Generation Y

Weg mit den Hierarchien

01.12.2010
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Sinnvolle Arbeit zählt mehr als Geld, Schutz der Privatsphäre ist altmodisch - das hat der Pew Charitable Trust über die Generation Y herausgefunden.
Foto: Fotolia.com/olly

Die so genannten Millennials, die nach 1980 Geborenen, bringen einen neuen Wind in die Arbeitswelt. Das behauptet zumindest der US-amerikanische Pew Charitable Trust. Die US-amerikanische Denkfabrik hat 895 junge Menschen nach ihrer Haltung zum Arbeitsleben befragt. Außerdem äußern sich 371 Experten. Zugespitzt lautet das Fazit: Auf Hierarchien pfeifen Millennials, peinlich ist ihnen nichts, und Geld macht sie nicht glücklich. Dafür ist Kommunikation alles.

Arbeiten heißt für die jungen Leute vor allem, etwas Sinnvolles zu tun, statt nur den Lebensunterhalt zu verdienen. Damit hängt auch ihre Ablehnung formaler Hierarchien zusammen: Wer seine Ideen einbringt, will mit Führungskräften auf Augenhöhe sprechen.

Party-Fotos im Web sind ihnen nicht peinlich

Formalia sind Millennials ohnehin nicht wichtig. Berufliches und Privates trennen sie kaum. Das heißt: Während sie am Schreibtisch sitzen und eine wichtige Präsentation vorbereiten, chatten sie nebenbei mit ihren Freunden. Und obwohl Karriereberater vor peinlichen Party-Fotos im Web warnen, sieht der Nachwuchs in solchen Bildern kein Problem.

Hier zeigt sich eine Diskrepanz zwischen der Diskussion um anonyme Bewerbungen und der Mediennutzung junger Leute. Sexuelle Präferenzen, Hobbys - sie finden nicht, dass das keiner wissen darf. "Offenheit wird Privatheit ersetzen. Privatheit wird altmodisch, so als ob jemand mit Hut und Handschuhen in die Kirche geht", kommentiert Zukunftsforscher und Blogger Stowe Boyd die Offenherzigkeit vieler junger Menschen.

Die Studie zitiert auch Nathaniel James vom Browser-Hersteller Mozilla. Er glaubt, dass die Generation nach den Millennials mit ihrem Privatleben wieder etwas zurückhaltender umgehen wird. Niemand solle irgendwann überrascht sein, wenn seinen Kindern Suff-Bilder der Eltern peinlich sind, sagt James.

Zwölf Prozent der Jungen bleiben privat

Das knüpft an eine Studie der Nielsen Company an, die im Auftrag von MTV und Volkswagen junge Web-Nutzer aus zehn Industrieländern befragt hat. Die Resultate lesen sich differenzierter als die der Pew-Studie. Nielsen kam zu dem Schluss, dass zwölf Prozent der Befragten als so genannte Nobuddies nie in sozialen Netzwerken engagiert waren oder nach schlechten Erfahrungen wieder ausgestiegen sind. Schutz der Privatsphäre ist diesen jungen Menschen wichtig. Weitere 17 Prozent bezeichnet Nielsen als Skipits, die Social Networks skeptisch gegenüberstehen.

Die Skeptiker sind in der Unterzahl

Auch bei Nielsen bleiben Zweifler jedoch in der Unterzahl. Der Pew Charitable Trust bezeichnet die Millennials als erste ständig vernetzte Generation.

Für Unternehmen heißt das: Mit dem Schalten von Stellenanzeigen wird es nicht mehr getan sein. Entscheider werden Millennials sehr viel stärker in sozialen Netzwerken umwerben müssen. Außerdem sollten sie ihre Websites aufmöbeln, darauf achtet der Nachwuchs. Scot Melland von der Karriere-Website dice.com gibt Unternehmen diesen Rat: "Nutzen Sie das Wissen dieser Kids. Sie sind das Fenster zu den Veränderungen am Markt."