Edge Chromium FAQ

Was Microsofts neuer Browser bringt

03.05.2020
Von  und
Gregg Keizer schreibt für die Computerworld und beschäftigt sich thematisch vor allem mit Microsoft, Security, Apple und neuen IT-Trends.


Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.
Microsoft hat seinen Windows 10 Browser neu aufgestellt. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum neuen Edge auf Chromium-Basis im Unternehmenseinsatz.

Microsoft hat Anfang 2020 die Reinkarnation seines Edge Browsers veröffentlicht. Der neue Edge Browser basiert nun nicht mehr auf Microsoft-Technologien, sondern auf Chromium - Googles Open-Source-Projekt, das auch den erfolgreichen Chrome Browser antreibt. Selbst wenn die Redmonder das nicht zugeben werden: Der Windows-Konzern setzt nun voll und ganz auf die Chromium-Basis, weil Edge in seiner ursprünglichen Form in den letzten Monaten nur noch ein Schatten seiner selbst war. Im Kampf um Browser-Marktanteile drohte ihm ein ähnliches Schicksal wie einst der Windows-Phone-Plattform im Kampf gegen iOS und Android.

Microsoft hat seinen Edge Browser auf neue Füße gestellt. Wir sagen Ihnen, was Sie über Edge Chromium im Unternehmenseinsatz wissen müssen.
Microsoft hat seinen Edge Browser auf neue Füße gestellt. Wir sagen Ihnen, was Sie über Edge Chromium im Unternehmenseinsatz wissen müssen.
Foto: Microsoft

Nun hat Edge als wiedergeborener Chrome-Klon eine echte Chance auf ein Comeback. Zumindest wird Microsoft alles daransetzen, seinen wichtigsten Kunden - also den Unternehmen - Edge Chromium als echte Alternative zu Googles Chrome schmackhaft zu machen. Die Botschaft dürfte ungefähr so aussehen: Edge Chromium ist wie Chrome, nur dass es sich nahtlos in sämtliche Microsoft-Produkte integrieren lässt - allen voran Office 365. Genauso bedeutend dürfte für die Redmonder Argumentation sein, dass Edge von der IT-Abteilung mit denselben Tools gemanagt werden kann, die bereits für Windows und Office 365 zum Einsatz kommen - inklusive Gruppenrichtlinien. Wir haben die für IT-Manager und -Administratoren drängendsten Fragen und Antworten zu Microsofts Edge auf Chromium-Basis zusammengefasst.

Kommt Edge Chromium als Zwangs-Update für Windows-10-Geräte?

Kurz und bündig: nein. Microsoft verbürgt sich zumindest dafür, dass ein automatischer Austausch der alten gegen die neue Edge-Version bei Systemverbünden unzulässig ist. Somit sollten die meisten Geräte im Business-Einsatz also sicher vor ungewollten Zwangs-Updates sein:

  • Windows 10 Home: automatisches Update nur, wenn der PC nicht von der IT verwaltet wird;

  • Windows 10 Pro: automatisches Update nur, wenn der PC nicht von der IT verwaltet wird;

  • Windows 10 Workstation Pro: kein automatisches Update;

  • Windows 10 Enterprise: kein automatisches Update;

  • Windows 10 Education: kein automatisches Update;

Wie hält man Edge Chromium von Windows-10-Pro-Geräten fern?

Zu diesem Zweck bietet Microsoft ein Blocker Toolkit (Downloadlink) an. Dieses verhindert das automatische Update von Edge auf Edge Chromium Diese Praxis hat sich bereits bewährt, um Upgrades für den Internet Explorer zu unterbinden.

Im zugehörigen Support-Dokument heißt es: "Das Blocker Toolkit richtet sich an Unternehmen, die die automatische Auslieferung von Microsoft Edge (auf Chromium-Basis) auf Geräten die mit Windows 10 Pro oder Home Version 1803 und neuer laufen, verhindern wollen." Das Dokument hält darüber hinaus weitere Informationen zum Toolkit bereit.

Wird Edge auf Windows-7-PCs gepatcht?

Ja. Wenn Sie trotz Support-Ende auf Windows-7-Geräten Edge installieren, wird der Browser von Microsoft mit Updates versorgt (im Gegensatz zur Firmenpolitik der vergangenen Jahre). Der Windows-Konzern hat auch noch kein Ende dieses Supports angekündigt (im Gegensatz etwa zu Google bei Chrome). Allerdings ist damit zu rechnen, dass das in der Zukunft eintritt. Oder wie man es bei Microsoft umschreibt: "Edge wird derzeit unterstützt, sollte aber als Übergangslösung genutzt werden, um auf ein aktuelles Betriebssystem zu wechseln".

Ein wichtiger Hinweis an dieser Stelle: Microsoft wird den "IE Mode" in Edge nicht supporten, solange der PC nicht in den "Genuss" von Extended Security Updates kommt.

Kommt der neue Edge Browser mit integriertem Update Service?

Nein - zumindest wird Edge Chromium nicht wie Chrome und andere Apps aus dem Hause Google auf Google Update zugreifen. Stattdessen wird Microsoft seine standardmäßigen Service-Mechanismen zum Einsatz bringen, die ihren Ursprung im guten, alten Windows Update haben. IT-Administratoren können den neuen Edge Browser also wie jede andere Microsoft-Applikation managen - egal ob mit WSUS, WUfB, SCCM oder einer Third-Party-Plattform: Die IT segnet die Updates ab und rollt sie aus, wenn alles bereit ist.

Dieses Support-Dokument legt die Vorgehensweise für IT-Admins ausführlich in allen Schritten dar.

Kann IE11 jetzt weg?

Leider nein. Zwar gab es im Vorfeld Spekulationen darüber, dass IE11 mit der Einführung von Edge Chromium und dem "IE Mode" obsolet wird - inzwischen hat Microsoft aber klargestellt, dass nach aktuellem Stand der Internet Explorer installiert werden muss, um den IE Mode von Edge Chromium nutzen zu können.

Dennoch ist davon auszugehen, dass IE11 in den nächsten Jahren endgültig zu Grabe getragen wird. Im Jahr 2023 könnte es soweit sein, dann laufen die Extended Security Updates für Windows 7 aus.

Mehr Infos zum IE Mode in Edge Chromium finden Sie hier.

Nutzt Microsoft seine User als Versuchskaninchen für neue Features?

Ja, durchaus. Microsoft nennt das Ganze allerdings "Experimentation and Configuration Service (ECS)". Damit wird es möglich, eine Vielzahl von Konfigurationen, Features und experimentellen Features auszurollen. Das geschieht automatisch und ohne Ankündigung.

IT-Administratoren können ECS allerdings per Gruppenrichtlinie blockieren. Hier findet sich auch eine Option, jegliche Kommunikation mit ECS zu unterbinden.

Wird Edge Chromium zeitgleich zu Chrome gepatcht?

Das ist nicht bekannt. Google für seinen Teil versorgt Chrome mit mehreren Updates pro Monat. Die meisten Sicherheitslücken werden mit einer neuen Versionsnummer geschlossen - im Regelfall im Zeitraum von sechs bis acht Wochen. Google schiebt allerdings auch gelegentlich Updates inklusive Bug Fixes dazwischen. Microsoft selbst hat sich bislang noch nicht dazu geäußert, wie - beziehungsweise ob - Edge Chromium mit Googles Browser Schritt halten soll.

Die Unklarheiten bei diesem Thema sind für einen Browser, der im Unternehmensumfeld genutzt werden soll, gelinde gesagt eher ungünstig.

Welche Benefits bringt Edge Chromium sonst fürs Business?

An dieser Stelle kommt die personalisierte Seite ins Spiel, die der Browser beim Start und beim Öffnen eines leeren Tabs anzeigt. Davon gibt es beim neuen Edge Browser gleich zwei Varianten: Die erste zeigt wie bisher regelmäßig besuchte Webseiten und personalisierte News-Meldungen an. Daneben bietet Edge Chromium aber auch eine Office-365-spezifische Seite.

Mitarbeiter von Unternehmen, die Microsofts Softwarepaket aus der Cloud nutzen, können nach dem Login eine weitere Startseite aufrufen über die (nicht nur des Öfteren genutzte) Office-365-Dokumente aufgerufen werden können. Auch die Suchleiste dieser Office-365-Startseite unterscheidet sich: Hier kommt Bing zum Einsatz und Suchanfragen beziehen sich nicht nur auf das öffentliche Web, sondern auch internen Content (etwa Dateien die in OneDrive for Business oder Sharepoint gespeichert sind). Die IT-Abteilung kann hierbei übrigens auch eingreifen und ausgesuchte Inhalte auf dieser Startseite einblenden.

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Computerworld.