prozent der befragten Unternehmen Audit-Ausgaben in Höhe von fünf Millionen Dollar und damit einen deutlichen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. 2023 waren es 15 Prozent der befragten Betriebe.

Kosten von Software-Audits der vergangenen drei Jahre.
Kosten von Software-Audits der vergangenen drei Jahre.
Foto: Flexera

Der Anteil an Unternehmen, bei denen Audits eine Rechnung von über zehn Millionen Dollar verursachten, hat sich im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdoppelt - von sieben auf zwölf Prozent. Zu den aktivsten Auditoren der vergangenen Jahre gehören Microsoft (50 Prozent), IBM (42 Prozent) und Oracle (31 Prozent).

Die aktivsten Auditoren der zurückliegenden Jahre.
Die aktivsten Auditoren der zurückliegenden Jahre.
Foto: Flexera

Um Software-Audits schadlos zu überstehen, braucht es eine gute IT-Visibility. Doch genau die fehlt in vielen Firmen. Der Umfrage zufolge besitzt nicht einmal die Hälfte (47 Prozent) der Unternehmen nach eigener Aussage einen vollständigen Einblick in ihre IT-Ressourcen. Die IT-Transparenz hat sich damit zwar grundsätzlich etwas verbessert. Allerdings berichten immer noch mehr als die Hälfte der Befragten (51 Prozent) lediglich von einer "leidlichen" Übersicht über ihre IT-Landschaften.

IT-Budgets werden verschwendet

Da verwundert es nicht, dass nach wie vor viel IT-Budget verschwendet wird. Selbst Unternehmen mit ausgereiften ITAM-Prozessen und Best Practices schätzen, dass 30 Prozent ihrer Ausgaben für Desktop-Anwendungen keinen echten Mehrwert abwerfen. Auch in Rechenzentren (22 Prozent), bei Iaas/PaaS (21 Prozent) und bei SaaS (20 Prozent) verpufft ein hoher Anteil der IT-Investitionen wirkungslos.

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Grundsätzlich helfen zwar Tools und Prozesse dabei, IT-Ressourcen zu managen. Das ITAM allein tut sich jedoch nach wie vor schwer. Gerade einmal rund ein Drittel der Befragten gab an, damit die Softwarenutzung optimieren (37 Prozent) beziehungsweise einen effizienten Umgang mit neuen, hybriden IT-Umgebungen (36 Prozent) sicherstellen und der wachsenden Komplexität von Nutzungsrechten auf Anbieterseite (35 Prozent) begegnen zu können.

ITAM allein reicht nicht aus

Das ITAM entwickelt sich daher immer stärker zu einer bereichsübergreifenden Aufgabe, die eine enge Abstimmung mit anderen Abteilungen erfordert. Dazu gehört beispielsweise das Cloud Financial Management: Bereits ein knappes Drittel der ITAM-Teams arbeitet mit FinOps zusammen, um Cloudkosten kontrollieren und optimieren zu können. Darüber hinaus sind in 88 Prozent der Cloud Center of Excellence (CCOEs) ein oder mehrere ITAM- und SAM-Experten vertreten.

ITAM-Temas intensivieren Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen.
ITAM-Temas intensivieren Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen.
Foto: Flexera

Das wichtigste Ziel dabei: Geld sparen. Um Kosten zu optimieren, versuchen Unternehmen in erster Linie, weniger auszugeben. Zu den ITAM-Initiativen mit hoher Erfolgsquote zählen dabei, Lizenzen neu zu verteilen und wiederzuverwenden (45 Prozent), Audits einzuhalten (34 Prozent) sowie Anbieterverträge neu zu verhandeln (37 Prozent). Gefragt nach den dringlichsten Plänen für das ITAM 2025, nannten 36 Prozent der befragten Unternehmen die Suche nach weiteren Einsparungspotentialen. Darüber hinaus wollen ITAM-Verantwortliche zukünftig mehr Anbieter im IT-Portfolio abdecken (24 Prozent) und die Rückgewinnung von nicht oder zu wenig genutzter Software vereinfachen (20 Prozent).

Software-Audits gehen ins Geld: Ein Drittel der IT-Ausgaben verpufft

"ITAM-Experten arbeiten eng mit FinOps-Teams, dem Einkauf und der Finanzabteilung zusammen", erklärte Becky Trevino, Chief Product Officer bei Flexera. Unternehmen investierten schließlich viel Geld in ihre IT und benötigten deshalb einen ganzheitlichen Ansatz - gerade auch weil auf Anbieterseite die Komplexität in Sachen Lizenzierung, Paketierung und Preisgestaltung weiter zunehme. "FinOps und ITAM für sich allein genommen können diese Komplexität nicht mehr abbilden", stellte Trevino fest. Stattdessen sei ein hybrider Management-Ansatz nötig, um echte und tiefe Einblicke in den eigenen IT-Haushalt zu gewinnen.