Die Bedeutung der digitalen Transformation in der Produktion - kurz Industrie 4.0 genannt - und ihre Präsenz nimmt stetig zu. Nahezu täglich werden Unternehmen daran erinnert, wie schnell und weitreichend der Wandel ist, wie viele Chancen er birgt und wie bedrohlich die Folgen eines verspäteten oder gar "verpassten" Einstiegs wären. Die Möglichkeit, sich mit Hilfe eines "einfachen" Online-Checks über den eigenen Stand zu orientieren, scheint vor diesem Hintergrund attraktiv.
Um sich ein Urteil über Sinn und Unsinn solcher Modelle zu bilden, hat das Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. (ifaa) in Düsseldorf zehn verschiedene Checklisten und Tests untersucht. Diese unterscheiden sich unter anderem hinsichtlich der analysierten Themenbereiche und der Anwendung. Einige fokussieren auf technische Aspekte, andere versuchen, die gesamte Wertschöpfungskette im Blick zu behalten. Manche Tests können allein durchgeführt werden, andere hingegen kooperativ mit Partnern, die den Entwicklungsprozess unentgeltlich oder professionell unterstützen.
(Mehr zu den einzelnen Modellen finden Sie hier)
"Unternehmen sind mit einer ständig wachsenden Vielfalt an Tests und Checks zur Bestimmung ihres "digitalen Reifegrades" konfrontiert", fasst Dr. Frank Lennings, Leiter des Fachbereichs Unternehmensexzellenz am ifaa, die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung zusammen. "Entscheidend ist ein aufmerksamer Blick auf Inhalte und Entwickler der Tests. Die Ergebnisse leiten Unternehmen nicht automatisch in die richtige Richtung". Sie ersetzten auch nicht den selbstkritischen und kompetenten Blick auf die eigene Ausgangssituation, so Lennings.
Sein Rat: Anwender sollten unbedingt darauf achten, einen Check zu wählen, der zu ihrer Situation und dem geplanten weiteren Vorgehen passt. Wer die eigene Situation selbst in Ruhe analysieren möchte, braucht dazu nicht unbedingt externe Partner. Wer sich für die Zusammenarbeit mit externen Partnern entscheidet, sollte deren Kompetenzen und Interessen kennen.
Experten sind sich zudem einig: Industrie 4.0 sollte auf dem soliden Fundament robuster und verschwendungsfreier Prozesse etabliert werden. Dieses Fundament muss zunächst mit den passenden Methoden des Lean Management, Ganzheitlicher Produktionssysteme oder des Industrial Engineering geschaffen werden. Deren "reife" Umsetzung ist also ein wichtiger Erfolgsfaktor und Voraussetzung für die Umsetzung von Industrie 4.0.
"Die Güte des Fundaments bleibt jedoch in Reifegradmodellen oft unberücksichtigt", so Lennings. Unternehmen sollten daher auch ihre diesbezüglichen Voraussetzungen sorgfältig reflektieren und scheinbar "altmodische" konventionelle Verbesserungspotentiale nicht aus dem Blick verlieren. Diese würden durch Digitalisierung nicht überflüssig, sondern verstärken die Wirksamkeit von Digitalisierung und Industrie 4.0 bzw. seien Voraussetzung dafür, erklärt der ifaa-Fachbereichsleiter Unternehmensexzellenz.