Linux oder Windows

Welches Betriebssystem gehört auf den Server?

08.06.2010
Von 
Jan Schulze ist freier Autor in Erding bei München.

Plattform-Vergleich: Es fehlt die gemeinsame Basis

Die beiden Server-Plattformen Windows und Linux direkt zu vergleichen, ist eine Sisyphus-Arbeit: Unterschiedliche Lizenzformen, Software-Ausstattungen und Einschränkungen trüben die Transparenz. Während im Windows-Umfeld die Lizenzierung anhand von Servern und zugreifenden Clients üblich ist, verdienen die Linux-Distributoren ihr Geld mit Support-Verträgen. In diesem Rahmen stellen sie nicht nur Hilfe bei Problemen bereit, sondern evaluieren auch Updates aus der Community, zertifizieren die Plattform für bestimmte Anwendungen und stellen Patches und Fixes bereit. In der Regel werden jährliche Gebühren erhoben. Im Gegenzug spielt die Zahl der zugreifenden PCs in der Regel keine Rolle - Ausnahmen wie die Novell Open Workgroup Suite Small Business Edition oder der Collax Business Server bestätigen die Regel. Diese werden im Gegensatz zu den reinen Server-Produkten wie Suse Linux Enterprise oder Red Hat Enterprise Linux auf Benutzerbasis abgerechnet werden. Für Sparsame ist es bei entsprechendem Know-how jedoch problemlos möglich, in unkritischen Bereichen kostenlose Community-Distributionen einzusetzen, die nicht mit Garantien eines Herstellers hinterlegt sind.

Auch der Funktionsumfang ist schwer zu vergleichen. Längst werden keine reinen Betriebssysteme mehr angeboten. Alle Plattformen umfassen ein breites Spektrum an Funktionen, die streng genommen der Anwendungsseite zuzurechnen sind. Und viele Open-Source-Anwendungen werden zwar typischer Weise auf Linux betrieben, stehen aber ebenso für Windows zur Verfügung. Ein Beispiel dafür ist der Web-Server Apache. "Das Server-Betriebssystem und dessen Funktionalitäten sind Commodity", erläutert Experton-Berater Velten. "Es ist von dieser Warte aus egal, ob sich ein Unternehmen für Windows oder für Linux entscheidet."

Eine Frage des Geldes

Damit rückt die finanzielle Frage ins Zentrum. Besonders bei Lizenzkosten hat der Mittelstand Bedarf an unkomplizierten Angeboten, etwa wegen der Konsolidierung von Servern mittels Virtualisierung: Laut einer Umfrage von Forrester Research aus dem vergangenen Jahr unter 2600 IT-Entscheidern in den USA und in Europa hinken die KMUs bei der Virtualisierung den großen Unternehmen nicht nach. So gaben 53 Prozent der befragten Entscheider aus kleinen und mittleren Unternehmen an, Virtualisierung auf x86-Servern bereits zu nutzen oder in Kürze einzuführen. Bei großen Unternehmen ermittelte Forrester eine Quote von 54 Prozent. Bei der Virtualisierung von Betriebssystemen hingegen lagen die KMUs deutlich vor den Großen. Und mit dem Einsatz von Virtualisierung gewinnt das Thema Lizenzkosten für virtuelle Maschinen und den darauf betriebenen Anwendungen Gewicht. Allerdings: Geht es um die Frage, welches Server-Betriebssystem im Unternehmen eingesetzt werden soll, sind nicht die reinen Investitionskosten sondern die langfristigen Aufwendungen entscheidend.