"Cloud Repatriation", also die Rückführung von Anwendungen oder Datensätzen aus der Cloud, scheint gerade ziemlich angesagt zu sein. Das Problem daran: Das übergeordnete Ziel sollte darin bestehen, die für Ihr Unternehmen optimale Architektur zu finden. Diese kann in der Public Cloud liegen, muss es aber nicht. Oder noch nicht.
Der Weg zu dieser optimalen Architektur führt über die Geschäftsanforderungen zur Plattform - und nicht umgekehrt. Die meisten Applikationen und Datensätze, die wieder zurückgeführt werden, hätten von vornherein nicht in einer Public-Cloud-Umgebungen betrieben werden, beziehungsweise liegen dürfen. Gelandet sind sie dort vermutlich, weil die Entscheidung zur Migration in die Cloud mehr von Enthusiasmus, denn einem realistischen Blick auf die Fakten geprägt.
Das ist Anlass genug, um die Gründe dafür zu erkunden, warum Apps und Daten nicht aus Public-Cloud-Plattformen auf On-Premises-Systeme zurückgeführt werden sollten.
1. Teure Re-Architektur
Anwendungen aus der Cloud in ein lokales Rechenzentrum zu überführen, kann ein komplexer Prozess sein. Neuarchitektur und Neukonfiguration der Applikationen fressen jede Menge Zeit und Ressourcen. Das ist jedoch in aller Regel erforderlich, damit die Anwendungen und/oder Datensätze optimal funktionieren. Die sich daraus ergebenden Kosten sind oft zu hoch, um den geschäftlichen Nutzen, der sich aus einer Rückführung ergeben würde, zu rechtfertigen.
Bei den genannten Anwendungen handelt es sich in vielen Fällen um solche, die für die Public-Cloud-Migration einem Refactoring unterzogen wurden, sich aber dennoch (und auch schon On-Premises) durch eine schlechte Architektur auszeichnen. Die Sache ist nur: Sie lassen sich auf der Plattform eines Public-Cloud-Anbieters wesentlich leichter optimieren und umgestalten als auf lokaler Ebene - auch weil die Tools, um diese Workloads zu bearbeiten, dort besser sind.
2. Public Clouds bieten mehr Agilität
Agilität ist ein zentraler Business Value, wenn Sie auf eine Rückführung aus der Cloud verzichten. Wenn nicht, müssen Sie sehr wahrscheinlich einen Kompromiss zwischen Kosten und Agilität eingehen. Speziell für Unternehmen in Branchen, die Wert auf Agilität legen, kann die Rückkehr ins lokale Rechenzentrum eine längere Time-to-Market nach sich ziehen.
Diejenigen, die sich mit Cloud-Rückführungsoptionen befassen, konzentrieren sich dabei oft auf die harten Kosteneinsparungen und lassen dabei die "weichen" Vorteile wie Agilität, Skalierbarkeit und Flexibilität außer Acht. Diese bieten jedoch in der Regel einen viel größeren Mehrwert als taktische Kosteneinsparungen. Anstatt beispielsweise nur die Kosten für On-Premises-Festplattenspeicher mit den Storage-Kosten eines Cloud-Anbieters zu vergleichen, empfiehlt es sich, die weniger offensichtlichen, aber oft wirkungsvolleren Geschäftswerte zu berücksichtigen.
3. Legacy Features
On-Premises-Rechenzentren sind - offensichtlich - auf eine physische Infrastruktur angewiesen. Diese ist ganz generell anfälliger für Ausfälle, Wartungsprobleme und andere Störungen und kann im Worst Case zu Produktivitätsverlusten und geringerer Zuverlässigkeit führen. Public-Cloud-Plattformen zeichnen sich hingegen durch hohe Verfüg- und Skalierbarkeit aus.
Dabei neigen nicht wenige dazu, die seltenen Berichte über Cloud-Ausfälle als Beleg dafür zu werten, dass Applikationen und Daten wieder lokal laufen müssen - ein Trugschluss, wenn man nur an die zahllosen manuellen Fehlerquellen in lokalen Rechenzentren denkt. Am Ende ist "die gute alte Zeit" dann die, in der Ihre Daten in der Cloud gespeichert waren.
Stellen Sie sicher, sich bewusst die Fragen "Sollte ich?" und "Könnte ich?" zu stellen. Bei der Beantwortung dieser Fragen sollten Sie für jeden Workload und jeden Datensatz, den Sie für eine Rückführung aus der Cloud in Betracht ziehen, prüfen, welche Kompromisse Sie damit in Bezug auf Geschäft, Technologie und Kosten eingehen. Anschließend treffen Sie eine Entscheidung, bei der der Geschäftswert im Fokus steht. (fm)
ChatGPT weights in on cloud repatriation. Totally captures the somber tone. pic.twitter.com/QfRnf4p7A6
— Charles Fitzgerald (@charlesfitz) December 2, 2022
Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.