Gelassenheit und Zuversicht

Welche Schlüsselkompetenzen Berufstätige brauchen

21.05.2013
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Renate Oettinger war Diplom-Kauffrau Dr. rer. pol. und arbeitete als freiberufliche Autorin, Lektorin und Textchefin in München. Ihre Fachbereiche waren Wirtschaft, Recht und IT. Zu ihren Kunden zählten neben den IDG-Redaktionen CIO, Computerwoche, TecChannel und ChannelPartner auch Siemens, Daimler und HypoVereinsbank sowie die Verlage Campus, Springer und Wolters Kluwer. Am 29. Januar 2021 ist Renate Oettinger verstorben.

Zeitmanagement stößt an seine Grenzen

Die Folge: Die Betroffenen schieben einen Berg unbewältigter Aufgaben vor sich her. Und permanent plagt sie nicht nur ein schlechtes Gewissen, sondern sie können sich auch immer schlechter konzentrieren, weil sie, egal was sie tun, zugleich denken "Eigentlich müsste ich ...?"

Für den Führungskräftetrainer Joachim Simon, Braunschweig, zeigt dies: Mit dem klassischen Zeit- und Selbstmanagement ist es heute nicht mehr getan. "Dieses wird zwar auch künftig ein sehr hilfreiches und nützliches Instrument sein, um Routineaufgaben zu lösen. Was viele Mitarbeiter heute jedoch brauchen, ist eine aktive Unterstützung beim Lösen neuer Aufgaben und Herausforderungen." Und so sein Credo: "Sie müssen sozusagen die Grundzuversicht entwickeln: Irgendwie schaffe ich das schon - alleine oder mit selbst organisierter Unterstützung. Schließlich habe ich in meinem Leben schon viele, zunächst scheinbar unlösbare Herausforderungen gelöst." Sonst, so seine These, geraten sie in unserer modernen Lebens- und Arbeitswelt immer wieder in Situationen, in denen sie sich nicht nur überfordert fühlen, sondern dies auch faktisch sind.

Breit gefächertes Bündel an Maßnahmen ist nötig

Das haben inzwischen zahlreiche Unternehmen erkannt. So zum Beispiel die Bausparkasse Schwäbisch Hall. Entsprechend breit gefächert ist ihr Work-Life-Balance-Angebot. So können ihre Mitarbeiter zum Beispiel neben den klassischen Zeit- und Selbstmanagement- auch Stressmanagementseminare besuchen und in ihrer Mittagspause an Entspannungstrainings teilnehmen. Und wer will, kann sich sogar zu Massagen anmelden. Dahinter steckt laut Bernadette Imkamp, verantwortlich für das Gesundheitsmanagement bei Schwäbisch Hall, die Erkenntnis: "Als Finanzdienstleister haben wir andere gesundheitsbelastende Faktoren als ein Produktionsunternehmen. Also müssen wir unseren Mitarbeitern auch andere Präventionsangebote unterbreiten."

Ebenfalls im Weiterbildungsprogramm stehen Seminare, die darauf abzielen, die Resilienz, also Widerstandskraft der Mitarbeiter zu stärken. Und wer aus beruflichen und/oder privaten Gründen, das Gefühl hat "Alles wird mir zu viel - wenn ich nicht aufpasse, steuere ich auf einen Burn-out zu"? Der kann sich auch mit einem Coach treffen, um mit ihm Präventions- und Lösungsstrategien zu erarbeiten. Außerdem schult Schwäbisch Hall seine Führungskräfte darin, psychische Überlas-ungssituationen bei Mitarbeitern rechtzeitig zu erkennen.

Ein Burn-out wird schnell sehr teuer

Dies alles tut Schwäbisch Hall nicht aus altruistischen Motiven, sondern durchaus aus betriebswirtschaftlichen Erwägungen, betont Bernadette Imkamp. "Denn mittelfristig rechnen sich diese Ausgaben fürs Unternehmen - nicht nur aufgrund der geringeren Zahl von krankheitsbedingten Fehltagen." Dass diese Annahme nicht unbegründet ist, macht Michael Treixler, Geschäftsführer des Präventionsspezialisten SKOLAmed in Königwinter, deutlich: "Wenn ein Mitarbeiter wegen eines Burn-out ausfällt, können Unternehmen davon ausgehen, dass er ein halbes Jahr fehlt. Und völlig unklar ist in dieser Zeit: Kommt er danach zurück und wenn ja, wie stark ist er anschließend belastbar."

Angenommen nun, der Mitarbeiter ist ein Bereichsleiter. Dann entstehen dem Unternehmen durch den Burn-out schnell unmittelbare Kosten in Höhe von 80.000 Euro. Und rechnet man, so Treixler, die sogenannten Chaoskosten hinzu, die dadurch entstehen, dass aufgrund der Abwesenheit des Bereichsleiters gewisse Vorhaben nicht, mit Zeitverzögerung oder mit fehlender Sorgfalt umgesetzt werden, "dann landet man schnell bei einem Betrag von mehreren 100.000 Euro". Das zeigt, wie wichtig es für Unternehmen ist, präventiv aktiv zu werden.

Hinzu kommt ein weiterer Punkt, der aufgrund des demografischen Wandels und des sich abzeichnenden Mangels an Fach- und Führungskräften an Bedeutung gewinnt. Immer mehr gerade hoch qualifizierte Mitarbeiter beurteilen potenzielle Arbeitgeber auch danach: Inwieweit ermöglicht er es mir, ein Leben in Balance zu führen? Entsprechende Förderprogramme und Unterstützungsangebote sind also auch ein Instrument im Kampf um hoch qualifizierte Arbeitskräfte. (oe)

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Der Autor Bernhard Kuntz ist Geschäftsführer der PRofilBerater GmbH, Darmstadt, und u.a. Autor der Marketing- und PR-Ratgeber "Die Katze im Sack verkaufen", "Fette Beute für Trainer und Berater" und "Warum kennt den jeder?" Tel.: 06151 89659-0; E-Mail: info@die-profilberater.de; Internet: www.die-profilberater.de