Frauen in der IT

Weniger Neueinstellungen, weniger Gehalt

08.03.2023
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Frauen sind in der Technologiebranche weniger vertreten und werden sogar seltener eingestellt – zudem verdienen sie branchenübergreifend im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer, so das Ergebnis zweier aktueller Studien.
Seit drei Jahren ist nix passiert und das Gehaltsgefälle zwischen männlichen und weiblichen Beschäftigten beträgt konstant 18 Prozent.
Seit drei Jahren ist nix passiert und das Gehaltsgefälle zwischen männlichen und weiblichen Beschäftigten beträgt konstant 18 Prozent.
Foto: Andrey_Popov - shutterstock.com

Keine so guten Nachrichten zum internationalen Frauentag und für alle Unternehmensvertreter, die sich etwa durch verschiedenste Förderprogramme bemühen, mehr weibliches Personal zu rekrutieren und darum bemühen, die Frauenquote in der Hightech-Branche zu erhöhen. Immerhin betrug in Deutschland im vergangenen Januar laut LinkedIn der Anteil der in der Technologiebranche eingestellten Frauen 41 Prozent, um danach in diesem Jahr auf 39 Prozent zurückzugehen. Eine gute Nachricht und einen Hoffnungsschimmer: Im September letzten Jahres gab es ein kleines Zwischenhoch mit 43 Prozent.

Im internationalen Vergleich zeichnet sich ein ähnliches Bild - im Januar 2023 lag die Einstellungsquote von Frauen in der Tech Branche in Großbritannien und den USA bei 40 Prozent, in Frankreich sogar bei 46 Prozent (mit einem Höchstwert von 48 Prozent im September 2022).

Fähigkeiten statt Zeugnisse

"Besonders mit Blick auf den IT-Fachkräftemangel empfehle ich Unternehmen, ihre Einstellungsverfahren genau zu überprüfen und einen kompetenzbasierten Ansatz zu verfolgen, bei dem Fähigkeiten anstelle von traditionellen Referenzen wie Jobtiteln in den Fokus rücken", so Barbara Wittmann, LinkedIn Country Managerin DACH. Fakt sei einfach, dass Frauen in der Tech-Branche unterrepräsentiert sind.

Aus den LinkedIn Auswertungen wisse sie, dass sich auf diese Weise, also Konzentration auf Fähigkeiten und weniger auf Titel, der Talentpool von Frauen um 24 Prozent mehr vergrößert als der der Männer. Gleichzeitig sei es wichtig, die Sichtbarkeit von Frauen zu steigern.

18 Prozent weniger

Dann könnte es auch mit dem Gehalt besser aussehen, denn in Deutschland verdienten Frauen im Jahr 2022 im Schnitt wie in den vorherigen beiden Jahren 18 Prozent weniger als Männer. Dass sich der Gender Pay Gap nicht weiter reduziert, führt auch dazu, dass Deutschland im Vergleich zum EU-Durchschnitt (13 Prozent) weiterhin zu den Mitgliedsstaaten mit der größten Entgeltlücke zwischen Frauen und Männern gehört.

Eine Mercer Analyse der Gehaltsstrukturen von Unternehmen mit klaren Jobstrukturen zeigt, dass sich diese Maßnahmen positiv auf eine gerechtere Vergütung auswirken. Denn dort liegt der durchschnittliche Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern mit 10,2 Prozent deutlich unter dem deutschen und europäischen Schnitt. Der Großteil (7,3 Prozent) des durchschnittlichen Gehaltsunterschieds kann auf Basis von Faktoren wie Betriebszugehörigkeit, Alter und Job Familie erklärt werden. Damit bleibt ein Rest von 2,9 Prozent, der nicht erklärt werden kann (im Vergleich zu sieben Prozent gesamtwirtschaftlich).